Es geht ums Klima

Schülerinnen und Schüler sowie ein Teil der Gäste haben sich nach der Konferenz zum Foto aufgestellt. Foto: Thomas Dohna
Schülerinnen und Schüler sowie ein Teil der Gäste haben sich nach der Konferenz zum Foto aufgestellt. Foto: Thomas Dohna

Erdkunde-Kurs organisiert Konferenz

Leopoldshöhe (ted). Die Atmosphäre der Erde erwärmt sich. Diese Tatsache nahmen Schülerinnen und Schüler des elften Jahrgangs der Felix-Fechenbach-Gesamtschule (FFG) zum Anlass, um eine Klimakonferenz mit interessanten Gästen zu organisieren.

„500 Millionen Menschen werden betroffen sein“, sagt Klaus Großfeld, promovierter Geophysiker am Alfred-Wegener-Institut. Der Polarforscher meint damit die Menschen, die in Küstennähe leben. Sie würden von den Folgen des längst begonnenen Anstiegs der Meere betroffen sein. Großfeld rechnet bis zum Ende des 21. Jahrhunderts mit 70 bis 100 Zentimetern höheren Meeresspiegeln als heute.

„Der Prozess ist nicht mehr reversibel“, sagt Großfeld. „Wir haben das gebucht. Die Rechnung ist schon da“, betont Diplom-Meteorologe Friedrich Föst wenig später in seinem Vortrag. Der Anstieg der Meere sei nicht mehr zu verhindern. Allein im vergangenen Jahr seien Treibhausgase für 60 Zentimeter Anstieg emittiert worden. „Das wird dann auch geliefert.“

Es ist nach 2019 die zweite Konferenz dieser Art an der FFG. Die Schülerinnen und Schüler des Sozialwissenschafts- und Erdkunde-Kurses des elften Jahrgangs hatten neben den Wissenschaftlern lokale Akteure wie Bürgermeister Martin Hoffmann und den Klimamanager der Gemeindeverwaltung Michael Kriszan eingeladen. Die Stiftung Westfalen Initiative war der Hauptsponsor der Konferenz, vertreten durch ihren Geschäftsführer Christoph Dammermann. Den Co-Sponsor, die Steuerberaterkanzlei Siese und Westerheide, vertrat Laura Seloff.

Christoph Dammermann von der Stiftung Westfalen Initiative berichtet von der Aufgabe der Strifung. Foto: Thomas Dohna
Christoph Dammermann von der Stiftung Westfalen Initiative berichtet von der Aufgabe der Strifung. Foto: Thomas Dohna

Die Jugendlichen fragen Hoffmann, welche Dinge die Gemeinde angepackt habe, um etwas für den Klimaschutz zu tun. Die Gemeinde wolle bis 2030 klimaneutral sein, sagt er. Da gebe es kleine Schritte wie die Beschaffung von Elektroautos für die Gemeindeverwaltung, aber auch große Projekte wie das neue Wohngebiet Brunsheide.

70 Prozent der Leopoldshöher lebten in Einfamilienhäusern, berichtet Hoffmann. Der bundesweite Schnitt liege bei 50 Prozent. In Leopoldshöhe gebe es zu wenige Mietwohnungen. Die Politik habe festgelegt, dass das Wohngebiet möglichst nachhaltig gebaut werden solle. Die Idee sei in einer kleinen Runde 2019 entstanden. Ein Architekt habe von nachhaltigen Baustoffen gesprochen und davon, wie die Menschen in 30 und 50 Jahren leben könnten. Ideen von Fahrradabstellmöglichkeiten und Car-Sharing seien entstanden.

In dem Baugebiet sei der Klimawandel mitgedacht, sagt Hoffmann. Wasser auch von Starkregenereignissen versickere im Baugebiet und werde darunter gespeichert. So könne es in trockenen Zeiten genutzt werden. Das zunächst als Holzbau geplante Parkhaus am Eingang zum Wohngebiet werde wohl einem klassischen Parkhaus weichen. „So mutig sind wir nicht“, sagt Hoffmann. Im Sommer würden die Arbeiten für die Kanäle und Straßen beginnen, ab 2028 die ersten Häuser stehen.

Hoffmann rief die Schülerinnen und Schüler auf, sich politisch in den Parteien zu engagieren, damit nicht nur alte weiße Männer im Gemeinderat sitzen. Man lerne viel, auch über sich selbst.

Christoph Dammermann von der Stiftung Westfalen Initiative lobt das Engagement der Schülerinnen und Schüler. „Es geht um Eigenverantwortung.“ Er fordert die Jugendlichen auf, sich Berufe zu suchen, mit denen sie zum Klimaschutz beitragen können. Das seien nicht nur die akademischen Berufe, sondern auch die Handwerke, die moderne Heiz- und PV-Anlagen aufbauen können.

Klaus Großfeld, promovierter Geophysiker am Alfred-Wegener-Institut, berichtete über die Auswirkungen der Erderwärmung auf die Arktis. Foto: Thomas Dohna
Klaus Großfeld, promovierter Geophysiker am Alfred-Wegener-Institut, berichtete über die Auswirkungen der Erderwärmung auf die Arktis. Foto: Thomas Dohna

Um noch einmal die Grundlagen der Erderwärmung zusammenzufassen, hatten die Schülerinnen und Schüler eine Präsentation erarbeitet. Die Atmosphäre und die Treibhausgase wirken wie das Dach eines Glashauses. CO2, Methan (CH4) und Lachgas (N2O) sind die hauptsächlichen Treibhausgase. Sie stammen aus der Verbrennung fossiler Stoffe, aus der Landwirtschaft und aus industriellen Prozessen. In einer weiteren Präsentation stellen die Schülerinnen und Schüler eine geplante Studie vor, mit der sie die Situation in Leopoldshöhe erforschen wollen.

„Klima ist, was unsere Lebensgrundlagen bestimmt“, sagt Wissenschaftler Großfeld. Er forscht über das Eis im Klimasystem, dem Meereis, auf Grönland oder das der Gletscher. Für ihn sei ein besonderer Moment das Pariser Klimaabkommen gewesen. Erstmals habe sich die Menschheit auf ein gemeinsames Ziel geeinigt.

Das Meereis gehe sehr stark zurück, sagt Großfeld. In diesem Winter haben es so wenig Meereis wie seit Beginn der Beobachtung 1979 nicht gegeben. Seitdem kann das Meereis per Satellit beobachtet werden. Mitte des Jahrhunderts werde die Polkappe eisfrei sein. Damit werde weniger Sonnenlicht in den Weltraum zurückgestrahlt.

Die Arktis erwärme sich drei bis viel Mal so stark wie das globale Mittel. Das Wasser werde wärmer. „Arten haben Schwierigkeiten, zu überleben“, sagt Großfeld. Die Lebensgrundlangen für Säuger wie dem Eisbären seien nicht mehr gegeben. „Wenn wir so weitermachen, ist ein Anstieg zwischen drei und vier Grad zu erwarten“, warnt Großfeld. Dennoch ist er mit Blick auf die Jugendlichen optimistisch. „Da ist jeder gefragt.“ Zu Leugnern des menschengemachten Klimawandels, die die physikalischen Grundlagen in Frage stellen, meint er: „Da hilft diskutieren nicht.“

Meteorologe Friedrich Föst berichtet von den Auswirkungen der Erderwärmung auf das Wetter. Thomas Dohna
Meteorologe Friedrich Föst berichtet von den Auswirkungen der Erderwärmung auf das Wetter. Thomas Dohna

Meteorologe Föst weist auf die Notwendigkeit von Treibhausgasen hin. Ohne sie wäre es auf der Erde minus 18 Grad kalt. Allerdings habe der Schwede Svante Arrhenius schon 1895 auf die Erwärmung der Atmosphäre durch einen erhöhten Anteil von Treibhausgasen hingewiesen. Bei einer Verdopplung des CO2-Anteils rechnete Arrhenius mit einem Anstieg um vier bis sechs Grad Celsius. „Das ist auch mit modernen Klimamodellen so errechnet worden“, sagt Föst.

Inzwischen zeige sich, dass Tief- und Hochdruckgebiete sich langsamer bewegen und oft wochenlang über einem Gebiet stehen bleiben, wie jetzt das Hochdruckgebiet mit seiner Trockenheit, berichtete Föst. Warme Luft speichere mehr Wasserdampf, der dann im heftigen Starkregenereignissen niedergeht, wie jüngst in Valencia, wo innerhalb von wenigen Tagen die Wassermenge für zwei Jahre abregnete.

Föst weist auf Waldbrände hin, die durch lange Trockenheiten besonders leicht entstehen können. „Dazu braucht es einen Deppen“, sagt Föst, einen, der eine Zigarette in den Wald schnippst oder ein Feuer macht. Er zeigt eine Grafik mit prognostizierten Temperaturen an einem Tag im Juli 2050: Fast überall in Deutschland herrschen Temperaturen über 40 Grad Celsius.

Es werde dennoch Winter geben, in denen Schnee falle, auch vielleicht kühle Jahre, aber so kalte Jahre wie das 2010 hätten die heutigen Jugendlichen nicht bewusst erlebt, sagt Föst.

Jeder können seinen Beitrag leisten, sagt Föst. Er selbst lege jede Strecke unter 1,5 Kilometern zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück. „Wir haben es selber in der Hand.“

Klimamanager Michael Kriszan berichtet von vielen kleinen Maßnahmen der Gemeinde, um dem Klimawandel zu begegnen. „Kleine Maßnahmen ergeben etwas Großes.“

Laura Seloff von der Steuerberaterkanzlei Siese und Westerheide schildert, wie die Kanzlei Nachhaltigkeit lebt, durch Holzbau für das Gebäude der Kanzlei und Elektroautos für die Mitarbeiterinnen.

Mit drei Videoclips von Schülerinnen und Schülern ging die Konferenz zu Ende. Sie berichteten beispielhaft über die Blühwiesensamen, die die Gemeinde verteilt, den Tiny-Forrest, der in Greste geschaffen werden soll und übers Fahrradfahren.

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