So spannend kann Lokalpolitik sein
„Wem gehört mein Dorf?“ – Spannender Dokumentarfilm über die Bedeutung von Lokalpolitik am 21. Februar in Leos Kino
Als Leos Kino vor über elf Jahren gegründet wurde, ging es nicht nur darum, mit Filmen ein wenig Kultur ins Dorf zu holen, sondern auch darum, Gespräche und Diskussionen anzuregen. Der Dokumentarfilm „Wem gehört mein Dorf?“ wird diesen Anspruch sicherlich erfüllen. Doch bei aller Kontroverse gilt: Das Kinoteam zeigt, regt an und bleibt neutral. Rückschlüsse muss sich unser Publikum schon selbst ziehen.
In „Wem gehört mein Dorf?“ erleben wir durch den sehr persönlichen Blickwinkel des Regisseurs, wie spannend Lokalpolitik sein kann. Wir lernen Göhren, das Heimatdorf des Regisseurs Christoph Eder auf der Insel Rügen, kennen. Die Meinungen über die Weiterentwicklung des 1.300-Seelen-Ortes gehen weit auseinander. Der westdeutsche Investor Wilfried Horst möchte gerne eine große Ferienhaussiedlung in Göhren bauen.
Der Ortsrat wird dominiert von den „Vier von der Stange“. Sie unterstützen jede Aktivität Horsts, weil sie sich Vorteile für ihre eigenen Betriebe erhoffen. Und tatsächlich: Der Tourismus ist das einzige wirtschaftliche Standbein des Dorfes, viele Menschen in Göhren finden nur dadurch Arbeit. Nach der Wende hatte sich die Einwohnerzahl ohnehin schon halbiert. Weitere Abwanderung ist zu erwarten.
Andererseits: Bebaut werden soll ausgerechnet der Hügel Speckbusch, von dem einst Caspar David Friedrich malte und der einen besonders spektakulären Ostseeblick liefert, der durch Bebauung verloren ginge. Investor Horst hat die Göhrener auch schon mal nicht ganz wahrheitsgemäß informiert: Ein versprochenes Krankenhaus entpuppte sich am Ende als Wellness-Hotel. Und wer kann vorhersagen, wie sich der Charakter des Dorfes veränderte?
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Durch seine Nähe und seine Authentizität geriet „Wem gehört mein Dorf?“ zum Liebling der Filmfestivals 2021. Mit Eder tritt eine neue Generation ostdeutscher Regisseure an. Der erst 35-jährige Filmemacher hat die DDR nicht mehr bewusst erlebt, es geht ihm nicht um Vergangenheitsbewältigung einer Diktatur als vielmehr um das Zeigen eines Transformationsprozesses, der im Westen oft zu wenig wahrgenommen wird.
Ob sich die Verhältnisse in Göhren auf andere Projekte in anderen Dörfern übertragen lassen, muss das Publikum schon selbst entscheiden. „Wem gehört mein Dorf?“ trifft aber einen Nerv und zeigt die Bedeutung demokratischer Prozesse vor der Haustür und wie wichtig der Respekt gegenüber Andersdenkenden sein kann. Am Ende verlieren sonst alle Seiten.
Leos Kino zeigt „Wem gehört mein Dorf?“ am Montag, 21. Februar 2022, ab 19.30 Uhr in der Aula der Felix-Fechenbach-Gesamtschule Leopoldshöhe als Lippe-Premiere. Einlass ist um 19 Uhr. Der Eintritt beträgt fünf Euro. Karten können unter leos-kino@gmx.de vorbestellt werden. Es gelten die 2G-Regeln. Bitte denken Sie an entsprechende Nachweise. Die Maskenpflicht gilt auch am Platz während der Vorstellung.