Gedenken auf dem Friedhof Dahlhausen
Leopoldshöhe (ted). 80 Jahre ist die Landung der Alliierten in der Normandie her. Vor 80 Jahren erhob sich die polnische Heimatarmee zum Warschauer Aufstand. Daran erinnerte Bürgermeister Martin Hoffmann beim Gedenken zum Volkstrauertag auf dem Friedhof Dahlhausen.
Zuvor hatte Pfarrerin Erika Sehring im Gottesdienst in der Friedhofskapelle Dahlhausen mit der Auswahl von Liedern, die während der Diktatur der Nationalsozialisten zwischen 1933 entstanden sind, direkten Bezug auf die Opfer der Diktatur genommen. Lieder von Jochen Klepper und Dietrich Bonhoeffer erzählen trotz unmittelbarer Bedrohung mit dem Tod durch die Nationalsozialisten und ihrer deutschen Helfer von Hoffnung in dunkler Zeit.
Pastorin Sehring predigte über einen Brief des Paulus an die Römer aus dem neuen Testament der Bibel, in dem er den Menschen in Rom klar macht, dass es nicht darauf ankommt, wie genau er oder sie lebt, sondern dass es auf den Glauben ankommt. Sehring erinnerte daran, dass Kriege dann entstehen, wenn jemand auf seinem vermeintlichen Recht beharrt und es mit Gewalt durchsetzen will.
Bürgermeister Martin Hoffmann erinnerte an die Landung der Alliierten als Beginn der Befreiung Westeuropas von der deutschen Diktatur und an den Warschauer Aufstand, der für Polen dasselbe leisten sollte. Er wurde in monatelangen Kämpfen von der deutschen Wehrmacht brutal niedergeschlagen, während die Rote Armee der UdSSR den Sieg der Wehrmacht abwartete und die Überlebenden der polnischen Heimatarmee verfolgte.
Warschauer Aufstand
Rund 150.000 Zivilisten und bis zu 20.000 Kämpfer der polnischen Heimatarmee starben. Hoffmann begrüßte es, dass dieses gemeinsame Gedenken, auch angeregt durch den Volksbund deutscher Kriegsgräberfürsorge, nun möglich sei. Das Gedenken an den Warschauer Aufstand sei seit 1989 zu einem Schlüsselereignis des nationalen Selbstverständnisses in Polen geworden.
Hoffmann und seine ehrenamtlichen Stellvertreter Andreas Brinkmann und Klaus Fiedler sowie Vertreter des Sozialverbandes Deutschland und das CDU-Ratsmitglied Friedrich Wehmeier legten am Ehrenmal Kränze nieder.
Seit 1952 wird in Deutschland zwei Sonntage vor dem ersten Advent der Volkstrauertag begangen. Er ist seitdem ein staatlicher Gedenktag und gehört zu den sogenannten stillen Tagen, für die es besondere gesetzlichen Bestimmungen gibt.
Wandlung des Volkstrauertages
Der Volkstrauertag geht auf eine Initiative des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge zurück, der 1919 nach Ende des Ersten Weltkrieges an die Millionen im Ersten Weltkrieg getöteten deutschen Soldaten erinnern wollte. 1922 fand die erste Gedenkveranstaltung im Reichstag statt. Sogleich versuchten verschiedene politische Lager, den Tag für ihre Zwecke zu nutzen. Während konservative und nationalliberale Kreise versuchten, die Grausamkeiten des Krieges mit dem Appell den Nationalstolz und offene Republikfeindlichkeit zu übertünchen, nutzten liberale und linksgerichtete Vereinigungen zu Friedensappellen.
Während der nationalsozialistischen Diktatur machten die Rechtsextremisten auf Initiative des Gründers und damaligen Präsidenten des Volksbundes Siegfried Emmo Eulen den Tag zum sogenannten Heldengedenktag, bei dem nicht mehr der Toten, sondern der vermeintlichen Helden gedacht und der Krieg verherrlicht wurde.
1952 einigten sich die westdeutschen Bundesländer auf einen neuen Volkstrauertag, zumeist ohne die genauen Inhalte des Tages festzulegen. In der DDR fand der „Internationale Gedenktag für die Opfer des faschistischen Terrors und Kampftag gegen Faschismus und imperialistischen Krieg“, am zweiten Septembersonntag statt, mit einem Schwerpunkt auf das Gedenken der Opfer des Faschismus, gepaart mit Kritik am angeblich imperialistischen Westen.
Im Westen wandelte sich der Tag vom Gedenken an die Gefallenen der beiden Weltkriege in einen Tag zum Gedenken an alle Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, an dem auch den in Auslandseinsätzen gestorbenen Bundeswehrsoldaten gedacht wird. In der Bevölkerung ist allerdings oft noch lange vom Heldengedenktag gesprochen worden.
Am kommenden Sonntag, 24. November 2024, gedenkt am 11.30 Uhr die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde mit Vereinen aus Leopoldshöhe am Ehrenmal an der Kirche am Marktplatz den Toten von Kriegen und Gewaltherrschaft.