Bedrohter Wiesenbrüter braucht mehr Feuchtgebiete – NABU Naturinfo
Leopoldshöhe. Früher gab es ihn auf fast jedem Feld. Heute ist der Kiebitz (Vanellus vanellus) in Deutschland stark gefährdet. Schuld ist vor allem der Mensch.
Entwässerung und intensive Landwirtschaft sorgen dafür, dass der Vogel des Jahres 2024 immer mehr seiner natürlichen Lebensräume verliert. Als Lebensraum bevorzugt der Kiebitz schwachwüchsiges, kurzrasiges Grünland auf feuchten bis nassen Standorten. Solche Lebensräume werden zunehmend selten. In der Kulturlandschaft weicht er gerne auf Flächen aus, die durch Pflügen und Eggen während des Winters vegetationsfrei gehalten werden – sogenannte Schwarzbrachen.
Diese können eine doppelte Gefahr für den Kiebitz bergen: Er verliert oftmals die erste Brut, wenn während der Brutzeit im April der Mais gedrillt, also das Saatgut mit Hilfe von Maschinen ausgebracht wird. Nach dem Säen bleiben die Flächen für den Kiebitz aber zunächst attraktiv und er beginnt ein Nachgelege, eine zweite Brut.
Doch auch der zweite Brutversuch scheitert, wenn der Mais zum ersten Mal mit Pflanzenschutzmitteln behandelt wird und damit die Deckung und die Nahrungsgrundlage für den Kiebitz verloren gehen. Das Nest befindet sich zumeist an Stellen mit kurzer Vegetation, damit die brütenden Weibchen eine gute Rundumsicht haben.
Nach 26 bis 29 Tagen schlüpfen die Küken. Sie sind mit ihrem erdfarbenen Federkleid gut getarnt und drücken sich bei Gefahr bewegungslos an den Boden – so lange, bis die Eltern entwarnen. Die Jungen sind nach etwa vier Wochen flügge.
Kiebitze ernähren sich bevorzugt von Würmern sowie Insekten und deren Larven, verschmähen aber auch Pflanzensamen nicht. Die zuletzt sehr trockenen Jahre und der hohe Druck von Raubsäugern wirken sich ebenfalls negativ auf die Bestände aus.
Wer einen Kiebitz im Flug beobachtet, denkt unwillkürlich an einen fliegenden Waschlappen. Das mag sich zwar nicht sehr schmeichelhaft anhören, doch treffender kann man die Flugbewegungen des Vogels nicht beschreiben.
Bernd Milde, Vorsitzender des NABU Kreisverbandes Lippe hat beobachtet und weiß zu berichten: „Zugegebenermaßen sind die akrobatischen Einlagen, die Kiebitze während ihrer Balzflüge zum Besten geben, echt bewundernswert”. Ein beeindruckendes, faszinierendes Schauspiel, wie er findet.
Besonders auffällig an dem taubengroßen Vogel ist zudem der keck nach hinten gerichtete, lange Federschopf am Kopf. Unverwechselbar ist auch die Gefiederfärbung: Aus der Ferne erscheint die Oberseite schwarz, aus der Nähe dunkel-metallisch-grün angehaucht. Und natürlich sein typischer Alarmruf, der dem Kiebitz seinen Namen gegeben hat: kiju-wit.
Der Kiebitz ist ein Kurzstreckenzieher. In milderen Wintern bleiben viele Individuen hier und verzichten auf den Flug in die Winterquartiere in Frankreich, Großbritannien oder Spanien. Im März kann man die Männchen bei ihren akrobatischen Balzflügen beobachten.
Bernd Milde: “Wer im Kreis Lippe noch die aufgeregten Rufe des Kiebitzes hört, darf sich glücklich schätzen”. Im Jahr 2023 wurden lippeweit leider nur noch 18 Kiebitzbrutpaare festgestellt – auf einer Kreisfläche von fast 1.250 km²”!
Wie können wir dem Kiebitz erfolgreich helfen?
Um den Kiebitz dauerhaft zu schützen, sollten Feuchtgebiete, insbesondere Feuchtwiesen, renaturiert werden. Aber es hilft zum Beispiel auch, kleinere nasse Senken oder Feuchtflächen auf Ackerflächen nicht zu bearbeiten.
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