Eindrücke – so unterschiedlich wie die Menschen selbst

Cellist Stephan Schrader trat in der evangelisch-reformierten Kirche Leopoldshöhe auf. Das Foto ist auf Wunsch des Künstlers außerhalb der Konzerte entstanden und zeigt die Situiation eines der Ein-zu-eins-Konzerte. Foto: Thomas Dohna
Cellist Stephan Schrader trat in der evangelisch-reformierten Kirche Leopoldshöhe auf. Das Foto ist auf Wunsch des Künstlers außerhalb der Konzerte entstanden und zeigt die Situiation eines der Ein-zu-eins-Konzerte. Foto: Thomas Dohna

Cello-Konzerte für Einzelne und Viele

Leopoldshöhe (ED/ted). Etwa 50 Zuhörer und Zuhörerinnen hatten sich am Freitagabend in der evangelisch-reformierten Kirche am Marktplatz in Leopoldshöhe eingefunden, um einem einstündigen Solo-Konzert des Cellisten Stephan Schrader zu lauschen.

Pfarrerin Kornelia Schauf, die das Konzert unter dem Titel „Aus dem Moment – für den Moment“  initiiert hatte, begrüßte die Gekommenen mit den Grußworten, die auch gleichzeitig das Programmthema waren: „Wir haben immer nur diesen einen Moment.“

Einige der Zuhörerinnen und Zuhörer hatten zuvor schon ein je viertelstündiges eins-zu-eins oder eins-zu-zwei-Konzert mit Schrader erlebt. Pfarrerin Schauf betreute die Ankommenden, bevor sie zu ihrem persönlichen Konzert die Kirche betraten und auch diejenigen, die ihre Eindrücke vom Erlebten sacken ließen.

Eine Idee aus der Corona-Zeit

Die eins-zu eins-Konzerte seien rund um die Corona-Zeit entstanden, sagt Stephan Schrader im Gespräch mit den Leopoldshöher Nachrichten. Der Musiker sitzt dabei dem Zuhörenden gegenüber. Er habe auch schon Konzerte in Räumlichkeiten gegeben, in denen die Zuhörenden wählen konnten, ob sie auf einem Stuhl oder Sessel Platz nehmen oder sich lieber auf ein Sofa legen wollten.

Für ihn als Musiker sei es reizvoll, sich auf die Menschen einzulassen und nicht ein festes Programm zu spielen wie im Orchester, sagt Schrader. Ein gewisses Programm gibt es allerdings trotzdem, nämlich die Cellosuiten von Johann Sebastian Bach. Schrader kann sie sämtlich und unmittelbar abrufen und entscheidet bei der Begegnung mit dem Zuhörer oder der Zuhörerin, welches Stück er spielen möchte. Dazu kommen dann im Verlauf der Viertelstunde Variationen und Improvisationen, die spontan und im Verlauf des Konzertes entstehen. Schrader nennt es eine musikalische Akupunktur, die er für jeden einzelnen individuell setzen möchte.

Anschließend ein Konzert für alle

Die Eindrücke der Konzertbesucherinnen und -besucher fielen sehr unterschiedlich aus. Eine Teilnehmerin wäre am liebsten aufgestanden und hätte getanzt. Eine andere fühlte sich in ihren Garten versetzt. Eine dritte war begeistert von der Tatsache, einmal so nahe am Instrument zu sitzen und beobachten zu können, wie der Musiker sein Instrument spielt. Einen Zuhörer bewegte die Frage: Warum spielt er gerade das für mich? Einem anderen fiel es zunächst schwer, sich auf die Musik einzulassen und ein weiterer fand es interessant, wie Musiker während ihres Spiels atmen.

In jedem Fall nahm jeder der Beteiligten eine ganz persönliche individuelle Erfahrung für sich mit nach Hause.

Im Konzert für alle kombinierte Schrader Teile der Bachschen Cello-Suiten 1 bis 4 und 6 mit einigen der 24 Stücke für Violoncello des polnischen Komponisten Mieczysław Weinberg (1919 bis 1996) und eigenen Improvisationen. Eine gute Stunde hörten die Gekommenen konzentriert zu. Sie applaudierten intensiv und bekamen so zwei Zugaben.