Der Arbeitskreis Brunsheide stellt seinen Entwurf zur Diskussion
Schuckenbaum (ted). Es soll ein locker gestaltetes Baugebiet mit einem hohen Anteil an Mietwohnungen werden, schlägt der Arbeitskreis Brunsheide vor. Dessen Mitglieder haben in zwölf Sitzungen einen Entwurf für den Ausschreibungstext zum geplanten Städtebaulichen Wettbewerb erarbeitet. Die Bürger können sich zu mehreren Gelegenheiten an der Diskussion beteiligen. Das stellen sich Politik und Verwaltung vor:
Einen städtebaulich heterogenen, in sich stimmigen und dem Ort angemessenen Entwurf erhoffen sich die Mitglieder des Arbeitskreises. Ein differenziertes Angebot an Gebäudetypen soll es geben, um verschiedenen Nutzeransprüchen und Haushaltsstrukturen gerecht zu werden.
Gleich zu Beginn des Textes schlägt der Arbeitskreis diese Aufteilung vor: 40 Prozent der Gebäude sollen Ein- und Zweifamilienhäuser sein, gebaut als freistehende Einfamilienhäuser (Anteil zehn Prozent) sowie als Doppel- (15 Prozent) und Reihenhäuser (15 Prozent), die von Eigentümern als auch von Mietern bewohnt werden können. 60 Prozent der Häuser sollen als bis zu dreigeschossige Gebäude mit Staffelgeschoss entstehen. Diese Häuser dürfen nicht entlang bestehender Bebauung geplant werden. Diese Anteile verändern sich im Laufe des Diskussionsprozesses mit den Bürgern möglicherweise.
In dem Gebiet soll es dichter und locker bebaute Bereiche geben. Die Wettbewerbsteilnehmer sollen sich an dieser Aufteilung orientieren: 60 Prozent der Fläche sollen Nettobauland, zehn Prozent öffentliche Erschließungsfläche und 30 Prozent öffentliche Grünfläche sein. Diese Werte können sich im Laufe des Diskussionsprozesses mit den Bürgern noch verändern.
Im Quartier soll es eine zentrale Mitte geben, die nicht mit dem Marktplatz in Leopoldshöhe konkurrieren, aber als ein Treffpunkt der Menschen aus dem Quartier dienen soll. Ein zentraler Grünzug in Nord-Süd-Ausrichtung mittig durch das Quartier soll als „prägendes Freiraumelement“ vorgesehen werden.
Die Wettbewerbsteilnehmer sollen darüber nachdenken, wie Quartier als Lernort und als eines der kurzen Wege aussehen könnte, wie in den Erdgeschossen ein Zusammenspiel von Wohnen, Einzelhandel, Dienstleistung, Gewerbe, sozialer Infrastruktur und der Ausbildung von Nachbarschaften möglich sein könnte. Sie sollen für den Bereich entlang der Herforder Straße auch die vom Autoverkehr ausgehenden Lärmemissionen berücksichtigen.
Bei der Entwicklung des Quartiers liegt der Schwerpunkt auf der Nutzung „Wohnen“. Dennoch sollen die Entwürfe weitere Nutzungen nicht grundsätzlich ausschließen, sie sollen in Dimension und Ausgestaltung zum Ort passen. In dem Wohngebiet sollen rund 246 Wohneinheiten mit geschätzt etwa 738 neuen Einwohnern entstehen.
25 Prozent der Wohnungen für Alleinstehende
25 Prozent der neuen Wohneinheiten sollen Ein-Person-Wohnungen bis 47 Quadratmetern sein, weitere 25 Prozent sollen für zwei Personen geeignet und bis 62 Quadratmeter groß sein. Drei Personen sollen in 20 Prozent der bis zum 77 Quadratmeter großen Wohnungen leben können. 15 Prozent der Wohneinheiten sollen bis 92 Quadratmeter Fläche aufweisen und für vier Personen geeignet sein. Die restlichen 15 Prozent sollen 5 Personen aufnehmen können und zwischen 92 und 130 Quadratmetern groß sein. Das Quartier soll Ansiedlungspotenzial für junge Familien bieten, aber auch altengerechtes, betreutes Wohnen für Senioren ermöglichen und ein grundsätzlich attraktiver, zukunftsfähiger Standort für Jung und Alt werden. Nicht ausgeschlossen sind genossenschaftliches Bauen und experimenteller Wohnungsbau.
Der Entwurf soll Mischungen aus geförderten und frei finanzierten Wohnungen, Dachformen, Gebäudeerstellung, -ausrichtungen und -abstände aufweisen. Belichtung, Besonnung und Belüftung sollen beachtet werden. Der Arbeitskreis wünscht sich einen Mix aus Wohn- und Mischnutzung und Grundstücksgrößen kleiner 400 Quadatmeter.
Kindertagesstätte geplant
Als soziale Einrichtungen wünschen die Mitglieder des Arbeitskreises eine Kindertagesstätte und einen Nachbarschaftstreff mit einem Begegnungscafé, angebunden an ein Wohnprojekt. Kreativangebote und Räume für Sprechstunden seien im Quartier nicht erforderlich, da dies im Rathaus und auf dem Bildungscampus angesiedelt ist. Im Erweiterungsbau für die Felix-Fechenbach-Gesamtschule sind Flächen für solche Angebote vorgesehen, unter anderem soll dort die Volkshochschule Kurse veranstalten können. Die Leopoldshöher Zweigstelle der Gemeindebücherei soll dort einziehen.
Das Quartier soll von der Herforder Straße über den Wagentronsweg erschlossen werden. Im Quartier soll es Spielstraßen geben, auf dem Autos, Fahrräder und Fußgänger gleichberechtigt sind. Durchgangverkehr darf es nicht geben. Das Wohngebiet soll „autoarm“ werden. Die Stellplätze für Autos, auch die der Besucher, seien sowohl oberirdisch als sogenannte zentrale Quartiersgarage, als auch als unterirdische Tiefgaragen, zentral und dezentral, denkbar. Sie sollen barrierefrei zu erreichen sein.
Grünzug durchs Quartier
In den Entwürfen sollen sichere und gut erreichbare Plätze für Fahrräder und Kleinfahrzeuge der Bewohner und Besucher dargestellt werden. Die Mitglieder des Arbeitskreises können sich einen sogenannten Mobilitätshub vorstellen, auf dem alle Mobilitätsformen zusammengefasst sind und der gleichzeitig der Begegnung dienen soll, weil es dort zum Beispiel eine Packstation, Car-Sharing-Angebote und Ähnliches gibt.
Wichtig ist dem Arbeitskreis der Grünzug durchs Quartier. Der soll ein Alleinstellungsmerkmal werden. Mit ihm soll das Mikroklima im Quartier verbessert werden. Er soll fußgänger- und fahrradfreundlich gestaltet werden. Der Grünzug zwischen Schuckenbaum und Leopoldshöhe soll erhalten bleiben, er diene als Kaltluftschneise und versorge das Quartier über die Grünachse mit Frischluft. Freiflächen sollen multifunktional und mehrgenerationengerecht gestaltet werden. Auf Zäune soll verzichtet werden. Es soll ausreichend Spielflächen geben. Das Regenwasser soll möglichst auf den Grundstücken versickern können.
Öffentliche Vorstellung des Entwurfs
Das nötige Regenrückhaltebecken soll ebenfalls ohne Zaun auskommen. Fassaden und Dächer sollen begrünt werden können. Die Häuser selbst sollen unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten gebaut werden. Der KfW-55-Standard wird angestrebt. Parallel zum Wettbewerb lässt die Gemeinde ein integriertes energetisches Quartierskonzept erarbeiten, in dem die Bereiche Klima, Energie und Mobilität betrachtet werden.
Der Entwurf der insgesamt zwölf-seitigen Wettbewerbsausschreibung soll in den Sitzungen der Ausschüsse für Hochbau- und Planung, Umwelt und Klimaschutz sowie für Straßen, Plätze und Verkehr am Donnerstag, 20. Mai 2021, und in der gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse für Bildung und Kultur sowie für Generationen, Soziales, Gleichstellung und Sport am Mittwoch, 26. Mai 2021, öffentlich besprochen werden. Beide Sitzungen finden in der Aula des Schulzentrums an der Schulstraße statt und beginnen um 18 Uhr. Wegen der begrenzten Zahl der Plätze bittet die Verwaltung, von jeder Familie möglichst nur ein Mitglied, möglichst mit einem frischen negativen Corona-Test die Sitzung besuchen zu lassen.