LeoN per Telefon nicht erreichbar

Im vergangenen Jahr versprach die Sewikom den Inhabern der Leopoldshöher Nachrichten, einen Glasfaseranschluss bis zum Sommer bereitstellen zu können. Geschehen ist nichts, mit Ausnahme der Kündigung des Festnetzanschlusses. Foto: Thomas Dohna
Im vergangenen Jahr versprach die Sewikom den Inhabern der Leopoldshöher Nachrichten, einen Glasfaseranschluss bis zum Sommer bereitstellen zu können. Geschehen ist nichts, mit Ausnahme der Kündigung des Festnetzanschlusses. Foto: Thomas Dohna

Telekommunikationsunternehmen scheitern an Rufnummernumstellung

Die Welt könnte so einfach sein. Ein Gang zur Grauen Post (wer erinnert sich noch?) und der Telefonanschluss kam, nicht sofort, aber er kam, in Person zweier Mitarbeiter mit Kabel, Bohrmaschine und Telefondose unterm Arm. Nach einer guten Stunde war die Arbeit erledigt und der erste Anruf konnte getätigt werden. Viele Jahre, ja Jahrzehnte lang, klaglos, es sei denn, das Telefon ging kaputt, was selten vorkam, oder ein Baggerfahrer war unaufmerksam, was noch seltener vorkam. Oder ein Relais im Fernmeldezentrum fiel aus, was absolut selten vorkam, weil die Dinger gut gewartet waren. Der Fernmelder der Grauen Post an sich hatte da seinen Stolz.

Heute: Der Telefonanschluss ist weg. Mindestens drei Telekommunikationsunternehmen und deutlich mehr als zwei Mitarbeiter in diesen Unternehmen sind damit beschäftigt, ihn wiederherzustellen. Kein Auto fährt, keine Bohrmaschine dreht, kein Mitarbeiter muss sich von seinem Stuhl wegbewegen. Dennoch dauert es nicht eine Stunde, sondern mindestens einen Tag, bis der Anschluss wieder verfügbar ist, vielleicht, eventuell, wir wollen es hoffen, vielleicht aber auch nicht.

Der Grund scheint simpel: Die Sewikom baut in Leopoldshöhe das Glasfasernetz aus. Die Leopoldshöher Nachrichten wollen auch in den Genuss des schnellen Internets kommen. Der Auftrag ist schon im vergangenen Jahr erteilt, im Sommer vergangenen Jahres sollten die Arbeiten stattgefunden, im Herbst spätestens der Anschluss scharf gestellt worden sein.

Geschehen ist nur eines: Die Sewikom hat den Telefonanschluss beim bisherigen Anbieter 1&1 vorsorglich gekündigt. 1&1 hat’s bestätigt – und den Anschluss um 0 Uhr des 29. März 2022 abgeschaltet und bei dem dritten beteiligten Unternehmen Versatel abgemeldet. Die Leopoldshöher Nachrichten waren und sind seitdem ohne Anschluss unter ihren Nummern.

Die Sewikom sagt: „Wir haben Anfang des Monats 1&1 mitgeteilt, dass die Kündigung bis zum 2. Mai 2022 aufgeschoben werden soll.“ Die ist dort auch angekommen: „Och ja, hier steht was“, meint der 1&1-Mitarbeiter. Offenbar hat die Mitteilung niemand beachtet. Da müsse er jetzt Versatel benachrichtigen, damit die die Telefonnummern wieder aufschalten. „Aber heute wird das nichts mehr“, sagt der Mann. Es ist 13 Uhr. Versatel werde uns benachrichtigen. Sollte der Anschluss immer noch nicht funktionieren, sollten wir, die Kunden, uns bei 1&1 melden, dann müsse wohl die Technik ‘ran, meint den Mann und hält die Auskunft für beruhigend. Erfahrungen aus der Vergangenheit nähren diesen Verdacht: Ab diesem Punkt dürfte es noch länger dauern, bis wieder telefoniert werden kann.

Schöne Neue Welt

Ach ja, die Welt könnte so einfach sein. Aber vielleicht sind wir von den Leopoldshöher Nachrichten nur ein bisschen altmodisch und nostalgisch. Wir erinnern uns noch an eine Bundesbahn, bei der pünktlich auf die Minute genau bedeutete und nicht fünf oder 15 Minuten zu spät – und bei der im Falle eines Falles der Anschlusszug wartete, weil auch er eine Pufferzeit hatte.

Wir erinnern uns noch an eine Graue Post, bei der das Telefon klaglos funktionierte und an eine Gelbe Post, die Pakete und Briefe korrekt beim Adressaten und bisweilen schneller als heute ablieferte – und nicht wie mancher Paketdienst in diesen Zeiten nach einmal flüchtigem Klingen wieder mitnimmt oder in den falschen Postkasten wirft. Und wir erinnern uns an Unternehmen, die ihre einmal gegebene Zusagen einhielten und die nicht etwas versprachen, was sie ohnehin nicht einhalten wollten.

Altmodische Erwartungen

Schöne Neue Welt, vielleicht nicht ganz so wie George Orwell sie beschrieb, sondern die der Schein-Effizienz, des Schein-Services, der Schein-Zuverlässigkeit. Die Mitarbeiter sind freundlich und ordentlich im Umgang mit dem Kunden geschult. Nur hilft das nicht. Im Zweifel ist uns ein bärbeißiger Postbeamter lieber als ewiges Warten auf den Telefonanschluss. Aber vielleicht ist das ja auch nur eine altmodische Erwartung.

Die Leopoldshöher Nachrichten sind nach wie vor unter den bekannten E-Mailadressen erreichbar, telefonisch bis auf weiteres unter 0171 537 5122. Übrigens eine Nummer der Telekom. Funktioniert seit 25 Jahren ohne Probleme.