Kreis Lippe bildet Wespenberater aus
Leopoldshöhe (ted). Bald ist es wieder soweit: Die Wespen werden fliegen. Viele Menschen fürchten sich vor den oft gelb-schwarzen Insekten. Der Kreis Lippe hat jetzt 60 Wespenberater ausgebildet. Sie lernten Überraschendes über die Wespen.
Auf den ersten Blick sieht eine Wespe wie die andere aus: breite gelbe und etwas schmalere schwarze Streifen, gelbe und schwarze Markierungen am Kopf. Peter Tauchert schaut genauer hin. Der 62-Jährige ist seit 1993 als Wespenberater tätig. Damals war er Berufsfeuerwehrmann. Immer wieder seien er und seine Kollegen zur Beseitigung von Wespennestern gerufen worden.
Im Rahmen regelmäßiger Fortbildungen hörte Tauchert einen Vortrag über den Umgang mit Wespen und Hornissen. Er hörte auch, dass man sich mit dem ungenehmigten Beseitigen von Wespennestern strafbar machen kann. „Das hat mich zum Nachdenken gebracht“, sagt Tauchert.
Kaum Umsiedler im Kreis
Er begann, sich mit den Tieren zu beschäftigen. Er studierte die verschiedenen Arten und Lebensweisen der Wespen. Er begann sich fortzubilden. Heute wird Tauchert – inzwischen im Ruhestand – bundesweit für Vorträge und Hilfen angefragt.
Ihn hatte Sabine Cassel für das Seminar angefragt. Im ganzen Kreis Lippe habe es bis dahin fünf Berater und einen Umsiedler für Wespennester gegeben, alles ehrenamtlich Tätige. Im vergangenen Jahr habe sie einen Großteil ihrer Arbeitszeit für die Wespenberatung aufgewendet, sagt Cassel. Dazu gebe es zwei Firmen, die Nester umsiedeln dürfen. Cassel hofft, dass von den nun ausgebildeten Beratern sich der ein oder andere zum Umsiedler ausbilden lässt. Fünf wären schön.
Tauchert berichtet über die Lebensweisen der Wespen, wie man die Wespenarten voneinander unterscheiden kann, dass es Kurzkopf- und Langkopfwespen gibt, dass eine Art Nester ohne Mantel und andere solche mit Mantel bauen, dass Nester grau oder braun sein können, dass sie eine muschelartige Oberfläche haben können oder eine gestreifte. Eine Tafel hat er für die Teilnehmer vorbereitet, mit deren Hilfe sie die Wespenarten bestimmen können.
Die häufigste Wespe in unserer Region ist die gemeine Wespe, die nicht so heißt, weil sie besonders gern zusticht, sondern weil sie die häufigste ist. Tauchert berichtet von der Deutschen Wespe und der seltenen Sächsischen Wespe, die nicht nur in Sachsen vorkommt. Es gibt dann auch noch die Mittlere Wespe und die Hornissen, die auch eine Wespenart sind. Die Haus-Feldwespe fällt aus allen Arten ein wenig heraus.
Nester ohne Mantel
Sie baut Nester ohne Mantel und kommt anders als alle anderen Arten immer wieder zurück. Sie sei friedlich, sagt Tauchert. Sie beobachte genau und verkrieche sich lieber in ihrem Nest, als auszuschwärmen. Sie siedelt gern innerhalb von Gebäuden auf vergleichsweise glatten Flächen und in warmen Ecken unter Fenstern und in Dachstühlen. Man könne sie kaum vergrämen. Den Platz, auf dem die Nester sitzen, könne man mit Rasierschaum einstreichen, sagt Tauchert. Das helfe – manchmal.
Alle Wespen siedeln sich nie in alten, gebrauchten Nestern an. Die Haus-Feldwespen kommen an den Ort zurück, bauen aber gleich nebenan ihr neues Nest. Die anderen Arten suchen sich einen neuen Ort, unter dem Dachvorsprung, in Garagen, im Holzschuppen, sagt Tauchert. Wieder andere siedeln im Freien. Bemerken die menschlichen Bewohner das Nest, ist die Saison fast schon vorbei. Dann dauere es noch vielleicht vier Wochen, bis die Wespen absterben. Die befruchteten Königinnen ziehen sich in Totholz zurück und überwintern.
Im nächsten Frühjahr kommen die Königinnen wieder hervor und suchen sich einem Platz für ihr Nest, das mit einer Wabe beginnt. Wespen, sagt Tauchert, sind die Hygienepolizei der Natur. Deswegen setzen sie sich beim Grillen gern aufs Fleisch. „Das ist für die Aas wie jedes andere tote Tier“, sagt Tauchert. Auf süße Sachen setzen sie sich, wenn sie Kraft zum Schwärmen brauchen.
Hornissen ernähren sich anders. Sie verbrauchen bis zu zwei Kilo Insekten am Tag für ihre Brut, sagt Jürgen Badtke. Bremsen – oder Pferdefliegen – sind so etwas wie ihre Leibspeise. Deswegen fragt Umsiedler Badtke bei einem ihm bekannten Pferdehof an, ob er dorthin ein Nest umsiedeln dürfe. „Da haben dann alle etwas davon“, sagt er. Die Menschen, die sich vor den Hornissen fürchten, die Pferde, die weniger von den Pferdefliegen gestochen werden, und die Hornissen selbst.
Drei Wespen-Tipps
Tauchert hat drei Tipps, wie man im Sommer mit den Wespen umgeht. Erstens: Nicht um sich schlagen, wenn sie vor dem Gesicht umherfliegen. Sie erkennen ein Gesicht, weil es einem Schema entspricht.
Zweitens: Vor einer Gartenparty oder über den ganzen Sommer hinweg im Garten in einigem Abstand zu den Gartenmöbeln einen Teller mit billigster Marmelade aufstellen. „Die lernen, dass dort die Kraftnahrung schnell und leicht zu bekommen ist“, sagt Tauchert. Die Wespen flögen dann über die Köpfe hinweg.
Drittens: Wenn man das nicht gemacht hat und die Wespen kommen, einen Teller mit Kaffeepulver auf den Tisch stellen und anzünden. „Das stinkt ganz schön“, räumt Tauchert ein. Aber es vertreibe die Wespen zuverlässig.
Mehr Informationen über Wespen und den Umgang mit ihnen gibt es bei Peter Tauchert auf der Seite www.aktion-wespenschutz.de