
Das Gesundheitsamt gibt Tipps zum Umgang mit hohen Temperaturen
Leopoldshöhe / Kreis Lippe / Bielefeld (ted). In Ostwestfalen Lippe wird für Dienstag, 1. Juli 2025, und Mittwoch, 2. Juli 2025, eine extreme Hitzebelastung erwartet. Der Kreis Lippe, die Stadt Bielefeld und der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnen eindringlich vor gesundheitlichen Folgen.
Ostwestfalen-Lippe erlebt zurzeit eine Hitzeperiode. Besonders am Mittwoch werden extrem hohe Temperaturen erwartet, bis zu 37 Grad bei einer erwarteten Luftfeuchtigkeit von 25 Prozent. Der gefühlte Wert entspricht damit 41 Grad Celsius.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat für Dienstag, 1. Juli 2025, eine amtliche Warnung vor Hitze ausgesprochen. Der DWD erwartet zwischen 11 und 19 Uhr eine starke Wärmebelastung von bis zu 33 Grad Celsius. Für gestern galt außerdem eine Warnung vor erhöhter UV-Intensität. Der DWD rät in einem solchen Fall zu Sonnencremen mit mindestens Lichtschutzfaktor 30 sowie Kleidung, die die Haut bedeckt, zum Beispiel ein sonnendichtes Hemd – auch im Schatten.
Zwischen einer gefühlten Temperatur und der sogenannten Körpergrenztemperatur gibt es einen Zusammenhang. Die Körpergrenztemperatur beschreibt die Temperatur, ab der sich Körper sich nicht mehr selbst kühlen kann. Das ist ab einer Außentemperatur von 31 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 100 Prozent der Fall. Das zeigt eine Untersuchung des PSU HEAT Projects der Pennsylvania State University in den USA.
Körpergrenztemperatur
Die Forscher dort haben zwölf junge Männer und 13 junge Frauen im Alter zwischen 18 und 34 Jahren einen Tag lang steigender Wärme kombiniert mit steigender Luftfeuchtigkeit ausgesetzt. Außerdem sollten sie sich körperlich leicht anstrengen, gemessen am sogenannten VO2max, einem Wert, der die maximale Sauerstoffaufnahmefähigkeit des Blutes beschreibt. Je besser der VO2max, desto höher die Aufnahmefähigkeit.
100 Prozent Luftfeuchtigkeit bedeutet, dass die Luft kein weiteres Wasser, also auch keinen Schweiß mehr aufnehmen kann. Der Körper kann sich damit nicht mehr über die Verdunstung des Schweißes kühlen. Bei 50 Prozent Luftfeuchtigkeit ist die Körpergrenztemperatur bei 38 Grad Wärme erreicht. Die gilt für junge gesunde Menschen im Alter bis 34 Jahre. Bei älteren Menschen liegt diese Temperatur wahrscheinlich niedriger. Das aber soll noch untersucht werden. Ab einer Körperkerntemperatur von 42 Grad besteht akute Lebensgefahr.
Überhitzung und Hitzschlag
Eine Überhitzung des Körpers kündigt sich durch Kopfschmerzen, Schwindel, Schwäche und Verwirrtheit an. Personen mit solchen Symptomen sollten sofort in kühle Orte gebracht werden und ausreichend trinken. Notfalls sollten Kopf, Arme und Beine mit feuchtkühlen Tüchern gekühlt werden.
Bei einem sogenannten Hitzschlag sind der Kopf und damit die Temperaturregelung im Gehirn überhitzt. Bei einem Hitzschlag verlieren Menschen schlagartig das Bewusstsein und brechen zusammen. Auch da muss der Kopf als Erste Hilfe mit viel kühlem Wasser gekühlt werden.
Niemanden im Auto lassen
Bei einer Außentemperatur von 31 Grad werden in einem Auto ohne laufende Klimaanlage und bei geschlossenen Fenstern eine Luftfeuchtigkeit von 100 Prozent und damit die zu einem Hitzeschlag führende Körpergrenztemperatur innerhalb weniger Minuten erreicht. Bleibt die Luftfeuchtigkeit bei 50 Prozent, überhitzen die Insassen nach spätestens gut zehn Minuten. Das ist auch dann der Fall, wenn die Fenster geöffnet sind.
Hitzelagen nehmen zu
Eine Statistik des Deutschen Wetterdienstes zeigt, dass sich die Durchschnittstemperaturen in Deutschland seit 1881 stetig erhöht haben. Seit dem Jahr 2000 gibt es demnach kaum noch “kalte Jahre”.
Ältere Menschen gefährdet
Das Gesundheitsamt des Kreises Lippe gibt Tipps für heiße Tage, denn hohe Temperaturen belasten den Kreislauf. „Besonders ältere und pflegebedürftige Menschen, Kinder und chronisch Kranke mit Herz- oder Bluthochdruckproblemen leiden unter extremer Hitze. Sie sollten daher kühle Orte aufsuchen, viel trinken und auf die Anzeichen einer Überhitzung wie Kopfschmerzen, Schwindel und Schwäche achten“, erklärt Kerstin Ahaus, Leiterin des Kreisgesundheitsamtes.
Gerade ältere und pflegebedürftige Menschen trinken oft zu wenig, schreibt der Kreis Lippe in einer Mitteilung. Wenn der Körper weniger Wärme abgeben könne, könne es zu einer lebensgefährlichen Überhitzung kommen. Daher empfiehlt das Gesundheitsamt, ausreichend zu trinken, auch wenn man keinen Durst hat. Alkoholfreie Getränke wie Wasser, verdünnter Saft, oder Tee eignen sich am besten.
Kein Alkohol
Nicht ratsam sind Getränke, die Alkohol enthalten. Sie veranlassen den Körper, mehr auszuscheiden, als getrunken wurde – auch hier droht Austrocknen. Eisgekühlte Getränke in großen Mengen können zu Magenbeschwerden führen und sollten daher vermieden werden. Empfehlenswert sind außerdem viel Gemüse, Salate und wasserreiches Obst.
Sinnvoll sei es auch, den Tagesablauf – wenn möglich – den Temperaturen anzupassen. Die Wohnung solle kühl gehalten werden, indem morgens und abends die Räume gelüftet und wenn möglich über den Tag abgedunkelt werden. Zudem solle Aufenthalt in der direkten Sonne vermieden werden. Körperlich anstrengende Aktivitäten sollten auf die kühleren Morgen- und Abendstunden verschoben werden.
Wer sich im Freien aufhält, sollte schattige Plätze wählen und ein Sonnenschutzmittel mit einem Lichtschutzfaktor von mindestens 30 benutzen. Zudem sollte bei Kindern auf eine Kopfbedeckung geachtet werden. Säuglinge und Kleinkinder sowie andere besonders gefährdete Personen und auch Tiere sollten niemals in einem abgestellten Fahrzeug allein gelassen werden – hier droht die Gefahr eines Hitzschlags.