Julie Schütze ist leidenschaftliche Feuerwehrfrau
Leopoldshöhe (ED). Es piepst, es pfeift, es zischt. Die Feuerwehrleute atmen schwer, schütteln sich immer wieder einmal und warten auf die nächste Anweisung. Eben haben sie ihren ersten Marsch unter Atemschutz durch die Gemeinde gemacht. Die 18-jährige Julie Schütze ist eine von ihnen.
Vier Wochenenden und einige Besuche im Feuerwehrausbildungszentrum in Lemgo umfasst die Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger und zur Atemschutzgeräteträgerin bei der freiwilligen Feuerwehr. Neben Julie Schütze nehmen zwei weitere Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Leopoldshöhe und zwei der Freiwilligen Feuerwehr Augustdorf an dem Lehrgang teil.
Schütze ist seit 2016 mit Leidenschaft bei der Feuerwehr. Sie kam über ihre beste Freundin, die Kontakte zur Leopoldshöher Wehr hatte, dazu. Die beiden steckten mit ihrer Motivation mehrere Mädchen aus ihrer Klasse in der Realschule Aspe an, sodass zu Beginn bis zu zehn Mädchen über einen Eintritt in die Wehr nachgedacht hätten, erzählt Schütze. Nach der ersten Euphorie seien dann aber wenige übrig geblieben, die tatsächlich bei der Feuerwehr Leopoldshöhe geblieben sind.
Für Julie Schütze stand schon bald fest, dass sie bleiben würde. „Das hat so viel Spaß gemacht! Ich habe eine Weile Tischtennis im Sportverein gespielt, auch mal Tanzen ausprobiert, aber bei der Feuerwehr fühlte ich mich gleich wohl und auf Augenhöhe akzeptiert“, sagt sie rückblickend. „Hier kannst du Fehler machen und niemand stellt dich bloß oder sieht auf dich herab, alle sind hilfsbereit, ich fühle mich wie in einer großen Familie“, sagt sie und lacht wegen des Klischees, das hier aber voll zutreffe, wie sie noch einmal bekräftigt.
2016 ist sie in die Jugendfeuerwehr eingetreten. Zur Jahresdienstversammlung im Januar 2024 übernahm der Leiter der Feuerwehr Harald Schubert die Auszubildende Mediendesignerin offiziell in die Einsatzabteilung. Ihr Eltern hätten sie immer positiv bestärkt und auch im Freundes- und Bekanntenkreis gebe es Interesse an dem, was sie bei der Feuerwehr macht. „Sogar eine Lehrerin hat mich mal was gefragt, was ich doch wissen müsste, weil ich bei der Feuerwehr bin“, erinnert sie sich. „Und ich freue mich noch immer, wenn ein Dienstabend vorbei ist, auf den nächsten Dienstabend in zwei Wochen“, sagt sie und strahlt dabei.
Nun ist sie beim Lehrgang für Atemschutzgeräteträger. „Eigentlich hatte ich ziemliche Angst davor und wollte das zuerst gar nicht machen, aber jetzt habe ich festgestellt, das macht ja richtig Spaß!“ Die schriftlichen Prüfungen seien nicht so das Problem, aber die praktischen Übungen hätten es schon in sich: „Da war ich mir gar nicht sicher, ob ich das schaffen würde.“
Den theoretischen Teil hat sie schon hinter sich gebracht, nun stehen die praktischen Übungen an: Das Erste ist das Kennenlernen und die Handhabung des Atemschutzgerätes. Die Maske aufsetzen, prüfen, ob sie dicht sitzt, die Flammschutzhaube darüber, Jacke zu, den Helm auf, die sogenannte Einsatzkurzprüfung des Gerätes, anschließend mit Hilfe eines Kameraden das Gerät auf den Rücken wuchten, die Gurte wie bei einem Rucksack anziehen. Dann, wieder mit Hilfe einer Kameradin, den Lungenautomat an die Maske anschließen. Ausbilder Christopher Dove gibt einen Tipp: „Dabei die Luft anhalten.“ Es zischt, die Luft strömt in Julie Schützes Maske.
Dann folgt der erste Marsch mit dem 15 bis 20 Kilogramm schweren Gerät auf dem Rücken. Er führt von der Wache am Schuckenteichweg aus ein Stückchen die Lagesche Straße entlang, dann den Bürgermeister-Brinkmann-Weg die Brücke hinauf, über den Aldi-Parkplatz bis zur Hauptstraße, in die Neue Straße und über das Sägewerk zurück zur Wache. Unterwegs werden immer wieder die Luftdrucke der einzelnen Geräte geprüft. Schütze hat gelernt: „Gleichmäßiges und ruhiges Atmen verbraucht weniger Sauerstoff als hektisches unregelmäßiges Atmen.“
Ausbilder Dirk Teubner führt die Truppe an und bestimmt auch das Tempo. An der Steigung zur Fußgängerbrücke über die Teutoburger Straße zieht er das Tempo an. Körperliche Fitness ist schon von Vorteil, wie sich herausstellt. Bald fängt ein Gerät an zu pfeifen, eine Warnung, dass die Luft bald zu Ende geht. Kaum stehen die Leopoldshöher eine Weile, fangen die sogenannten Totmannwarner an zu piepen. Im Einsatz ist das ein Zeichen, dass die Person, deren Warner piept, möglicherweise bewusstlos ist.
Julie Schütze hat am Ende des Marsches wie die beiden jungen Männer aus Augustdorf so wenig Sauerstoff verbraucht, dass die drei noch einige Extraübungen in Form von Kniebeugen machen müssen. Danach endlich darf sie das schwere Gerät vom Rücken nehmen, die Maske absetzen und einen tiefen Schluck aus der Wasserflasche nehmen.
Dirk Teubner gibt Hinweise, wie das Abnehmen funktionieren muss, worauf zu achten ist. „Das Tragen des Atemschutzgerätes kann man vielleicht mit dem Tragen eines Wanderrucksackes vergleichen, auch da lastet das Gewicht nicht auf den Schultern, sondern auf dem Becken und wird entsprechend festgegurtet,“ erklärt er.
In der Atemschutzwerkstatt machen die AGT-Schülerinnen und -Schüler die Geräte wieder einsatzfähig. Dirk Teubner, Christopher Dove und Mit-Ausbilder Tom Siekmann zeigen, wie es geht und helfen. Die Atemluftflasche muss ausgetauscht werden, der Anschluss muss geprüft werden, sodass bei einem Einsatz das Gerät funktioniert. „Das kann überlebenswichtig sein,“ mahnt Dirk Teubner zur Sorgfalt. Nachdem die Wehrleute alle Geräte aufs Sorgfältigste geprüft und einsatzbereit gemacht haben, geht es endlich zum Umziehen.
Julie Schütze strahlt: „Das hat Spaß gemacht! Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Termin, da werden wir das erste Mal mit dem Atemschutzgerät durch die Strecke gehen!“