Klima-Kino
Von Ulrich Schumann
Gleich drei neue Filme beschäftigen sich auf ganz unterschiedliche Weise mit dem Klimawandel / Leos Kino stellt sie vor
Wie geht es denn nun weiter mit unserem Planeten? Obwohl der Klimawandel medial nicht mehr so präsent ist wie vor ein paar Jahren, ist er doch da und beeinflusst unser Leben immer stärker. Auch das Kino beschäftigt sich mit dem Thema. Doch hier stellen sich künstlerische Fragen: einfach die große Katastrophe auf die Leinwand zu bringen, ist kostspielig und lässt die Zuschauer auf die Dauer abstumpfen. In den nächsten Wochen kommen gleich drei Filme in unsere Kinos, die ganz unterschiedliche Wege finden, um mit dem Klimawandel umzugehen.
Üben, Üben, Üben (Norwegen 2023; Regie Laurens Pérol); ab 05.09.2024 im Kino
Die 18jährige Trine ist leidenschaftliche Trompeterin und wird zu einem wichtigen Vorspiel nach Oslo eingeladen. Das Problem: Trine wohnt weit im Norden des Landes, 1500 Kilometer von Oslo entfernt. Als engagierte Klimaaktivistin weigert sich Trine in ein Flugzeug zu steigen. „Üben, Üben, Üben“ erzählt nun, wie Trine nach Oslo trampt. Sie ist dabei auf die Hilfe Fremder angewiesen. Ihr Unternehmen droht bald zu scheitern…
Der deutsche Regisseur Laurens Pérol erzählt in fast dokumentarischen Bildern eine metaphorische Geschichte über gesellschaftliche Veränderungen. Der Film wurde in Hof und Lübeck ausgezeichnet. Genau wie Trine reiste Pérol per Anhalter zu den Festivals.
Trailer zu „Üben, Üben, Üben“: https://www.dailymotion.com/video/x92dye8
Interstellar (USA 2014, Regie: Christopher Nolan); ab 26.09.2024 als Wiederaufführung im Kino
Wie wunderbar: zehn Jahre nach dem eigentlichen Start kommt „Interstellar“ noch einmal in die Kinos. Christopher Nolan („Oppenheimer“) zeigt sich hier einmal mehr als Visionär. In „Interstellar“ packte er schon vor zehn Jahren Themen an, die damals kaum diskutiert wurden. Und das mit gewaltigen Actionszenen im Mainstreamkino!
Der Film spielt in der nahen Zukunft. Die Menschheit ist vom Aussterben bedroht, weil sie aufgrund des Klimawandels nicht mehr genug zu essen hat. Durch Zufall gerät der ehemalige Astronaut Cooper in eine Mission, die die Evakuierung der Menschheit von der Erde plant. Cooper macht sich auf dem Weg zum Saturn, um dort Möglichkeiten für eine Kolonisation auszuloten. Doch dafür muss er seine Familie zurücklassen…
„Interstellar“ steht durch seine visionäre Kraft, die clevere Vielschichtigkeit, die technische Brillanz, die philosophischen Diskurse und die warmherzige Erzählweise in einer Reihe mit den ganz großen Science-Fiction-Filmen.
Trailer zu „Interstellar“: https://www.youtube.com/watch?v=FByEFOAQeU0
Architecton (Deutschland, Frankreich, USA 2024; Regie: Victor Kossakovsky), ab 03.10.2024 im Kino
Dass auch das Wohnen mit dem Klimawandel zusammenhängt, ist keine neue Erkenntnis. Der Dokumentarfilmer Victor Kossakovsky stellt sich in seinem Werk „Architecton“ die Frage, wie wir in Zukunft wohnen wollen. Kossakovsky begibt sich dazu auf eine lange Reise durch die Geschichte der Architektur, von den Tempelruinen in Baalbek bis hin zum Erdbeben in der Türkei 2023.
In großartigen Bildern werden Fragen aufgeworfen: wie positionieren wir uns neu in der Natur? Wie können wir sie bewohnen? Wie können wir mit Ressourcen nachhaltig umgehen? Bei manchen Aufnahmen in diesem Film fragt man sich, wie sie technisch überhaupt möglich sind. Und wenn nach etwa 15 Minuten ein Erdrutsch gezeigt wird, muss man zugeben: so etwas hat man im Kino noch nicht gesehen.
Trailer zu „Architecton”: https://www.youtube.com/watch?v=q9neqiUfSEE