Wie aus Lady Diana wieder eine Spencer wurde

Ein Film über die Freiheit: Spencer am 19. Dezember in Leos Kino

Von den Medien durchleuchtet wie keine andere, seit 25 Jahren tot: was kann man von Lady Diana noch Neues erfahren? Eine Menge, wenn man an das Thema herangeht wie Regisseur Pablo Larrain in „Spencer“. Er komprimiert einschneidende Ereignisse und Entscheidungssituationen aus Dianas Leben auf das Weihnachtsfest 1991. Das Ergebnis ist verblüffend.

So ist es nicht gewesen. Dazu sind die Ereignisse, die dieser Film rund um das Weihnachtsfest bei den Windsors 1991 schildert, viel zu stark verdichtet. Pablo Larrain („NO!“) geht es in „Spencer“ aber auch weder um die Abbildung einer realen Diana noch um die Dokumentation wahrer Ereignisse. Er verhandelt die Sorgen und Nöte eines jungen Menschen, der nicht in seine Umgebung passt, der gegängelt wird, doch dies nicht mehr akzeptiert. Mit nachvollziehbarer Psychologie und radikaler Innensicht entsteht so das Bild einer starken Frau, die sich frei kämpft.

Es ist der Dreiklang zwischen Schauspiel, Regie und musikalischer Darbietung, die diesen besonderen Film atmosphärisch so dicht machen.

Kristen Stewart kommt aus den bei Teenagern einst so beliebten „Twilight“-Filmen und wirkt im Arthouse-Kino ebenso fremd wie Diana beim Weihnachtsdinner. Das aber ist Stewarts große Stärke. Mit atemberaubender Mimik erzählt sie mit einem Blick mehr als manch anderer in einem großen Monolog.

Dazu kommt die Glanzleistung des chilenischen Regisseurs Pablo Larrain, der radikal inszeniert und komplett auf Dianas Innenleben setzt. Die Queen kommt in diesem Film kaum zu Worte, Charles sagt nur das Nötigste. Sie sind für Diana nicht wichtig. Die Prinzessin lässt nur wenige Menschen wirklich an sich heran: ihre Söhne und die (fiktive) Hausangestellte Maggie. Und die haben in diesem Film dann auch die Hauptrollen.

Jonny Greenwoods Filmmusik schließlich geht durch Mark und Bein. Markante Streicher offenbaren Dianas düstere und verzweifelte Stimmung zu Beginn. Doch je mehr die Prinzessin zu sich selbst findet, desto weniger aufdringlich wird die Musik bis hin zummärchenhaften Ende. Eine Oscar-Nominierung war Greenwoods Lohn.

„Spencer“, gedreht in Schlössern im Münsterland und in anderen Teilen Deutschlands, ist keine Seifenoper über die Royals. Es ist ein elegantes, kluges und doch unterhaltsames Psychogramm einer Ikone. So haben Sie Diana noch nie gesehen.

„Spencer“ läuft am 19. Dezember 2022, ab 19.30 Uhr in Leos Kino. Einlass ist um 19 Uhr. Karten können unter leos-kino@gmx.de vorbestellt werden. Der Eintritt beträgt 5 Euro.