50 Jahre Tierheim-Historie

„Every dog needs a home“ gilt auch für Buddy, den zirka fünfjährigen Schäferhund-Mix mit vielfältigem eurasischen Gen-Pool, für den Melanie Vogt hundeerfahrene Menschen sucht. Fotos: Christine Reuner
„Every dog needs a home“ gilt auch für Buddy, den zirka fünfjährigen Schäferhund-Mix mit vielfältigem eurasischen Gen-Pool, für den Melanie Vogt hundeerfahrene Menschen sucht. Fotos: Christine Reuner

Tierheim Bad Salzuflen feiert Geburtstag

Bad Salzuflen/Leopoldshöhe (cr). Den Schrecken hat Melanie Vogt noch immer nicht so ganz verdaut. Hohe Kosten kommen einmal mehr auf das Tierheim zu. Nicht nur Parkplätze für Besucherinnen und Besucher fallen durch die Errichtung der Energiezentrale in der Ziegelstraße weg. Die Baumaßnahmen verengen die ursprünglich vier Meter breite Einfahrt zum Tierasyl so, dass größere Fahrzeuge „nicht mehr die Kurve kriegen“, und eine Verbreiterung auf sechs Meter vorgenommen werden muss.

So sehr die Heim-Leiterin die zukunftsweisende Maßnahme begrüßt, die drohenden Kosten von etwa 20.000 Euro kann das Heim, das notorisch knapp bei Kasse ist, nicht aufbringen. „Wir müssen mal wieder betteln gehen“, seufzt die Melanie Vogt.

Spenden akquirieren: ein treffendes Stichwort, denn eigentlich geht es bei diesem Pressegespräch um das Tierheim, das seit 50 Jahren an der Ziegelstraße beheimatet ist. Zuvor lautete dessen prominente Adresse „Rudolph-Brandes-Allee“, musste dort aber dem Projekt Rathaus weichen. Kreatives Bemühen, Privatleute oder Unternehmen dazu zu bewegen, kleinere oder größere Beträge als Sach-, Futter- oder Geldspenden locker zu machen, ziehen sich als roter Faden durch die fünf Jahrzehnte Tierheim-Historie.

Björn Schakat, stellvertretender Vorsitzender des Tierschutzvereins, und Jan-Hendrik Drews, ehrenamtlicher Helfer, tatkräftig unterstützt von Pepe, Ridgeback-/Deutsch-Drahthaar-Mix, bereiten einen Teil des Tierheim-Geländes vor, um es auch für das Jubiläumsfest nutzbar zu machen
Björn Schakat, stellvertretender Vorsitzender des Tierschutzvereins, und Jan-Hendrik Drews, ehrenamtlicher Helfer, tatkräftig unterstützt von Pepe, Ridgeback-/Deutsch-Drahthaar-Mix, bereiten einen Teil des Tierheim-Geländes vor, um es auch für das Jubiläumsfest nutzbar zu machen

Verbesserungen für die Hunde, Katzen, Kaninchen und andere Kleintiere zu erreichen durch Renovierungen, Neubauten und Erweiterungen sowie Aufpeppen des Außengeländes, sind auch weiterhin die finanziellen und kräftezehrenden Aufgaben. Dabei sind dem Tierheim-Team um Melanie Vogt freiwillige Mitstreiter hochwillkommen, „und wenn sie auch nur für ein paar Stunden mit anpacken“. „Bei aller Wertschätzung für die Arbeiten von Spezialisten sind wir selbstverständlich zahlungsbereit, jedoch andererseits auf Preisnachlässe angewiesen“, betont Vogt einschränkend.

Dass das Team der Tierschützerinnen und Tierschützer gemeinsam die Schwierigkeiten der wechselvollen Geschichte von 70 Jahren Tierschutz in Bad Salzuflen und den 50 Jahren des Tierheims gemeistert haben, wollen Zwei- und Vierbeiner mit allen Tierfreunden am Sonntag, 10. August 2025, von 11 bis 17 Uhr mit einem abwechslungsreichen Programm auf dem Gelände an der Ziegelstraße feiern. Parkplätze sind reichlich vorhanden an der Straße „Meerbrede“ und zu Fuß in wenigen Minuten gut über die Werre-Brücke erreichbar.

„Es ist das erste Sommerfest nach 2019 (Corona)“, freut sich die Tierheim-Leiterin, die in diesem Jahr ebenfalls ihren 50. Geburtstag beging. Die Jubilarin weist bei dieser Gelegenheit darauf hin, dass das Salzufler Tierheim auch für Not-Felle aus Leopoldshöhe zuständig ist und freut sich auf Besucher von dort.

Viel Freude werden die getigerten Katzenwaisenkinder Effi und Alva ihren neuen Besitzern bereiten
Viel Freude werden die getigerten Katzenwaisenkinder Effi und Alva ihren neuen Besitzern bereiten.

Angestoßen durch die Corona-Zeit ergaben sich Veränderungen, beispielsweise in der Vermittlungspraxis. Melanie Vogt berichtet, dass sich diese positiv auf die Belegungszahlen bei Hunden und Katzen auswirke. Und seit interessierte Bewerberinnen und Bewerber für einen neuen Mitbewohner erst nach Terminvereinbarung zu Besuch kommen, ist im Hundehaus weniger Aufregung mit lautem Gebell. „Die Schaufensterbummel“ sind den Tagen des offenen Tierheims, jeweils am ersten Samstag eines Monats von 15 bis 18 Uhr vorbehalten. Dann gibt es unter anderem aufschlussreiche Informationen zum Thema Tierschutz in einem anderen Land, jeweils mit passendem Essen und Getränken.

Aus den gewandelten Modalitäten bei den Adoptionen resultiert mittlerweile ein entspannteres Zahlenbild. Aktuell warten 18 Hunde und 30 Katzen auf ein endgültiges Zuhause. „Die Zahl der Katzen wird sich in Kürze deutlich erhöhen, wenn demnächst die neu geborenen Kitten bei uns eintreffen“, prognostiziert Sabrina Fiebig vom Katzenhaus. Für die pflegebedürftigen, weil oft auch verwaisten, Kleinen würde das Katzenhaus-Team gern ehrenamtliche Hilfe in Form häuslicher Pflegestellen in Anspruch nehmen.

Charlie, auf fünf Jahre geschätzter Fundkater mit sensibler Seele möchte endlich ankommen. Für ihn sucht Sabrina Fiebig ein Zuhause, gern mit einem Kumpel.
Charlie, auf fünf Jahre geschätzter Fundkater mit sensibler Seele möchte endlich ankommen. Für ihn sucht Sabrina Fiebig ein Zuhause, gern mit einem Kumpel.

Am Rande des Gesprächs nach ihrem Beruf befragt, kann sich die inzwischen professionelle, gleichzeitig passionierte Tierschützerin mit Schwerpunkt Hund keine andere Lebensaufgabe vorstellen: „Seitdem ich neun Jahre alt bin, engagiere ich mich im Tierheim. Nach meiner Ausbildung zur Rechtsanwalts- und Notargehilfin sowie einem Sozialwissenschafts-Studium habe ich kontinuierlich meinen Horizont in Richtung Hunde erweitert und mich zur zertifizierten Hundetrainerin fortgebildet“. Mein jahrelanges Vorbild dabei ist der Hunde- und Wolfsprofi Günther Bloch. Er meinte, dass man Hunde nicht vermenschlichen, sondern Menschen sollten sich ‘verhundlichen’.

Schreibe einen Kommentar