Sorgen um Verwandte, Kollegen und Mitarbeiter

Aufruf zu Friedensgebeten

Leopoldshöhe (ted/liw). Ina Ahari sorgt sich um ihre Mutter und ihre Schwester. Sie leben in Kiew. Stev Mundt sorgt sich um Kollegen in der Ukraine. Er ist Geschäftsführer des Saatzuchtunternehmens W.v.Borries-Eckendorf auf Gut Hovedissen. Die lippischen Bundestagsabgeordnete und Obfrau der CDU im Verteidigungsausschuss Kerstin Vieregge fordert härteste Sanktionen gegen Russland. Die Lippische Landeskirche ruft zu Friedensgebeten auf.

Ina Ahari kommt aus Kiew. Ihre schwerkranke Mutter, ihre Schwester und ihr Neffe leben dort. Sie hätten für morgens vier Uhr Kiewer Zeit eine Warnung vor Luftangriffen bekommen, sagt Ahari. Um 5 Uhr habe das Bombardement dann begonnen. Ahari ist in hörbarer Sorge um ihre Verwandten. Fliehen könnten sie nicht, denn die Mutter könne nicht mehr weg. Für den Neffen sei es wahrscheinlich zu spät, um zu fliehen, alle Straße seien verstopft. In allen großen Städten werde gekämpft, gebe es Tote und Verletzte auch unter der Zivilbevölkerung, haben ihre Verwandten berichtet.

„Härteste Sanktionen“

Kerstin Vieregge, Mitglied des Deutschen Bundestages,  für Lippe und die CDU, fordert härteste Saktionen gegen Russland. Foto: Privat
Kerstin Vieregge, Mitglied des Deutschen Bundestages, für Lippe und die CDU, fordert härteste Saktionen gegen Russland. Foto: Privat

„Die Lage ändert sich minütlich, daher kann jede Einschätzung nur von kurzer Dauer sein“, sagt Vieregge im Gespräch mit den Leopoldshöher Nachrichten. Was gesagt werden könne ist, „dass die Katastrophe nun eingetreten ist und wir von Krieg sprechen müssen.“ Das erfordere einerseits die härtesten Sanktionen, die zur Verfügung stehen und gleichzeitig ausdrückliche Solidarität gegenüber der Ukraine.

Jürgen Berghahn, lippischer Bundestagsabgeordneter der SPD, zeigt sich über den Einmarsch Russland in die Ukraine schockiert. Foto: Privat
Jürgen Berghahn, lippischer Bundestagsabgeordneter der SPD, zeigt sich über den Einmarsch Russland in die Ukraine schockiert. Foto: Privat

Der lippische SPD-Bundestagsabgeordnete Jürgen Berghahn zeigt sich schockiert über die aktuellen Nachrichten aus der Ukraine. „Der russische Einmarsch zeigt, dass Präsident Putin die Zeit zurückdrehen und die Grenzen der UdSSR wiederherstellen möchte“, sagte er gegenüber den Leopoldshöher Nachrichten. Putin akzeptiere die Grenzen und die Eigenständigkeit der Ukraine nicht. „Welche Grenzen wird er in Zukunft nicht anerkennen, wenn wir ihm jetzt nicht seine Grenzen zeigen?“, fragt Berghahn. Mit diesem eindeutigen Bruch des Völkerrechts habe er sich selbst als Gesprächspartner deklassiert. „Nicht nur die europäischen, sondern alle demokratischen Länder müssen nun zusammenstehen und der russischen Regierung ganz klar deutlich machen, dass dieses Vorgehen nicht geduldet wird“, fordert Berghahn. Am Sonntag trete deshalb der Bundestag außerordentlich zusammen, um das weitere Vorgehen zu beratschlagen.

Saatgut für die Ukraine

Das Saatzucht-Unternehmen W. von Borries-Eckendorf erzeugt und vermehrt Saatgut, vor allem Getreide und Raps. Seit vielen Jahren prüft ein Partnerunternehmen in der Ukraine die in Leopoldshöhe herangezüchteten neuen Sorten, welchen Ertrag sie unter den klimatischen Bedingungen in der Ukraine bringen. Über ein anderes Unternehmen mit Sitz in Kiew vertreibt das Unternehmen Saatgut. Bisher habe er noch keinen Kontakt zu den Mitarbeitern der beiden Unternehmen aufbauen können, sagt Mundt im Gespräch mit den Leopoldshöher Nachrichten. Er mache sich Sorgen.

Wirtschaftlich wäre ein Verlust des Marktes Ukraine ein Schlag für das Unternehmen. Die Ukraine ist Getreideexporteur und galt als Kornkammer der bis 1991 existierenden UdSSR. W. von Borries-Eckendorf vertreibt seine Sorten über Partnerunternehmen auch in Belarus. Sanktionen gegen dieses Land würden auch sein Unternehmen treffen, sagt Mundt. „Wir machen uns Gedanken, ob wir im Herbst noch liefern können.“ Russland selbst sei als Markt für sein Unternehmen unbedeutend.

Warnung vor Cyber-Angriffen

Die lippischen Kreisvorsitzenden der Grünen Inga Kretzschmar und Timo Broeker schreiben in einer Mitteilung: „Mit dem heutigen Tag endet eine lange Zeit des Friedens auf dem europäischen Kontinent, ausgelöst durch den russischen Aggressor Wladimir Putin.“ Die Solidarität und die Gedanken der Grünen gelten der ukrainischen Bevölkerung, die unverschuldet in diesen Krieg einbezogen und die Leittragende sein werde. „Aber es wird auch Auswirkungen auf uns hier in Deutschland haben“, schreiben die Grünen. „Wir werden uns auf Cyber-Angriffe auf unsere Infrastruktur gefasst machen müssen, wir müssen dieses Mal vorbereitet sein auf die zu uns kommenden Kriegsflüchtlinge.“

Robin Wagener, lippischer Bundetagsabgeordneter der Grünen, fordert die Bürger auf, an Kundgebungen gegen den Krieg in der Ukraine teilzunehmen. Foto: Lena Gerke/Bündnis 90 / die Grünen
Robin Wagener, lippischer Bundetagsabgeordneter der Grünen, fordert die Bürger auf, an Kundgebungen gegen den Krieg in der Ukraine teilzunehmen. Foto: Lena Gerke/Bündnis 90 / die Grünen

Robin Wagener, Bundestagsabgeordneter und Europapolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag, ergänzt: „Wir werden alles dafür tun, möglichst bald wieder zu einem Frieden in Europa zu kommen“. Er ruft die Bevölkerung auf, an Kundgebungen teilzunehmen. „Wir werden Sie über aktuelle Entwicklungen informieren und bereiten uns gemeinsam mit Ihnen auf die kommende schwierige Zeit vor.“

Die Lippische Landeskirche ruft für heute, 24. Februar 2022, mit den beiden anderen Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen und katholischen Bistümern ihre Kirchengemeinden auf, um 18 Uhr Friedensgebete auszurichten und mit Glockengeläut zum Gebet zu rufen. Landessuperintendent Dietmar Arends zeigt sich in einer Mitteilung bestürzt über einen Krieg in Europa, der so viel Leid über die Menschen bringen und viele das Leben kosten werde. Gewalt dürfe kein Mittel der Politik sein. „Unsere Gedanken und Gebete gehen zu den Menschen in der Ukraine“, wird Arends zitiert. Die Landeskirche rufe ihre Gemeinden zum Gebet für die Menschen in der Ukraine auf und dazu, nicht nachzulassen, für den Frieden zu beten. Einen Vorschlag für ein Friedensgebet gibt es hier: www.lippische-landeskirche.de