
NABU Leopoldshöhe Naturinfo
Von Ewald Thies
Leopoldshöhe. Himmelblaue Blüten leuchten derzeit entgegen und begleiten Spaziergänger an sonnigen Weg- und Straßenrändern. Die Gewöhnliche Wegwarte (Cichorium intybus) macht ihrem Namen alle Ehre und ist bei uns recht häufig anzutreffen.
Ihr botanischer Name verrät schon ihre Verwandten, die sich in unseren Gemüsebeeten tummeln: Chicorée und Radicchio, Endivie, Kapuzinerkresse. Frühaufsteher kommen am ehesten in den Genuss der herrlichen, himmelblau leuchtenden Blüten, die sich vorzugsweise in den Morgenstunden zwischen 6 Uhr und 11 Uhr öffnen – jede Blüte nur einen Tag.
An hellen, sonnigen Tagen schließen sich die Blüten bereits mittags, ist der Himmel bewölkt, kann man die Blütenpracht auch nachmittags noch bewundern. Diese werden sehr gerne von Wildbienen und Schwebfliegen besucht. Die Gewöhnliche Wegwarte blüht viele Wochen lang, je nach Standort und Wetterbedingungen von Juni bis September, an günstigen Stellen und milden Herbsttemperaturen manchmal noch bis in den November hinein. Sie ist eine mehrjährige Pflanze, die eine Wuchshöhe von 50 bis 120 Zentimeter erreicht.

Auffallend ist, dass sie oftmals dicht an dicht entlang von Straßen wächst, meistens in strahlendem Blau, seltener in rosa oder weißblühender Form. Wird die Pflanze abgemäht, schlägt sie vielfach bodennah wieder aus und zeigt dann erneut ihre Blütenpracht. Die Wegwarte ist ein Tiefwurzler, sie gilt als eine anspruchslose Pionierpflanze, die sich selbst noch in kargen Pflasterritzen zu behaupten weiß. Entlang von Wegen und Straßen ist sie charakteristisch für Wegrand – und Trittpflanzengesellschaften.
Die Bestäubung erfolgt durch Insekten, die Pflanze wirkt mit ihrem nektar- und Pollenangebot anziehend auf 87 Wildbienenarten (davon 18 spezialisiert),17 Schwebfliegenarten und zwei Käfer.
Die feinen, unscheinbaren Samen der Wegwarte werden gerne von Distelfinken, Grünfinken und Haussperlingen verzehrt. Die lange Blütezeit der Wegwarte kommt vielen Insekten entgegen – die Flugzeiten vieler Arten erstrecken sich vom Frühjahr über den Sommer hinweg bis weit in den Spätherbst hinein.

In Zeiten, in denen wir beklagen müssen, dass in vielen Gärten kaum noch etwas blüht, auf zahlreichen kommunalen Grünflächen, entlang landwirtschaftlicher Wege und Ackerränder die Mähwerke frühzeitig (und zumeist äußerst gründlich) viel Blühendes in eine dichtliegende Mulchmasse verwandeln, sind insektenfreundlichere Lösungen anzustreben. Die Artenarmut schreitet voran, die Artenvielfalt ist bedroht.