Trennung von Klinikum-Geschäftsführer

Der Standort Lemgo des Klinikums Lippe soll als Krankenhaus der Grundversorgung mit stationären Fachkliniken erhalten und mit ambulanten Angeboten weiterentwickelt werden. Foto: Klinikum Lippe
Foto: Klinikum Lippe

Gesellschafterversammlung stimmt mehrheitlich dafür

Kreis Lippe. Die Gesellschafterversammlung der Gesundheit Lippe GmbH hat sich mehrheitlich für eine einvernehmliche Trennung von Geschäftsführer Johannes Hütte zum 31. März 2025 ausgesprochen. Gleichzeitig hat sie Landrat Axel Lehmann als Vorsitzenden der Gesellschafterversammlung mit der Suche nach einer neuen Geschäftsführung oder eines Interim-Managements beauftragt, teilt der Kreis Lippe mit.

Persönliche Erklärung von Landrat Lehmann

„Ich bedaure diese Entscheidung sehr und halte sie mit Blick auf die weitere Entwicklung unseres Klinikums und der medizinischen Versorgung der Lipperinnen und Lipper für grundfalsch. Obwohl auf die offensichtlich weitgehend im Alleingang vorgetragene Abberufungsforderung der beiden Parteichefs Brakhage (CDU) und Freiberger (SPD) tatsächlich kein entsprechender Antrag eingegangen ist, habe ich mich zum Handeln gezwungen gesehen. Nur so ist weiterer Schaden vom Klinikum und von der Person des Geschäftsführers abzuwenden.

Dr. Hütte hat seit 2016 das Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich geführt. Er hat die Entwicklung vom Kreiskrankenhaus zum Universitätsklinikum mit allen damit verbundenen Verbesserungen in der medizinischen Versorgung maßgeblich mitgestaltet. Und er hat dringend nötige Investitionen in Bausubstanz und Medizintechnik umgesetzt. Trotzdem habe ich mich gezwungen gesehen, entgegen meiner eigenen Überzeugung, eine einvernehmliche Vertragsauflösung herbeizuführen, weil ein Geschäftsführer während des größten strukturellen Umbaus der gesamten deutschen Kliniklandschaft von einer breiten politischen Unterstützung getragen werden muss.

Wir wechseln jetzt mitten im Strom die Pferde. Und dieser Strom ist reißend: Deutschlandweit leiden die Kliniken unter erheblichem Personalmangel, 80 Prozent der Kliniken in Deutschland schreiben rote Zahlen, die Krankenhausreformen von Bund und Land zwingen Kliniken zu gewaltigen Struktur- und Prozessveränderungen, unsere Entwicklung zum Universitätsklinikum ist längst nicht abgeschlossen (bisher sind sieben von zwölf Lehrstühlen besetzt), es stehen bauliche Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe an und es warten komplexe Gespräche mit dem Land und der Ärztekammer über unsere Standortentwicklung und Fördergelder. Die erfolgreiche Entwicklung des Universitätsklinikums ist besonders wichtig, weil sie unmittelbaren Einfluss auf die künftige medizinische Versorgung der Menschen hat. Sie bringt junge, hoch qualifizierte Medizinerinnen und Mediziner nach Lippe. Nur so werden wir als überwiegend ländliche Region dem Ärztemangel im Klinikum aber auch in der Niederlassung begegnen können.

CDU und SPD tragen jetzt maßgeblich die Verantwortung für die weitere Entwicklung des Klinikums. Sie werden sich daran messen lassen müssen, ob die Neustrukturierung des Klinikums Lippe, die universitäre Weiterentwicklung, die notwendigen Bauprojekte und die wirtschaftliche Stabilisierung mit einer noch zu suchenden neuen Geschäftsführung gelingen. Das gilt umso mehr, als eine zeitnahe und dauerhafte Wiederbesetzung auch aufgrund der anstehenden Kommunalwahl ungewiss ist. Während dem Klinikum Lippe eine eineinhalb jährige Hängepartie droht, werden sich benachbarte Häuser aktiv neu aufstellen und sich so Wettbewerbsvorteile und Fördergelder sichern. Aufgabe der lippischen CDU bleibt es trotzdem, die dringend benötigten Fördergelder in Düsseldorf bei ihrem Parteifreund Minister Laumann für das Klinikum Lippe locker zu machen.“

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