
Der große Hochbehälter wird saniert
Asemissen (ted). Es hallt im Hochbehälter wie in einer großen Kirche. Normalerweise steht hier über vier Meter hoch klarstes Trinkwasser. Jetzt ist kahler Beton zu sehen. Hier und da auch die Stahlarmierung, die den Beton zusammenhält. Nach fast 50 Jahren Betrieb wird der Hochbehälter saniert. Eine nicht ganz unkritische Situation für die Trinkwasserversorgung in Leopoldshöhe.
Zwei Hochbehälter stehen am Freesenberg an der Grenze zu Oerlinghausen. Einer fasst 250 Kubikmeter und ist aus dem Jahr 1960. Bis zur kommunalen Neuordnung 1969 und dem Neubau des größeren Behälters hat er Asemissen mit Trinkwasser versorgt. Er ist vor gut zwei Jahren für rund 300.000 Euro saniert worden. Nun ist der zweite Hochbehälter dran. Seine Sanierung wird 500.000 Euro kosten.
Der Grund für die Sanierungen ist derselbe. Mit den Jahren hat sich die oberste Schicht des Hochbehälters abgetragen. Es drohten sich Stellen zu bilden, in denen das Wasser stehenbleibt und deswegen verkeimen könnte. „Es muss hier immer in Bewegung bleiben“, sagt Norbert Wehmeier. Der Ingenieur ist in der Gemeindeverwaltung für das Wasserwerk zuständig. Deswegen gebe es in dem Behälter so wenige Ecken und so wenige flache Stellen wie möglich. Dort könnte Wasser stehen bleiben.
Mit der Sanierung des Behälters hat die Gemeinde das Unternehmen Flint beauftragt. Seit 1948 saniert es Trinkwassersysteme. Um die oberen alten Schichten abzubekommen, haben die Mitarbeiter des Unternehmens die Innenwände des Hochbehälters mit Hochofenschlacke gestrahlt. Es ist ein scharfkantiges Granulat, zugelassen für die Arbeit in solchen Behältern.

Alles unterliege einem Hygienekonzept, sagt Simon Adriaans. Er leitet die Baustelle. Die ist aufgeteilt in vier Zonen. Je dichter am oder gar im Hochbehälter gearbeitet wird, desto strenger die Vorgaben. Bei der Besichtigung durch Medien und Mitarbeiter der Verwaltung galt es noch nicht in allen Zügen, weil die Reinigung des Hochbehälters noch nicht begonnen hatte.
Ab heute darf im Behälter nur noch mit Hygieneanzug gearbeitet werden. Der Beton, der auf die Innenfläche des Hochbehälters mit hohem Druck gespritzt wird, muss für den Kontakt mit Trinkwasser geeignet sein. Er wird von einer Pumpe über Schläuche in den Behälter befördert. „Die Schläuche kommen jetzt hinein und bleiben bis zum Abschluss der Spritzarbeiten drin“, sagt Adriaans. In der Nähe der Pumpe darf nicht geraucht, gegessen oder getrunken werden. Wer in der Nähe der Pumpe ist, muss alles aus seinen Taschen räumen. „Wenn ein Krümel Tabak in den Beton gerät, bekommen wir die daraus folgende Verkeimung des Trinkwassers nicht in den Griff“, sagt Adriaans.

35 Millimeter, an der Decke 40 Millimeter Beton werden aufgetragen. Damit werden auch die Schadstellen in der Hülle des Hochbehälters beseitigt und überdeckt. Am Ende sind Wände und Boden so glatt, als wären sie gestrichen. Nur die Decke ist rau. „An einer glatten Fläche kann sich wegen der Oberflächenspannung Kondenswasser sammeln und dort einige Zeit bleiben“, sagt Adriaans. Dort könnten sich Keime entwickeln. Von den Erhebungen der leicht rauen Decke tropfe das Wasser einfach ab.
Gestrichen oder ausgekleidet wird der Behälter nicht. Das berge die Gefahr der Verkeimung, sagt Wehmeier. Hinter jeder weiteren Schicht, ob Anstrich, Kunststoff- oder Edelstahlauskleidung bilden sich kleinste Stellen, an denen sich Kondenswasser sammeln kann. Adrians hat schon Hochbehälter saniert, in denen sich hinter den Verkleidungen Schimmel, Spinnen und andere Lebewesen gefunden haben. „Sie kommen ja nicht mehr dahinter“, sagt Wehmeier. Alle zwei Jahre werde der Hochbehälter gründlich gereinigt und desinfiziert.

Adriaans beschreibt einen weiteren Vorteil des von der Gemeinde gewählten Verfahrens. Der Beton behalte durch das Wasser eine gewisse Feuchtigkeit und carbonatisiere dadurch nicht. Durch diese chemische Reaktion verändert sich das Gefüge im Beton. Er wird spröde. Im Zusammenhang mit den Chlordämpfen in der Schwimmhalle der Grundschule Nord, führte das zu den dort entstandenen schweren Schäden an Becken und Stützen. 40 Jahre soll die Sanierung des Hochbehälters halten.
Aus vier Brunnen versorgt das Wasserwerk die Leopoldshöher mit Trinkwasser. Sie sind rund 70 Meter tief. Einer der Brunnen ist wegen des Baus der neuen Trasse für die B66 nicht angeschlossen. Die Brunnen fördern täglich 1.750 Kubikmeter Wasser, 250 für den kleinen Hochbehälter, 1.500 für den großen. Einmal am Tag ist diese Menge ins Trinkwassernetz Leopoldshöhes abgeflossen, mit einem Druck im Asemissen von rund 0,6 bar und Heipke mit zwölf bar. „Heipke liegt 120 Meter tiefer als der Hochbehälter“, sagt Wehmeier.

Normalerweise sollen in den Hochbehältern 300 Kubikmeter Löschwasserreserve vorhanden sein, damit die Feuerwehr für etwa zwei Stunden ausreichend Wasser zum Löschen hat. Mit dem kleinen Hochbehälter stehen nur 250 Kubikmeter zur Verfügung. “Wenn er leer ist, ist er leer”, sagt Daniel Matysiok vom Wasserwerk Leopoldshöhe. Deswegen soll der große Hochbehälter auch so schnell wie möglich fertig werden. Im Mai sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Dann muss der Beton noch etwa vier Wochen ruhen, bevor das Trinkwasser aus den Brunnen wieder hineinfließen kann.
Die nächste große Baustelle für das Wasserwerk Leopoldshöhe ist dann schon fast in Sicht. Wenn im Frühjahr die Arbeiten an der neuen Trasse der B66 abgeschlossen sein werden, kann das Wasserwerk in der alten Trasse 300 Meter Leitung zum Brunnen vier verlegen und ihn wieder anschließen.




