Wo sind die Spatzen geblieben

Haussperlinge werden in Siedlungen immer seltener gesehen. Fotos: NABU Leopoldshöhe/Ewald Thies
Haussperlinge werden in Siedlungen immer seltener gesehen. Fotos: NABU Leopoldshöhe/Ewald Thies

NABU Leopoldshöhe Naturinfo

von Ewald Thies

Leopoldshöhe. Die Aktiven des Leopoldshöher Naturschutzbundes (Nabu) werden oft angesprochen, gefragt und um Erklärungen gebeten, warum z.B. viele Vogelarten nicht mehr rings ums Haus, in Gärten, bei Wanderungen in Wäldern und in Parks zu finden sind.

“Bei uns im Garten gibt es keine Spatzen mehr”, hören Leopoldshöher Naturschützer des öfteren von vielen Siedlungsbewohnern. Damit nicht genug: Auch andere Gartenvögel wie Zaunkönig, Rotkehlchen, Finkenarten, Heckenbraunelle und Bluthänfling werden immer seltener – dies trotz der in Gärten beliebten Futterreichung im Winterhalbjahr und trotz der häufig zu beobachtenden ganzjährigen Vögelfütterung.

Wildstauden bieten ihren Samen, eine Nahrungsgrundlage für viele körnerfressende Vögel – grundsätzlich gilt, dass ein Garten für den Haussperling und die meisten anderen Tiere unserer Siedlungen attraktiver wird, wenn sich der Mensch hier und da mit seiner Ordnungsliebe ein wenig zurücknimmt.

Dem Haussperling zu helfen und ihm das Leben zu erleichtern, ist gar nicht so schwer. Mit allen Maßnahmen hilft der Mensch auch einer Vielzahl anderer Tiere und tut sich letzten Endes auch noch selbst einen großen Gefallen. Da der Haussperling als Kulturfolger in direkter Nähe des Menschen lebt, konzentrieren sich die Vorschläge auf Gärten und Gebäude in den Siedlungsbereichen von Städten und Dörfern.

Leider ist es so: Statt Vielfalt droht Eintönigkeit ins Gezweig einzuziehen. Wer aufmerksam seine Umgebung betrachtet, der weiß inzwischen, wo die Vögel geblieben sind. Unter dem Stichwort “artenreiche Traumgärten” gibt der Nabu Gärtnern Tipps für einen naturnahen Garten geben, die dem Haussperling und den anderen Arten seiner Lebensgemeinschaft zugute kommen.

Der Nabu empfiehlt, wieder verstärkt heimische Stauden und Sträucher in die Gärten zu pflanzen. Dabei kann man sich ruhig an traditionellen Vorbildern orientieren, da es früher durchaus üblich war, den eigenen Garten mit ausgewählten Pflanzen der Region zu bestücken. Der Vorteil heimischer Gewächse liegt in der Tatsache begründet, dass diese Pflanzen viele Insekten anziehen, die auch der Haussperling dringend für die Aufzucht seiner Jungen benötigt.

Heimische Sträucher und Bäume sind an unser Klima angepasst und tragen regelmäßig Früchte. Diese kann der Mensch nicht nur selbst zu köstlichen Marmeladen oder Säften weiterverarbeiten, sie sorgen auch bei den Vögeln für einen reich gedeckten Tisch. Häufig stehen die heimischen Sträucher den Exoten in Zierde und Blütenpracht in nichts nach.


Wildstauden, die mit ihren Samen eine Nahrungsgrundlage für viele körnerfressende Vögel bieten, haben zudem den Vorteil, besonders pflegeleicht zu sein. Ob Akelei, Wiesenmargerite oder Großblütige Königskerze – es gibt einige Gartenpflanzen, die für Mensch und Tierwelt gleichsam attraktiv sind. Grundsätzlich gilt, dass ein Garten für den Haussperling und die meisten anderen Tiere unserer Siedlungen attraktiver wird, wenn sich der Mensch hier und da mit seiner Ordnungsliebe ein wenig zurücknimmt. Das kann auch eine Gartenecke sein, die man nach dem Umgraben einfach sich selbst überlässt. Dort stellen sich meist schon nach kurzer Zeit Pionierpflanzen wie Klatschmohn, Huflattich oder Weidenröschen ein.

Natur geht verloren

Auch beim Pflanzenschutz können Gärtner mit der Einhaltung weniger Grundregeln dem Spatz helfen. Auf synthetische Gifte sollte man verzichten, weil diese nicht nur Schädlinge, sondern auch die anderen Bewohner aus dem Garten vertreiben. Im Nutzgarten haben sich sogenannte Mischkulturen als geeignetes Mittel gegen zu starken Schädlingsbefall bewährt. Eine Bepflanzung mit heimischen Stauden und Gehölzen fördert auch die Zahl der Nützlinge im Garten. Marienkäfer, Ohrwürmer oder Schwebfliegen vertilgen Schädlinge auf natürliche Weise.

“Mehr Platz für den Spatz” kann der Mensch selbst in modernen Siedlungen schaffen. Bei Gebäudesanierungen sollten an geeigneter Stelle Nischen und Mauerspalten erhalten werden. Diese benötigt der Haussperling nämlich für den Nestbau. Möglicherweise kann man bei der Planung der Sanierungsmaßnahme bereits Nisthilfen berücksichtigen. Weitere Nistmöglichkeiten für Spatzen und andere Vögel können auch durch begrünte Fassaden geschaffen werden. Ein gutes Beispiel übrigens dafür, dass bessere Bedingungen für “Nachbar Spatz” auch das Wohnklima für den Menschen verbessern können. Selbst die Pflanzung und der Erhalt von ausreichend Bäumen und Hecken in unseren Siedlungsbereichen sind zahlreichen Vögeln und Säugetieren eine Hilfe, weil sie Rückzugsmöglichkeiten und Platz zum Nisten oder Überwintern bieten.

info@nabu-leopoldshoehe.de

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