115 Einsätze in einer Nacht

Nach dem Unwetter am Samstagabend war die Dorfstraße am Sonntag noch gesperrt. Foto: Thomas Dohna
Nach dem Unwetter am Samstagabend war die Dorfstraße am Sonntag noch gesperrt. Foto: Thomas Dohna

Unwetter in Leopoldshöhe

Leopoldshöhe (ted). „Keller unter“ hieß es in vielen Haushalten in Leopoldshöhe. Am Samstagabend war ein Unwetter mit Starkregen und Böen über Leopoldshöhe niedergegangen. Die Feuerwehr Leopoldshöhe arbeitete 115 Einsätze ab. Es halfen Mannschaften aus Bad Salzuflen und Augustdorf. Zugleich kam ein Alarmierungssystem erstmals zum Einsatz.

Das erste Mal waren Leopoldshöher Wehrleute gegen 19 Uhr im Einsatz. Kurz nach 21 Uhr alarmierte die Leitstelle die gesamte Wehr für eine sogenannte Flächenlage. Bei einer solchen Lage sind große Teile des Gemeindegebiets betroffen. Die Einsätze können dann wegen ihrer Menge nicht mehr zugleich, sondern müssen nacheinander abgearbeitet werden.

Die ehrenamtlichen Kräfte der Feuerwehr besetzten alle Fahrzeuge. Schwerpunkte der Einsatzstellen waren nach Angeben des Einsatzleiters Frank Kogelnik die Ortsteile Greste, Bechterdissen, Schuckenbaum und Leopoldshöhe. Die Dorfstraße war mit Schlamm und in Höhe der Kindertagesstätte Greste mit Schotter überspült. Teilweise sei der Asphalt angehoben worden. Die Feuerwehr sperrte die Dorfstraße.

Auf der Teutoburger Straße in Höhe der Fußgängerbrücke für den Bürgermeister-Brinkmann-Weg war ein Fahrzeug in eine große Wasserlache eingefahren und liegengeblieben. Da sich das Fahrzeug nicht mehr bewegen ließ, sperrte die Feuerwehr die Teutoburger Straße bis Sonntag ab.

An einer Einsatzstelle in Bechterdissen erlitt ein Bewohner eines Hauses in seinem überfluteten Keller einen Elektroschlag. Ein Rettungswagen brachte ihn zur Untersuchung in ein Krankenhaus. Einsatzleiter Kogelnik rät dringend davon ab, in einen überfluteten Keller zu gehen. Die Gefahr eines lebensgefährlichen Stromschlages sei dort immer gegeben.

Auf dem Schuckenteichweg hatten sich Schlamm und Wasser ausgebreitet. An einer Spedition an dieser Straße musste die Feuerwehr eine Tragkraftspritze einsetzen, um der Mengen an eingedrungenem Wasser Herr zu werden.

Vollgelaufene Keller

Die Feuerwehr wurde zu vielen vollgelaufenen Kellern gerufen, die sie mit Hilfe von Tauchpumpen entleerte. „Etliche Einsatzstellen haben sich im Laufe der Nacht von selbst erledigt“, stellt Kogenik fest. Entweder hätten sich die Bewohner mit Pumpen selbst geholfen oder das Wasser sei durch Schächte wieder abgeflossen. Es sei einfach nicht möglich, bei der Menge von Einsatzstellen mit Hilfe der zur Verfügung stehenden Einsatzkräfte und Fahrzeuge alle Einsatzstellen rasch anzufahren.

Die Feuerwehr Leopoldshöhe hatte überörtliche Hilfe angefordert. Zwei Großfahrzeuge der Feuerwehr Bad Salzuflen und eines der Feuerwehr Augustdorf halfen. So waren mit den neun Leopoldshöher Fahrzeugen zwölf Fahrzeuge im Einsatz. Insgesamt leisteten 87 ehrenamtliche Einsatzkräfte den Leopoldshöhern Hilfe. Mit dabei war der Verpflegungszug des Deutschen Roten Kreuzes Leopoldshöhe.

Leopoldshöhe war in Lippe der Schwerpunkt des Unwetters mit insgesamt rund 170 Einsätzen, dessen Vorboten sich schon über den Tag hinweg gezeigt hatten. Neben Leopoldshöhe war in OWL auch der Kreis Paderborn vom Unwetter betroffen.

Die Leopoldshöher Wehr setzte erstmals eine an die Kreisleitstelle angeschlossene Leitstelle ein. Bei Flächenlagen nimmt die Leitstelle weiterhin die Notrufe an, leitet die Meldungen aber unmittelbar an die Leopoldshöher Wache weiter. Die setzt dann die ihr zur Verfügung stehenden Fahrzeuge und Einsatzkräfte nach eigenem Ermessen ein. „Wir sind dabei direkt auf den Leitstellenrechner aufgeschaltet“, erläutert Einsatzleiter Kogelnik. Die Leopoldshöhe Leitstelle kann damit Rückmeldungen zu den Einsätzen eingeben, ohne die Kreisleitstelle kontaktieren zu müssen. Damit werden die Mitarbeiter dort entlastet. Bislang reichte die Kreisleitstelle die Notrufe bei Flächenlagen per Fax an die örtlichen Wachen weiter.

Nach Angaben der Wetterstation Greste sind in Leopoldshöhe bis um 80 Liter pro Quadratmeter Niederschlag gefallen. Die für Leopoldshöhe geltenden Starkregenkarten gehen von einem Niederschlag von 90 Litern pro Quadratmeter aus.

Die Gemeindeverwaltung weist im Zusammenhang von Starkregenereignissen immer wieder auf die Pflicht hin, das hauseigene Abwassersystem mit Rückschlagklappen auszustatten, um volllaufende Keller zu vermeiden.