
Leopoldshöhe und Mysłakowice feiern Jubiläum
Leopoldshöhe (ted). Eigentlich hatten Leopoldshöhe und Mysłakowice im vergangenen Jahr feiern wollen. 25 Jahre ist es her, dass die Bürgermeister der deutschen und der polnischen Gemeinde die Partnerschaftsurkunden unterzeichneten. Eine Unwetterkatastrophe in Polen verhinderte die Feier. Jetzt haben Vertreter aus Polen und Deutschland die Feier nachgeholt.
Knapp 60 Gäste waren ins Backhaus des Heimathofes gekommen, darunter eine Delegation aus Mysłakowice mit dem Bürgermeister des Ortes Michal Orman. Leopoldshöhe war mit dem stellvertretenden Bürgermeister Klaus Fiedler vertreten. Orman hatte auch seinen Stellvertreter Grzegorz Truchanowicz mitgebracht.
Fiedler wies in seiner Rede auf die Flutkatastrophe im vergangenen Jahr in Südpolen hin, die die Gemeinde Mysłakowice besonders hart getroffen hatte. Wenige Trage darauf hätte die längst organisierte Jubiläumsfeier stattfinden sollen. Orman hatte absagen müssen. Die Ereignisse hätten damals gezeigt, „dass es Zeiten gibt, in denen Solidarität und Mitgefühl wichtiger sind als Feste“, sagte Fiedler.
Seit dem Beginn der Partnerschaft im Jahr 1999 seien viele Brücken zwischen den Menschen gebaut worden, sagte Fiedler. Die regelmäßigen Austausche bei Jungendcamps, kulturelle Veranstaltungen oder wirtschaftliche Kooperationen hätten dazu beigetragen, „dass unsere Gemeinschaften heute enger denn je verbunden sind“, sagte Fiedler.
Was die Partnerschaft geprägt habe, sei die Gastfreundschaft der polnischen Freunde. „Ihr seid bekannt für eure warmherzige Art, die ihr bei jedem Besuch in Polen unter Beweis stellt“, sagte Fiedler. Mehr als 30 Mal seien die Leopoldshöhe in Mysłakowice gewesen.
In den vergangenen 25 Jahren habe es 15 Austauschprogramme für Jugendliche gegeben. Die Jugendlichen aus beiden Ländern seien zusammen Ski und Fahrrad gefahren, hätten Fußball gespielt und Praktika in der jeweiligen Partnergemeinde absolviert. Die Jugendlichen seien es, „die die Zukunft unserer Partnerschaft sichern“, sagte Fiedler.
Er erinnerte auch an die Coronazeit, in der sich die Partner mit kleinen Geschenken gegenseitig unterstützt und Mut gemacht hätten. „Besonders deutlich wurde unsere Solidarität in der gemeinsamen Hilfsaktion für die Ukraine“, sagte Fiedler. Sie sei ein starkes Zeichen gemeinsamer Verantwortung.
Bürgermeister Orman wurde in seiner Rede persönlich: „Die wahren Freunde bewähren sich in der Not“, sagte er und erinnerte damit an die Hilfe der Leopoldshöher anlässlich der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr. „Man kann sich auf Sie in jedem Moment verlassen“, sagte Orman. Die ersten, die Hilfe angeboten hätten, seien die Leopoldshöher gewesen. Orman dankte dem ehemaligen Leopoldshöher Bürgermeister Gerhard Schemmel: „Ich danke, dass ich Dein Freund sein kann.“

Das vergangene Vierteljahrhundert sei eine Zeit intensiver Veränderungen gewesen, sagte Orman, sowohl in den Gemeinden als auch auf internationaler Ebene. Es sei eine Zeit gewesen, in der viele Menschen auf beiden Seiten mit großem Engagement und Leidenschaft die Fundamente für die „einzigartige Zusammenarbeit“ gelegt hätten.
Sei einigen Jahren ist Heike Kortekamp Vorsitzende des Partnerschaftsvereins, der hauptsächlich die Partnerschaft zwischen den Kommunen pflegt. Sie berichtete von einer prägenden Veranstaltung mit dem Kabarettisten Steffen Möller in Polen. Möller bietet Programme auf Polnisch und Deutsch an, in denen er sich über die echten und vermeintlichen Eigenheiten von Polen und Deutschen lustig macht. Dabei sei es untere anderem um den Aberglauben der Polen gegangen. Man heirate nicht in einem Monat mit „r“, „was schwierig ist, denn in fast allen polnischen Wörtern gibt es ein „r““, meinte Kortekamp. Handtaschen solle man nicht auf den Boden stellen, denn das Geld könne sonst herauslaufen.
Während der vergangenen 26 Jahre hätten die Leopoldshöher viel von der Region um Mysłakowice kennenlernen dürfen, sagte Kortekamp. Für sie persönlich haben die Partnerschaft dazu beigetragen, die Heimat ihrer Mutter kennenzulernen. Das Herzstück der Partnerschaften seien nicht Urkunden und Dokumente, sondern die Menschen, die sich begegnen.
Die Vorsitzende des Partnerschaftskomitees Mysłakowice Aneta Stefanczyk berichtete, dass sie als junge Lehrerin 2002 zum ersten Mal mit einem Schüleraustausch der Partnerschaft in Berührung gekommen sei. „Alles war neu: ein anderes Land, eine andere Sprache, eine andere Schule, die andere Lösungen hatte“, sagte Stefanczyk.
Sie habe viele Menschen kennengelernt. Fritz Brokbarthold, der seinerzeit Geschäftsführer des Partnerschaftsvereins war. Ihn habe sie in besonderem Maße ins Herz geschlossen. Den Lehrer Werner Gevelhoff, die derzeitige Geschäftsführerin des Partnerschaftsvereins Eleni Konstantinidis, Gerd Schemmel, Angela Wittemeier, die heute für die Schüler-Austauschprogramme zuständig ist, sie alle hätten Leopoldshöhe zu einem Ort gemacht, an den sie immer wieder gern zurückkehren wolle. Aus beruflichen Kontakten seien echte Freundschaften geworden, sagte Stefanczyk.
Patrycja Skrovzencka ist ebenfalls Lehrerin und in der Partnerschaftsarbeit engagiert. Sie hat Germanistik studiert und kam 2001 erstmals mit Muttersprachlern zusammen, mit den Leopoldshöhern. Mit der Zeit sei die Partnerschaft Teil des beruflichen und privaten Lebens geworden. Auch sie sprach von echten Freundschaften, die entstanden seien.
Die Leopoldshöher ehrten die polnischen Gäste mit Geschenken. Die Mysłakowicer hatten Plaketten anfertigen lassen. Sie überreichten Gerhard Schemmel, dem langjährigen Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins Karl Harbaum, Eleni Konstantinidis, Stefan Diestelhorst, Heike Kortekamp, Fritz Brockbarthold und Angela Wittemeier je eine im Rot eingebundene Plakette. Für Leopoldshöhes Bürgermeister Martin Hoffmann ließ Bürgermeister Orman eine der gebundenen Plaketten mitgeben.
Nach der Unterzeichnung von Urkunden und damit der Erneuerung der Partnerschaft durch Fiedler und Orman gaben sich die Gäste dem Essen, vielen langen Gesprächen und Erinnerungen hin.



