Zählen, was das Fernglas hergibt

Das Rotkehlchen gehört zu den winterlichen Gartenvögeln. Foto: Naturschutzbund/Martin Düsterberg
Das Rotkehlchen gehört zu den winterlichen Gartenvögeln. Foto: Naturschutzbund/Martin Düsterberg

Stunde der Wintervögel

Leopoldshöhe (ted). Sie soll Freude machen, aber auch wichtige Daten liefern. Der Naturschutzbund Leopoldshöhe ruft zur Zählung der Vögel im eigenen Garten auf. „Stunde der Wintervögel“ nennt sich die Aktion, die am kommenden Wochenende abläuft.

Siedlungen sind im Winter bei Vögeln beliebte Rückzugsorte, weil es dort wärmer sei als auf dem freien Land. Damit böten Dörfer und Städte Vögeln in den Wintermonaten bessere Überlebenschancen als auf dem Land. Dank Abfällen, Komposthaufen und Futterstellen sei der Tisch für viele Arten reichlich gedeckt und die Nahrung leicht zu finden.

Aufgrund der Klimaerwärmung verbringen einige typische Zugvögel wie Zilpzalp, Mönchsgrasmücke, Hausrotschwanz und Star den Winter zunehmend in Deutschland und hier in der Region. Mildere Temperaturen sowie kürzere Frost- und Schneeperioden, ermöglichen es den Vögeln, hier zu überleben.

Welche Auswirkungen das auf die Vogelbestände hat, sei schwer abzuschätzen und noch wenig erforscht, schreibt der Naturschutzbund. Überwinterer hätten, sofern sie den Winter gut überstehen, klare Vorteile gegenüber wandernden Artgenossen. Sie halten sich früher im Brutgebiet auf und könnten die besten Reviere und Brutplätze besetzen. Ein Risiko bestehe allerdings. Sollte es ein sehr strenger Winter werden, seien die ziehenden Kollegen eindeutig im Vorteil, schreibt der Naturschutzbund.

Der Kernbeißer hat seinen Namen von dem aufällig kräftigen Schnabel. Foto: Naturschutzbund/Martin Düsterberg
Der Kernbeißer hat seinen Namen von dem aufällig kräftigen Schnabel. Foto: Naturschutzbund/Martin Düsterberg

Bei der jüngsten Auflage der Aktion Anfang 2022 hätten bundesweit mehr als 176.000 Vogelfreundinnen und Vogelfreunde teilgenommen. Insgesamt seien Meldungen aus 120.000 Gärten und Parks mit mehr als 4,2 Millionen gezählten Vögeln eingegangen, schreibt der Naturschutzbund. In Nordrhein-Westfalen beteiligten sich mehr als 32.000 Menschen an der Aktion. Sie meldeten mehr als 750.000 Beobachtungen an den Naturschutzbund.

Im Kreis Lippe seien in 631 Gärten 22.377 Vögel gezählt worden. 936 Vogelfreunde hatten sich an den Beobachtungen beteiligt. Dabei kommen immer wieder Greifvögel in den Blick. Während der Wintervogelzählung im vergangenen Jahr wurden in Nordrhein-Westfalen 86 Rotmilane gemeldet, im Kreis Lippe seien zwei Exemplare dieser Art angezeigt.

Im Laub ist der Haussperling kaum zu erkennen. Foto: Naturschutzbund/Martin Düsterberg
Im Laub ist der Haussperling kaum zu erkennen. Foto: Naturschutzbund/Martin Düsterberg

Ewald Thies vom Naturschutzbund Leopoldshöhe beobachtete am 17.Dezember 2022 sechs Rotmilane über dem Dahlhauser Wald, die in Richtung Teutoburger Wald unterwegs waren. Am 30.Dezember 2022 sah Thies einen Milan kreisend über Ackerflächen Evenhausen im Bereich der Nebelsmark.

Der Naturschutzbund-Vogelfreund Rüdiger Fussy aus Bad Salzuflen beobachtet nach Angaben des Naturschutzbundes das Geschehen in seinem Garten. Er findet es nach Angaben des Naturschutzbundes verrückt, dass jetzt in den ersten Januartagen Elstern und Meisen schon nach Nistmaterial suchen.

Mit seiner roten Brust hebt sich der Gimpel von der Umgebung ab. Foto: Naturschutzbund/Martin Düsterberg
Mit seiner roten Brust hebt sich der Gimpel von der Umgebung ab. Foto: Naturschutzbund/Martin Düsterberg

Ob die Zahl der beobachteten Vögel und Vogelarten in diesem Winter in den Gärten weniger geworden ist, lasse sich nicht genau sagen, schreibt der Naturschutzbund. Das sei wohl sehr unterschiedlich. Manche Vogelfreunde beklagten einen auffälligen Rückgang, andere wiederum erfreuten sich an viele Piepmätzen und einer großen Artenzahl rings ums Haus.

Die „Stunde der Wintervögel“ findet vom Freitag, 6. Januar 2023, bis Sonntag, 8. Januar 2023, statt. Je mehr Naturfreunde an der „Stunde der Wintervögel“ teilnehmen, desto wertvoller würden die Ergebnisse. „Helfen Sie mit, schleichende Veränderungen in der Vogelwelt festzustellen. Sie werden zum Teilnehmer eines echten Langzeitprojektes“, lädt der Naturschutzbund. Eine besondere Qualifikation außer dem Interesse an der Vogelwelt sei für die Teilnahme nicht nötig. Die Ergebnisse der bundesweiten Wintervogelzählung sollen auf der Naturschutzbund-Webseite per Live-Auswertung präsentiert.

Der Buntspecht hängt an einer Meisenkugel. Foto: Naturschutzbund/Martin Düsterberg
Der Buntspecht hängt an einer Meisenkugel. Foto: Naturschutzbund/Martin Düsterberg

Die Teilnehmer beobachten die gefiederten Freunde im eigenen Garten oder vom Balkon aus. Sie melden dem Naturschutzbund, was sie innerhalb einer Stunde entdecken konnten. Der Naturschutzbund hat dazu einen Tipp: „Suchen Sie sich dazu einen Platz, von wo aus Sie gut beobachten können. Notieren Sie von jeder Art die höchste Anzahl der Vögel, die im Laufe einer Stunde gleichzeitig zu sehen waren.“ Das vermeide Doppelzählungen. Wer sich nicht sicher ist, welcher Vogel sich zeigt, kann mit Hilfe der Wintervogelporträts des Naturschutzbundes schlau machen.

Für die Meldungen sollte das Online-Meldeformular genutzt werden, oder die Naturschutzbund- App. So spare der Naturschutzbund Kosten und die Beobachtungen fließen live in die Auswertung ein. Das Formular ist vom Aktionsbeginn am 6. Januar 2023 bis zum Ende der Meldefrist am 16. Januar freigeschaltet.

Der Buchfink ist mit seinem Gefieder gut getarnt. Foto: Naturschutzbund/Martin Düsterberg
Der Buchfink ist mit seinem Gefieder gut getarnt. Foto: Naturschutzbund/Martin Düsterberg

Wer möchte, kann seine Beobachtungen per Post melden. Dazu kann einer der 100.000 Teilnahmeflyer mit seiner Meldebogen-Postkarte genutzt werden. Die Karte sollte mit 70 Cent frankiert werden und bis zum 16. Januar 2023 an den Naturschutzbund „Stunde der Wintervögel“, 10469 Berlin absenden.

Unter der kostenlosen Rufnummer 0800-1157115 nimmt der Naturschutzbund die Daten am 7. und 8. Januar 2023 von 10 bis 18 Uhr auch direkt entgegen.