
Parkhäuser ohne Dach sind Unsinn
Ein Kommentar von Thomas Dohna
Die Parkhäuser in der Brunsheide sollen aus Holz – aber ohne Dach sein. So haben es die Politiker im Hochbau- und Planungsausschuss beschlossen. Der Beschluss gleicht dem Verlangen nach der Quadratur des Kreises und wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Bauruinen produzieren.
Holz ist ein lebender Baustoff. Es nimmt Feuchtigkeit auf und gibt sie wieder ab. Holz arbeitet, wie es so schön heißt. Unter gleichbleibenden klimatischen Bedingungen verändern sich Werkstücke aus Holz nicht. Hunderte Jahre können sie unter diesen Umständen alt werden. Venedig steht auf zum Teil rund 1.000 Jahre alten Pfählen. Solange sie auf voller Länge im Wasser stehen, bleiben sie stabil. Ragt ihr Ende, wie geschehen, nur kurze Zeit über die Wasseroberfläche, beginnt das Holz genau da zu modern, wo Wasser und Luft zusammentreffen. Jeder, der einmal mit offenen Augen in Seehäfen unterwegs war, kennt das: Die Festmacherpfähle zerfallen genau dort, wo die Wellen sie anlaufen.
Pfützen auf dem Parkdeck
Jeder, der auf der obersten, unüberdachten Etage eines Parkhauses bei Regen einmal sein Fahrzeug abgestellt hat, kennt auch das: überall Pfützen. Sie stehen dort, weil die Verwendung eines obersten Parkdecks als Dach einen Zielkonflikt darstellt. Parkflächen dürfen höchstens zwei Prozent geneigt sein, Flachdächer müssen mindestens zwei Prozent geneigt sein. In der Theorie ist das machbar.
In der Praxis wies das Parkhaus an der Jöllenbecker Straße in Bielefeld nach etwa 40 Jahren schwere, durch Feuchtigkeit hervorgerufene Schäden auf. Das Parkhaus besteht vor allem aus Beton. Man stelle sich vor, dieses es wäre seinerzeit aus Holz gebaut worden. Ein solches Holzparkhaus bauen zu wollen, dürfte wegen der aufwändigen Holzschutzkonstruktionen extrem teuer werden, teurer als ein Holzparkhaus mit Dach.
Politiker unter Druck
Den Vorschlag, erarbeitet im Arbeitskreis Brunsheide, beschlossen die Politiker ohne weitere Diskussion. Die muss zuvor stattgefunden haben, denn in Hintergrundgesprächen zeigt der ein oder andere Politiker Unverständnis. In der Sitzung wurde die Höhe der Häuser als Grund für den Beschluss angeführt.
Das wird nicht der hauptsächliche Grund gewesen sein. Politiker, die an oder in Schuckenbaum leben oder dort ihren Wahlkreis haben, sehen sich mit Blick auf die Brunsheide zum Teil enormem Druck ausgesetzt. Die Entscheidung zu den Parkhäusern ist als Beruhigungspille zu verstehen. Nicht so hohe Parkhäuser lassen sich besser an die Wählerschaft verkaufen. Eine Pille mit fatalen Nebenwirkungen. Denn so werden sehenden Auges Baukatastrophen geschaffen. Die Schuld daran wird dann auf den Baustoff Holz geschoben.
Ästhetische Katastrophe
Die Intransparenz des Brunsheide-Arbeitskreises fördert solche Beschlüsse. Gerade bei diesem wäre es für die Öffentlichkeit wichtig zu wissen, wer gegen jegliche baufachliche Erkenntnisse gegen die Dächer war. Um diejenigen in ein paar Jahren zu ihrer Verantwortung für diesen Beschluss und für die daraus entstandenen Folgen befragen zu können.
Ganz nebenbei wird der Beschluss zu einer ästhetischen Katastrophe für das gesamte Quartier führen. Von nahezu jedem höheren Geschoss aus wird auf die Parkhausflächen geschaut werden können. Üblicherweise gelten Wohnungen mit einem solchen Ausblick als minderwertig.
Die FDP hat das Wohngebiet Brunsheide als Leuchtturmprojekt bezeichnet. Der Leuchtturm wird, sollte der Beschluss bestand haben, alsbald Ruinen beleuchten.
Wie ästhetisch hochwertig Parkhäuser aus Holz mit Dach aussehen können, haben wir hier zusammengetragen:
Beitrag im Holzbaumagazin Mikado.
Brandversuch-Video für Holz-Parkhäuser.
Das Video ist auf Französisch. Die Forscher haben zunächst das Brandverhalten des Holzes untersucht, dann das Brandverhalten eines Fahrzeugs. Anschließend haben sie die Erkenntnisse daraus in ein digitales Modell einfließen lassen und verschiedene Szenarien ablaufen lassen. Schließlich haben die Forscher ein 1:1-Modell eines Parkhauses bauen lassen und einige darin stehende Autos in Brand gesetzt. Anschließend zeigt einer der Forscher die zersägten Balken, an denen die Eindringtiefe des Feuers nach 90 Minuten zu erkennen ist. Dieser Versuch soll zum Zeitpunkt der Aufnahme noch einer staatlichen Sicherheits-Kommission vorgestellt werden, die, so ist sich der Forscher sicher, diesen Versuch positiv bewerten wird.
Hier geht es zu einem Bericht über Parkhäuser aus Holz der Deutschen Bauzeitschrift.
Im Schweizerischen Biel steht ein Parkhaus vollständig aus Holz.
Hier gibt es eine Ansicht eines geplanten Holzparkhauses im dänischen Aarhus.
Das angeblich erste deutschen Parkhaus aus Holz steht in Rüsselsheim.
Ein weiteres Holz-Parkhaus steht in Bad Aibling.



