
Wandern Tagschmetterlinge bei großer Hitze häufiger?
Leopoldshöhe. Tagfalter sind Schönwetterflieger, ihr Erscheinen bereitet vielen Menschen Freude, kann in vielen Fällen gar Begeisterung auslösen. Die gute Nachricht in diesem Sommer ist: Schmetterlinge profitieren bisher vom warmen Wetter.
Für viele Schmetterlingsarten ist die bisher warme Witterung in diesem Sommer nach Einschätzung des Naturschutzbundes von Vorteil. Es sei bisher ein „gutes Schmetterlingsjahr“», so Hans Dudler, Schmetterlingskundler beim NABU Lippe.
Trotz einer längeren Trockenphase im Frühjahr seien die Futterpflanzen der Falter nicht vertrocknet, so dass die Schmetterlingsraupen noch ausreichend Nahrung zu sich nehmen konnten. Die Schmetterlinge selbst kämen mit Wärme in der Regel gut zurecht.
Bei großer Hitze “wandern” Tagfalter allerdings häufiger als bei normalen sommerlichen Tagestemperaturen. Binnenwandernde Tagfalter gibt es einige, recht mobil sind u.a. der Kleine Fuchs, das Landkärtchen, aber auch Weißlingsarten wie der Zitronenfalter oder Arten aus der Familie der Kohlweißlinge und natürlich auch der Schwalbenschwanz. „Von dem uns”, so Ewald Thies vom NABU Leopoldshöhe, “in diesem Sommer erfreulicherweise besonders viele Beobachtungen übermittelt werden”.
Auch das Waldbrettspiel ist extrem wanderungsfreudig, ganz besonders in warmen Sommern streifen die Falter weit umher. Das Wanderverhalten von Schmetterlingen ist eine Anpassungsstrategie an ungünstige Umweltbedingungen und wird durch den Klimawandel verstärkt.

Was die Vermeidung von Überhitzung angeht: Schmetterlinge sind wechselwarme Tiere und ihre Körpertemperatur ist stark von der Umgebungstemperatur abhängig. Extreme Hitze kann für sie tödlich sein. Um das zu vermeiden, suchen sie kühlere Orte auf. Oder sie verändern ihre Flugzeiten, fliegen morgens früher und sind bis in die frühen Abendstunden aktiv.
Bei der Suche nach geeigneten Lebensräumen und Nahrungsquellen verfolgen Schmetterlinge diese Strategie: Hohe Temperaturen gehen oft mit Trockenheit einher, was dazu führen kann, dass Futterpflanzen vertrocknen oder die Nektarproduktion einstellen. Schmetterlinge müssen dann neue Gebiete finden, in denen ausreichend Nahrung und geeignete Bedingungen für ihre Entwicklung (Eiablage, Raupenentwicklung) vorhanden sind.
Viele Falterarten wandern in kühlere Regionen ab. Studien zeigen, dass viele Schmetterlingsarten aufgrund der steigenden Temperaturen ihren Lebensraum in höhere Lagen oder nördlichere Gebiete verlagern. Dies ist eine Reaktion auf den Klimawandel, bei der sie den wärmer werdenden Tieflandbereichen entfliehen.
Und sie passen ihre Flugzeiten an. Durch die Klimaerwärmung beginnen die Aktivitätsphasen vieler Schmetterlingsarten früher im Jahr, da die Temperaturen früher ansteigen. Dies kann zu Verschiebungen im gesamten Lebenszyklus führen und möglicherweise auch zu längeren Flugphasen, wenn die Bedingungen über einen längeren Zeitraum günstig sind.
Hans Dudler betont: “Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Schmetterlingsarten gleich reagieren. Mobile Arten, die sich gut anpassen können, haben es leichter, neue Lebensräume zu finden.“ Spezialisiertere, standorttreue Arten seien jedoch oft in ihren angestammten Lebensräumen gefangen und stärker vom Lebensraumverlust und den klimatischen Veränderungen betroffen.
Allerdings zeige sich auch dort ein langfristiger Trend. “Von fast allen Arten entdeckt man jeweils leider nur noch wenige Exemplare”, so Hans Dudler. Das zeigen seine Beobachtungen, die er schon seit Jahren macht – bei Insektenkartierungen auf Magerrasenflächen in Ostwestfalen-Lippe, in Heidegebieten, Mooren, Feuchtflächen, Fels-und anderen Trockenbiotopen.
Wie andere Insekten litten auch Schmetterlinge unter dem Einsatz von Pestiziden und Dünger in der Landwirtschaft. Wo hingegen bestimmte Grasarten oder auch Brennnesseln nicht gemäht werden, sondern länger stehen bleiben, könnten sich Schmetterlingsarten, die an diesen Pflanzen ihre Eier ablegen, auch gut behaupten – etwa das Tagpfauenauge, der Schachbrettfalter oder das Große Ochsenauge.
Auch Gartenbesitzer können etwas tun, um Schmetterlingen und anderen Insekten zu helfen: Damit sie genügend Nahrung finden, reiche es schon aus, ein kleines Stück im Garten der Natur zu überlassen und nur ein- bis zweimal im Jahr zu mähen.
Als Nahrung für die Schmetterlingsraupen eigneten sich beispielsweise gut verschiedene Kleearten wie Weiß-, Rot- oder Hornklee.
Jetzt schon lässt sich sagen, dass in diesem Jahr etliche Tagfalterarten wieder häufiger beobachtet werden können. Dazu zählen neben anderen das Tagpfauenauge, der C-Falter, auch das Waldbrettspiel und das Landkärtchen.