Streit um die Büchereileitung

Eine Menge Besucher waren in den neuen Standort der Gemeindebücherei im Neubau der Felix-Fechenbach-Gesamtschule gekommen. Foto: Thomas Dohna
Eine Menge Besucher waren zur Einweihung des neuen Standorts der Gemeindebücherei im Neubau der Felix-Fechenbach-Gesamtschule gekommen. Archivfoto: Thomas Dohna

Ausschreibung war erfolglos

Leopoldshöhe (ted). Seit dem Weggang der Büchereileiterin Kerstin Koppmann im Sommer dieses Jahres ist die Bücherei ohne Leitung. Jetzt steht die Wiederbesetzung der Stelle vorerst in Frage. Grüne, CDU und FDP wollen die Analyse der Gemeindefinanzen abwarten. Die könnte sich hinziehen. Schon jetzt hat die Nichtbesetzung der Stelle Folgen.

Seit dem Weggang Koppmanns und dem zumindest vorläufigen Wegfall einer 39-Stunden Arbeitskraft versuchen eine Fachkraft mit 19,5 Stunden und eine ungelernte Kraft mit 24 Stunden den Betrieb aufrechtzuerhalten. Damit die Bücherei formal eine Leitung hat und damit eine Bundesfreiwilligendienstende beschäftigen darf, hat die Fachbereichsleiterin Soziales Andrea Rodekamp die Aufgabe übernommen.

Sie räumte auf Nachfrage von Günter Dove (SPD) ein, dass für das kommende Jahr keine Veranstaltungen der Gemeindebücherei geplant seien. Auch die Zusammenarbeit mit der Felix-Fechenbach-Gesamtschule ruhe. Die war eine Begründung dafür, warum die Gemeindebücherei von Bürgermeister-Brinkmann-Weg in den Neubau der FFG umziehen musste. Unsicher ist die langjährig etablierte Zusammenarbeit mit den Kindertagesstätten und Grundschulen.

Heftige Diskussion

In der Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur war das weitere Vorgehen zur ordentlichen Besetzung der Stelle Thema. Offenbar hatte es schon im nicht-öffentlichen Teil der jüngsten Ratssitzung hefige Diskussionen um die Neubesetzung der Stelle gegeben. Ausschussvorsitzender Christian Kühnel (SPD) plädierte auch in der öffentlichen Sitzung seines Ausschusses für die möglichst sofortige Ausschreibung der Stelle: „Die Bücherei wird kaputtgespart.“ Die Besetzung der Stelle sei vom Rat beschlossen worden.

Die Ausschreibung im Sommer sei erfolglos geblieben, sagte Kühnel. Es haben sich keine ausreichend qualifizierten Bewerberinnen und Bewerber gefunden. Möglicherweise sei das dem Zeitpunkt der Ausschreibung geschuldet, spekulierte Ursula Niemeyer, die als Sachkundige Bürgerin für die SPD im Ausschuss sitzt. Eine Ausschreibung zum jetzigen Zeitpunkt, an dem gewöhnlich mehr Menschen über eine Veränderung nachdenken, könne erfolgreicher sein.

FDP gegen sofortige Neuausschreibung

Gegen eine sofortige Neuausschreibung der Stelle wendete sich Marie Luise Asemissen (FDP). Angesichts der finanziellen Lage und der gerade beschlossenen Durchleuchtung der Gemeindefinanzen dürften keine Fakten geschaffen werden. Eine Haushaltssicherung stehe am Horizont. Eine Neuausschreibung sei eine Rücksichtslosigkeit gegenüber der neuen Leitung, wenn dann deren Stelle gekürzt werden müsse, sagte Asemissen. Der Teamleiter Personal der Verwaltung, Dennis Warkentin, erklärte, die Kürzung eines bestehenden Arbeitsvertrages sei schwierig.

Barbara Lehne (SPD) erinnerte daran, dass eine Bücherei nicht nur Zahlen sei. Die Bücherei und ihre Leitungen hätten in den vergangenen 30 bis 40 Jahren sehr wichtige Arbeit geleistet. Sie riet zu einer zeitnahen Ausschreibung der Stelle.

Entscheidung im neuen Gemeinderat

Günter Dove (SPD) argumentierte, dass die Untersuchung der Gemeindefinanzen sich hinziehen werde. So werde die Entscheidung über die Kindertagesstätten wohl erst der neue Gemeinderat treffen. Der wird im Herbst 2025 gewählt. „Wir brauchen eine Leitung, die dafür sorgt, dass es weitergeht“, sagte Dove. Mit dem Aufschieben der Neuausschreibung stelle die Politik alles in Frage, was bisher geleistet worden sei. „Wenn wir eine Bücherei haben wollen, brauchen wir eine Leitung.“

Michael Berg (CDU) bestätigte, dass die vorbildliche Arbeit außer Frage stehe. Angesichts der Gemeindefinanzen solle die Neuausschreibung der Stelle ruhend gestellt werden.

Freiwillige Leistung

Sven Meier zu Evenhausen plädierte für die Fraktion Parteiunabhängige Bürger (PUB) für die schnelle Neubesetzung der Leitung. Denn wenn etwas lange brachliege, brauche es viel Arbeit, um das zu reparieren. „Aus einem Jahr werden schnell zwei“, sagte er. Er stellte in Frage, ob es der beste Weg sei, beim Thema Bildung und Bücherei zu sparen.

Christiane Frevert wies auf den Beschluss des Rates hin, die Untersuchung der Gemeindefinanzen ergebnisoffen zu gestalten. Die Grünen sähen eine Neuausschreibung der Stelle als das Schaffen von Fakten. Sie sähen die Gefahr für die Bücherei als nicht so groß. Veranstaltungen könnten ja wieder angeschoben werden. Sie wies darauf hin, dass das eine Möglichkeit sei, eine Stelle einzusparen.

Der Ausschuss fasste keinen Beschluss. Die Sache solle in den Fraktionen weiter beraten werden, sagte der Vorsitzende Kühnel.

Eine Gemeindebücherei zu unterhalten, ist für Kommunen eine freiwillige Leistung. In einem Haushaltssicherungskonzept kommen alle Leistungen auf dem Prüfstand, die keine Pflichtleistungen sind.

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