Der falsche Priester

Leos Kino zurück im Familienzentrum

Der Film beginnt in der Hölle. Hier ist das ein Jugendgefängnis in Warschau mit rauen Sitten. Daniel sticht heraus, nicht nur wegen seiner intensiv blickenden Augen. Er möchte Priester werden, doch das ist ihm als Straftäter unmöglich. Auf dem Weg in eine Resozialisierungsmaßnahme haut Daniel ab. Er findet ein kleines Dorf im polnischen Süden, einen kranken Pfarrer und ein Priestergewand. Daniel gibt sich als Priester aus und beginnt die Gemeinde vollkommen umzukrempeln.

„Corpus Christi“ ist ein weiterer Beleg für die aktuelle Stärke des polnischen Kinos. Relevante Geschichten, treffende Inszenierungen und umwerfende Darsteller machen auch diesen Film zum Erlebnis.

Einordnen kann man „Corpus Christi“ aber nicht: der Film enthält durchaus komödiantische Elemente eines Wohlfühlfilms, bricht aber im nächsten Moment radikal damit: Schritt für Schritt arbeitet sich Daniel in die Macht-Tektonik des Dorfes vor, begeistert die jungen Menschen für den Katholizismus und greift den frechen Besitzer des Sägewerks an – und doch wissen wir von Anfang an, dass Daniel natürlich von der Vergangenheit eingeholt werden wird.

Das intensive Spiel von Bartosz Bielenia als Daniel unterstreicht diesen Ritt auf der Rasierklinge. Droht Daniel die Enttarnung, tischt er die nächste Lüge auf. Weil Daniel aber wirklich Priester sein will, wirkt authentisch: was ist Spiel? Was ist echt?  Am Ende kriegt Daniel sie alle über seine Botschaft: Es kommt nicht darauf an, woher man kommt, sondern, wohin man geht.

„Corpus Christi“ erinnert in seiner schlichten Grundidee und seiner komplexen Umsetzung an eine Komödie Billy Wilders und ist die polnische Antwort auf das südkoreanische Meisterwerk „Parasite“. Je raffinierter die Figuren agieren und je mehr sie erreichen, desto tiefer fallen sie. Aber: die Figuren können letztlich nicht anders. So wird Wahrheit zur Lüge und Lüge zur Wahrheit. Eine reizvolle Kombination.

„Corpus Christi“ ist am Montag, den 25. April 2022 in Leos Kino zu sehen. Diese Vorstellung ist nach 25 Monaten die erste Veranstaltung, die wieder im Familienzentrum Leos (Schulstraße 33) stattfinden wird. Bitte bringen Sie vorsorglich einen Mund-Nasen-Schutz mit. Karten können unter leos-kino@gmx.de vorbestellt werden. Der Eintritt beträgt 5 Euro. Einlass ist um 19 Uhr. Die Vorstellung beginnt um 19.30 Uhr.

Vorschau

Über einen, der auszog, ein Windrad zu bauen

„Der Dieb des Lichts“ – Leos Kino stellt das Filmland Kirgisien vor

Wenn man weiß, dass dieser Film zwölf Jahre alt ist, klingt die Geschichte noch prophetischer: Im kleinen kirgisischen Dorf Kok-Mainok wird die Energie immer teurer. Man hat sich abhängig gemacht von Oligarchen und Geschäftemachern. Doch wie gut, dass es Svet-Ake gibt! Der Elektriker weiß, wie man Stromzähler wirkungsvoll „repariert“: War Svet-Ake im Haus, dreht sich das böse Rädchen im Stromzähler plötzlich rückwärts statt vorwärts und schon hat man die Energiekosten im Griff! Die Polizei nennt diese ausgefeilte Technik Manipulation und verhaftet Svet-Ake, doch dieser hat längst eine neue Idee. Warum produziert Kok-Mainok seine Energie nicht einfach selbst? Wind gibt es in Kirgisien schließlich mehr als genug. Svet-Ake macht sich daran, ein Windrad zu bauen und stößt schnell auf Widerstände.

Leos Kino zeigt eine sympathische Komödie mit höchst aktuellen Bezügen aus dem kleinsten der zentralasiatischen Länder am 16. Mai.