Ein Besuch in Bechterdissen
Eine „liegengebliebene Geschichte“
Manchmal ist alles ziemlich viel. Wer kennt das nicht? Manches bleibt dann liegen. Das geht der Redaktion der Leopoldshöher Nachrichten nicht anders. Für Herbstferien haben wir einige Geschichten und Themen für Sie, die bei uns seit dem Sommer liegengeblieben sind.
Bechterdissen (nms). Sie leben versteckt zwischen Wohnhäusern und einer Gärtnerei an der Straße Am Steinsiek: acht Lamas. Jeden Freitagnachmittag misten Catherine Lessmeier und ihre Helferinnen Flächen und Ställe auf dem Gelände aus. Aber wie genau sieht so ein Nachmittag mit Lamas aus? Und wie kommt man auf die Idee, hier in Leopoldshöhe Lamas zu halten? Bei einem Besuch beantwortete die Inhaberin des Lamalandes Catherine Lessmeier diese Fragen.
Egal, ob bei Hitze oder extremer Kälte, die Lamas können selbst entscheiden, ob sie sich im Stall oder auf der weitläufigen Wiese aufhalten wollen, sagt Lessmeier. Ihnen machten diese Temperaturschwankungen dank ihres dicken Fells nichts aus. Mindestens einmal im Jahr würden die Tiere geschoren, sagt Lessmeier. Die Wolle gibt sie an Menschen ab, die etwas damit anfangen können. Falls es den Tieren doch einmal zu warm wird, steht für die Lamas ein kleines Planschbecken zur Verfügung, das sie gern nutzten. Sobald das Wasser läuft, spitzen zwei Lamas die Ohren und kommen heran, der Anwesenheit der fremden Menschen zum Trotz.
Bürgermeister
So ein Planschbecken hätte wohl nicht für die ursprünglichen Lieblingstiere Lessmeiers gereicht, denn, wie sie erzählt, war sie früher ein großer Fan von Delfinen. Allerdings können diese Tiere in Deutschland nicht artgerecht gehalten werden. Lessmeier machte sich auf die Suche nach einer Alternative. 2011 entdeckte sie ihre Liebe zu Lamas. Ende 2017 zogen die ersten vier Tiere der inzwischen achtköpfigen Herde ein.
Ein normaler Freitag im Lamaland beginnt mit dem Ausmisten. Lamas sind sehr saubere Tiere, betont Lessmeier. Sie suchen sich ,,Toilettenstellen“. Dort fressen sie nicht und halten Abstand zu ihnen. Diese Stellen müssen mindestens einmal die Woche gereinigt werden. In den Anden, wo die Lamas halbwild auf großen Flächen in Herden leben, meiden sie ihre Toilettenstellen, bis die nicht mehr zu erkennen sind. Lessmeier und ihre Helferin kratzen die Hinterlassenschaften aus dem Gras und schaufeln sie auf Schubkarren. Der Mist wird von Gärtnern gern als Dünger genutzt. Dann werden die Lamas gebürstet, sie werden spazieren geführt oder es wird einfach nur gekuschelt.
Es brummt aus einer Ecke des offenen Stalles. Walli, die ,,Oma“ der kleinen Herde, ist ein wenig unruhig. Sie liegt auf dem Boden, die Beine so untergeschlagen, dass Luft zwischen Beinen, Brust und Bauch hindurchstreichen kann. „So kühlen sie sich, wenn es ihnen zu warm wird“, erläutert Lessmeier. Wenn Lamas miteinander kommunizieren, brummen sie. Walli spürt, dass ein paar Lamas auf einen Spaziergang gehen sollen. Lessmeier und ihre Helferin legen ihnen Halfter an. Sie dürfen auf der Nase nicht zu sehr drücken, denn die Nase ist weich. Druck könnte den Lamas die Luft nehmen.
Kaum sind die vier Tiere auf dem Weg in den Wald, brummt Walli lauter. Es scheint, als riefe sie. Lamas sind Herdentiere, sagt Lessmeier, auch wenn sie auf der Weide reichlich Abstand zueinander halten. Ohne Herde fühlen sie sich allein und gefährdet.
Im nahen Wald liegen einige Baumstämme herum, über die Yoda, Uno und ihre Mutter Chica, mehr oder weniger begeistert springen sollen. Chica treibt es in die Büsche. Sie mag es, sich an den Zweigen zu reiben, sagt Lessmeier. Immer wieder drückt sich Chica durch das Unterholz.
Catherine Lessmeier bietet einmal im Monat samstags Spaziergänge mit den Lamas an. Wer das selber einmal erleben möchte, kann auf der Website des Lamalandes einen Spaziergang mit den Tieren aus den Anden buchen und sie hautnah erleben.