Brand-Lkw ohne Genehmigung gelagert

Die Feuerwehr war mit einem Großaufgebot am Westring im Einsatz. Dort hatte est erst einen Öleinsatz, dann Verletzte und eine intensive Suche nach Gefahrstoffen gegeben. Foto: Thomas Dohna
Die Feuerwehr war mit einem Großaufgebot am Westring im Einsatz. Dort hatte est erst einen Öleinsatz, dann Verletzte und eine intensive Suche nach Gefahrstoffen gegeben. Foto: Thomas Dohna

Unternehmer lässt Fragen unbeantwortet

Asemissen (ted). Der Großeinsatz der Leopoldshöher Feuerwehr am Samstag, 13. September 2025, hat Wellen geschlagen. Der Kreis Lippe ermittelt, die Polizei ebenfalls. Es geht um Umweltstraftaten und Körperverletzung. Der Abschleppunternehmer hat einen Brand-Lkw ohne Genehmigung auf seinem Betriebsgelände im Gewerbegebiet Asemissen gelagert.

Nach Angaben des Kreises Lippe sind ausgebrannte Lkw-Wracks Ursache des Umweltschadens. Die hatte das Unternehmen auf seinem Außengelände gelagert. Regenfälle hätten dann Diesel, Motor- und Hydrauliköl sowie Löschwasser-Rückstände gelöst, die ungehindert in die Regenwasser-Kanalisation und von dort aus in ein Regenklärbecken gelangt waren.

Am Donnerstag, 11. September 2025, war die Freiwillige Feuerwehr Leopoldshöhe zu einem Öl-Einsatz zum Regenklärbecken am Gewerbegebiet Asemissen gerufen worden. Mit Hilfe eines Bootes hatten die ehrenamtlichen Kräfte sogenannte Ölschlengel und Ölbindemittel auf die Oberfläche des Beckens ausgebracht (Leon+).

Am Freitag, 12. September 2025, erneuerten zwei Mitarbeiter des Abwasserwerkes die Ölbindemittel. Mit dabei waren drei Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Gemeindeverwaltung, die sich den Schaden und dessen Folgen ansahen, um mögliche Maßnahmen gegen den Schaden und mögliche Regressansprüche zu prüfen. Die Mitarbeiter des Abwasserwerkes und zwei Mitarbeiter der Verwaltung litten anschließend unter heftigen Kopfschmerzen, Übelkeit und anderen körperlichen Beeinträchtigungen. Sie suchten das Klinikum auf, um die Sache untersuchen zu lassen.

Das löste den Feuerwehreinsatz am Samstag, 13. September 2025, aus, der zum bisher größten ABC-Einsatz der Leopoldshöher Wehr wurde. Die Wehr hatte mit den eigenen Leuten auch gleich die Analytische Task Force (ATF) der Feuerwehr Dortmund alarmiert, die für die Begleitung solcher Einsätze ein Labor zur unmittelbaren Analyse möglicher Schadstoffe bereitstellt (Leon+).

Vor Kurzem gepflastert

Außerdem stellte die Feuerwehr Detmold ihren Einsatzleitwagen als Besprechungsraum zur Verfügung. Die Leitstelle Lippe alarmierte auch das DEKON-P genannte Fahrzeug der Feuerwehr Kachtenhausen, auf dem das Material für eine Dekontaminationsstation geladen ist.

Das Gelände des Abschleppunternehmens scheint erst vor Kurzem gepflastert worden zu sein. Die von außerhalb des Grundstückes zu sehenden Regenabläufe wirken neu. Am Rande des Grundstückes riecht es nach einer Substanz, ähnlich dem Reiniger-Geruch am Regenklärbecken.

Kein Ölabscheider

Der Kreis Lippe bestätigt, dass für das Gelände eine Halle mit Büro zur sicheren Unterstellung von Lkw beantragt und genehmigt worden sei. Verunfallte und ausgebrannte Fahrzeuge dürfen dort nicht gelagert werden. „Für diesen Zweck gibt es keine behördliche Zulassung“, schreibt der Kreis Lippe auf Anfrage der Leopoldshöher Nachrichten.

Die Feuerwehr hatte einen sogenannten Dekontaminationsplatz aufgestellt. Durch den mussten die Einsatzkräfte, wenn Sie von der Einsatzstelle am Regenklärbecken zurückkamen. Foto: Thomas Dohna
Die Feuerwehr hatte einen sogenannten Dekontaminationsplatz aufgestellt. Durch den mussten die Einsatzkräfte, wenn Sie von der Einsatzstelle am Regenklärbecken zurückkamen. Foto: Thomas Dohna

Das Gelände verfügt offensichtlich weder über einen Ölabscheider noch über geeignete Maßnahmen, um das ungewollte Ausbreiten von Gefahrstoffen zu verhindern.  Der Kreis Lippe habe den Antragsteller allerdings im Bauantragsverfahren pro forma darauf hingewiesen, dass die Nutzung als Abstellfläche für beschädigte Fahrzeuge als Sonderfläche zwingend mit beantragt werden müsse. „Das hätte dann die oben beschriebenen baulichen Maßnahmen zur Folge gehabt. Ein solcher Antrag wurde aber nicht gestellt“, schreibt der Kreis Lippe.

Polizei ermittelt

Nach Angaben des Kreise Lippe hat die bei ihm angesiedelte Untere Wasserbehörde (UWB) umgehend ein generelles Verbot zur Lagerung und Beseitigung von Fahrzeugwracks auf nicht zugelassenen Flächen ausgesprochen. Darüber hinaus habe die UWB umgehend die Reinigung der Außenflächen und der Kanalisation angeordnet. Dem sei das Unternehmen bereits nachgekommen. Weitere Maßnahmen wie Ölsperren und Bindemittel seien vor Ort in Absprache mit der Gemeinde Leopoldshöhe und der Feuerwehr getroffen worden. Wie genau die Reinigung und die Beseitigung des verunreinigten Wassers im Regenklärbecken geregelt werden soll, werde derzeit mit der Gemeinde Leopoldshöhe erörtert, teilt der Kreis Lippe mit.

Die Feuerwehr hatte Absperrungen um das Regenklärbecken aufgestellt, was manche Bürger nicht daran hinderte, dennoch durch den Gefahrenbereich zu gehen. Foto: Thomas Dohna
Die Feuerwehr hatte Absperrungen um das Regenklärbecken aufgestellt, was manche Bürger nicht daran hinderte, dennoch durch den Gefahrenbereich zu gehen. Foto: Thomas Dohna

Im Gespräch mit den Leopoldshöher Nachrichten bestätigte der Leiter des Fachbereiches Bauen, Planen, Ordnung, Umwelt, Dirk Puchert-Blöbaum, dass es Überlegungen zum Auspumpen des Regenklärbeckens gebe, damit dieses Becken gründlich gereinigt werden könne. Er bestätigte auch, dass die Polizei von Amts wegen Ermittlungen wegen des Verdachts der Körperverletzung und auf Umweltstraftaten aufgenommen hat. „Deswegen haben wir auf die Erstattung einer Anzeige verzichtet“, sagte Puchert-Blöbaum.

Keine Antworten

Die Mitarbeiter der Verwaltung sind inzwischen wieder weitgehend wohlauf. Welcher Stoff die Vergiftung verursacht hat, ist noch unklar. Die ATF Dortmund hatte Kohlenwasserstoffe und mögliche Reinigerrückstände gefunden.

Die Leopoldshöher Nachrichten haben mehrfach versucht, den Abschleppunternehmer zu befragen. Sowohl unmittelbar während des ABC-Einsatzes der Feuerwehr als auch bei einem Anruf des Unternehmers bei den Leopoldshöher Nachrichten war der Verantwortliche nicht bereit, Fragen zu beantworten. Die auf seinen Wunsch schriftlich ihm eingereichten Fragen hat er bis zur Veröffentlichung dieses Textes nicht beantwortet.

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