
Die Europäische Stechpalme – NABU Naturinfo
Leopoldshöhe. Die Europäische Stechpalme behält auch bei Schnee und Eis ihre dunkelgrünen Blätter. Doch nicht zuletzt wegen ihrer wunderhübschen, lackroten Beeren haben Stechpalmenzweige als Weihnachtsschmuck Tradition.
Immergrüne Pflanzen gelten als Symbol des Unvergänglichen; sie stehen für den Triumph des Lebens über den (winterlichen) Tod. Während alle mitteleuropäischen Nadelbäume mit Ausnahme der Lärche dem Winter im grünen Nadelkleid trotzen, sind immergrüne Laubbäume hierzulande eine Rarität. Außer dem Buchsbaum behält eigentlich nur die Europäische Stechpalme (Ilex aquifolium) bei Schnee und Eis ihre dunkelgrünen Blätter. Da sie sich obendrein mit lackroten Beeren schmückt, haben Stechpalmenzweige als Weihnachtsschmuck Tradition.
Die Stechpalme ist die einzige heimische Vertreterin der umfangreichen Gattung der Stechpalmen. Die weitaus meisten Arten stammen aus Asien, allein in China gibt es mehr als 200 verschiedene Stechpalmen. Auch in Nordamerika gedeihen diverse Ilex-Arten, denen übrigens die internationale Film-Metropole ihren Namen verdankt: Hollywood bedeutet übersetzt nichts anderes als „Stechpalmen-Wald“. In Südamerika wiederum liefert die Art Ilex paraguariensis den berühmten Mate-Tee.
Gärtnern, die sich immergrüne Gehölze als winterlichen Sichtschutz wünschen, bietet die Europäische Stechpalme eine gute Alternative zu Kirschlorbeer, Thuja & Co. Während diese exotischen Gehölze Vögeln und Insekten wenig zu bieten haben, sind die roten Beeren vom Ilex bei Amseln, Singdrosseln und anderen Vögeln sehr beliebt. Die Früchte werden erst allmählich für Tiere genießbar, bleiben also lange am Strauch hängen und stellen deshalb eine wichtige Nahrungsquelle in den kargen Wintermonaten dar. Aber Vorsicht: Für Menschen sind Stechpalmen-Früchte giftig!
So wenig appetitlich das ledrige, kratzige Laub der Stechpalme wirkt, ist es doch für Rehe und andere Pflanzenfresser eine Delikatesse. Die Tiere lassen sich auch von den Stacheln nur bedingt abhalten. Interessanterweise pieksen übrigens nur bodennah wachsende Ilex-Blätter, während das Laub außerhalb der Reichweite hungriger Mäuler einen glatten Rand aufweist.
Nahrung bietet die Stechpalme im Frühsommer auch für Wildbienen und Hummeln, die sich an den unscheinbaren weißen Blüten laben. Die Stechpalme gehört zu den zweihäusigen Pflanzen, das heißt, ein Baum trägt immer nur weibliche oder männliche Blüten. Damit sich Früchte bilden, müssen zwei Pflanzen unterschiedlichen Geschlechts nahe beieinander wachsen.

Mit der Zeit kann sich die zunächst strauchartig wachsende Stechpalme zu einem 15 bis 20 Meter hohen Baum entwickeln. Sie ist ein anspruchsloses, schattenverträgliches Gehölz, das es allerdings nicht zu trocken mag. Deshalb kommt er auf den sandigen Böden, etwa in der Senne, natürlicherweise kaum vor.
Früher wurde Ilex in großem Stil als Weihnachtsdekoration gesammelt. Geschäftemacher holten ganze Wagenladungen voller Zweige aus dem Wald. Um die Pflanze vor weiterem Raubbau zu schützen, wurde sie in Deutschland bereits vor rund 100 Jahren unter Naturschutz gestellt. Es ist also nicht erlaubt, im Wald Ilex-Zweige für ein weihnachtliches Gesteck zu pflücken. Zum Glück findet man sie jedoch auch im Blumenladen oder auf dem Markt – oder, besser noch, im eigenen Garten.
Von kalten Wintern hält die Stechpalme nichts, obwohl sie traditionell zu Weihnachten in den Mittelpunkt rückt. Der einzige in Mitteleuropa beheimatete immergrüne Laubbaum mag es eher mild und im Sommer nicht zu trocken. Vom Klimawandel hat sie, wie es aussieht, wohl schon profitiert. Traute sie sich noch vor 50 Jahren allenfalls bis nach Norddeutschland und in den Süden Dänemarks vor, so fühlt sie sich inzwischen auch in Schweden wohl. Die milderen Wintertemperaturen haben es ihr erlaubt, ihr Verbreitungsgebiet deutlich nach Norden auszuweiten. Ihre vermehrte Ausbreitung bleibt nicht ohne Folgen: Im Unterwuchs der Wälder könnte sie den Bodenpflanzen auf Dauer das wenige Licht nehmen und damit deren Wachstum stören.
Auf dem Merkslohberg haben sich über die Jahre mächtige Stechpalmen – Bestände ausgebreitet – mit Folgen für die Bodenvegetation, die sich unter den Sträuchern nur eingeschränkt entwickeln kann. Im Dahlhauser und Ermgasser Wald haben sich die Gehölze ebenfalls etabliert, sind dort aber nicht so ausgebreitet vorzufinden wie im Bereich des Merksloh- und Freesenberges.



