Leos Kino präsentiert am Montag, 21. November eine berührende Biografie über das Leben von Tove Janssons, der Erfinderin der Mumins
Von Ulrich Schumann
Wer schon einmal in Skandinavien unterwegs war, kennt sie gut, denn man findet sie dort an jeder Ecke: die Mumins! Das sind kleine trollartige Comicfiguren, schräg und liebenswert, die seit über 70 Jahren Kinder und Erwachsene in aller Welt zum Lachen bringen. Doch über ihre Schöpferin Tove Janssons ist wenig bekannt. Das ändert nun die wuchtige Film-Biografie „Tove“, die am 21. November 2022 in die deutschen Kinos kommt. Das Team von Leos Kino konnte den Film schon vorab sichten und hatte sogar Gelegenheit, mit Regisseurin Zaida Bergroth und Hauptdarstellerin Alma Pöysti ein paar Worte zu wechseln.
Alma Pöysti lacht. Ja, es stimmt. Sie ist mit Tove Janssons tatsächlich über ein paar Ecken verwandt, erzählt sie am Rande einer Vorab-Aufführung. Die Ähnlichkeit Pöystis mit Janssons ist wirklich bemerkenswert. Umso größer ist für Pöysti die Ehre, nun auch Tove in dem gleichnamigen Film spielen zu dürfen. Und das macht Alma Pöysti einfach großartig. Zum Beispiel gleich am Anfang des Films: Tove sucht mitten im Zweiten Weltkrieg eine Wohnung in Helsinki und findet ein stark baufälliges Appartment, in das sie sich unsterblich verliebt. Mit klarem Blick, kraftvoller Gestik und fester Stimme überzeugt sie den kopfschüttelnden Makler. Es bliebt unausgesprochen, aber jedem ist klar: Tove wird hier nie wieder ausziehen.
Liebe und Mut sind die großen Themen dieses Films. Schon bald lässt sich Tove auf eine Affäre mit dem Politiker Atos Wirtanen ein. Doch ihre eigentliche Liebe gilt der sprunghaften Theaterregisseurin Vivica Bandler, die ihre Vernunftehe nutzt, um private Interessen auszuleben. Tove ist hin- und hergerissen und trifft im etwas provinziellen Helsinki der 1950er-Jahre eine mutige Entscheidung.
Und was ist mit den Mumins? Die entstanden tatsächlich als zufälliges Nebenprodukt im Luftschutzkeller. Während der Bombenangriffe vertrieb sich Tove die Zeit mit Kritzeleien, die ersten Entwürfe der Mumins. Als schließlich große Zeitungen täglich Geschichten der Figuren drucken, wird Tove über Nacht reich und zur Ikone. Ein weltweiter Siegeszug beginnt: Tove Janssons schreibt insgesamt 13 Mumin-Bücher, die in über 40 Sprachen übersetzt werden. Es gibt Mumin-Filme und Theaterstücke, Tassen, Socken, Lampen, Bettwäsche. Aktuell purzeln die Figuren als 3-D-Animation durch Serien in verschiedenen Streaming-Diensten. Doch glücklich war Tove mit den Comics nie. Viel lieber hätte sie mit moderner, ernsthafter Kunst geglänzt.
Spagat frei von Kitsch
So leuchtet Regisseurin Zaida Bergroth Höhen und Tiefen einer Frau aus, die per Zufall zum ganz großen Erfolg kommt, schwankt und auslotet und dann doch zielsicher und lebensfroh agiert. „Das Leben ist ein wunderbares Abenteuer!“, ruft Tove im Film, tanzt wild und hemmungslos durch ihre Wohnung, um im nächsten Augenblick zusammenzubrechen, weil Vivica sie wieder betrogen hat. Diesen Spagat frei von Kitsch und authentisch zu inszenieren, ist die große Leistung der Regisseurin.
Vor allem die äußeren Bedingungen waren in der Produktion nicht immer einfach, erzählt Bergroth im Gespräch. Im Original-Appartment Janssons konnte nicht gefilmt werden, alles musste mühsam nachgebaut werden. Und die Paris-Sequenz wurde kurzerhand in Tampere gedreht. Die Seine ist in Wirklichkeit der Aurajoki! Bergroth hat sichtlich Spaß an diesen kleinen Geschichten. Sie ist in diesem Moment dem Geist der schelmisch-fröhlichen Mumins ganz nah. Man hat den Eindruck, dass man noch viel von dieser Regisseurin hören wird.
„Tove“, nominiert für den Oscar 2020 und ausgezeichnet mit acht Jussis, dem finnischen Filmpreis, läuft am 21. November um 19.30 Uhr in Leos Kino. Einlass ab 19 Uhr.
Karten können unter leos-kino@gmx.de vorbestellt werden. Der Eintritt beträgt 5 Euro.
Der Trailer zum Film: https://www.youtube.com/watch?v=1qL2hoXq3es
Natürlich haben die Mumins ihre eigene Internet-Seite: https://www.moomin.com/en/#