Lippe kratzt an der 50er-Marke

Kreis bittet Religonsgemeinschaften um Mitarbeit

Leopoldshöhe (ted). In Leopoldshöhe ist die Zahl der mit dem Sars-CoV-2-Virus Infizierten stark gestiegen. Am 5. Oktober 2020 war Leopoldshöhe noch coronafrei, jetzt zählt das Gesundheitsamt des Kreises zwölf Infizierte. Inwieweit die Infektionen dem Umfeld der Felix-Fechenbach-Schule oder den Infektionen an der Bibelschule Lemgo zugeordnet werden können, ist unklar. An der FFG gab es zuletzt vier bestätigte Fälle.

Unterdessen sind der Kreis Lippe und die Gemeindeverwaltung Leopoldshöhe per Brief auf die Religionsgemeinschaften zugegangen. Der Kreis wolle die Freikirchen nicht unter Generalverdacht stellen, schreibt der Allgemeine Vertreter des Landrates Rainer Grabbe. Das kreisweite Infektionsgeschehen zeige allerdings einen klaren Bezug zu den freikirchlichen Glaubensgemeinschaften auf. Das Gesundheitsamt koordiniere zurzeit mehrere hundert Testungen von Besuchern freikirchlicher Gottesdienste.

Das kann Helmut Wiebe, ehrenamtlicher Pastor der Freikirchlichen Gemeinde in Bexterhagen, nachvollziehen. Von seiner Gemeinde seien vor rund einem Jahr zuletzt Mitglieder als Schüler an der Bibelschule Lemgo gewesen. Die Schüler dort seien gehalten, sonntags die Gottesdienste der umliegenden Gemeinden zu besuchen. Das sei in Bexterhagen eher selten und in den vergangenen Monaten gar nicht der Fall gewesen. „Von Lemgo aus ist unser Gemeindehaus nur schwer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen“, sagt Wiebe.

Die Bibelschule ist eine Bildungseinrichtung, die junge Erwachsene auf Tätigkeiten in Kirchengemeinden oder in der Mission vorbereitet. Sie ist ein Internat. Die Schülerinnen und Schüler sind überwiegend in Unterkünften in einem Wohnheim auf dem Gelände untergebracht. In der Schule arbeiten elf Lehrkräfte und 14 weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Getragen wird die Bibelschule von einem Verein.

Reaktionen der Kirchengemeinden

Die Kirchengemeinden in Leopoldshöhe reagieren unterschiedlich auf die neue Situation im Kreis. Helmut Wiebe erwartet für den Gottesdienst in der Freikirche am Schemmelshof am Sonntag, 18. Oktober 2020, verschärfte Regeln. Er rechnet damit, dass der Kreis bis dahin die Inzidenzzahl von 50 erreichen wird. Dann werde wieder mit größerem Abstand, Anmeldung und Maske gefeiert. Eigentlich habe die Gemeinde für den Sonntag ein Abendmahl geplant, das werde wohl nicht stattfinden. Sollten gar keine Gottesdienste möglich sein, würden wieder Videos aufgenommen und an die Gemeindeglieder verschickt.

Gemeindeleiter Uwe Neufeld von der Mennonitengemeinde Bechterdissen rechnet ebenfalls mit Verschärfungen. Die Gottesdienste habe die Gemeinde bis jetzt so gefeiert: Zwei Haushalte haben zusammengesessen, mit Abstand zu anderen Haushalten. Sollte der Kreis die Inzidenzzahl 50 erreichen, werde nur noch ein Haushalt zusammensitzen können. So können im Kirchsaal der Gemeinde maximal 100 Personen zusammenkommen, sagt Neufeld. Der Saal fasst sonst 450 Personen. „Wir zweifeln noch, ob wir es so machen, oder ob wir wieder Livestream-Gottesdienste anbieten.“

Die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Leopoldshöher hat ihren für Sonntag, 18. Oktober 2020, geplanten Gottesdienst abgesagt. „Wir können unter den verschärften Bedingungen nur 52 Plätze anbieten“, sagt Pfarrer Hendrik Meier. Das sei zu wenig. Die Gemeinde müsste Menschen abweisen, das wolle sie nicht. „Wie wir weitermachen, müssen wir sehen.“

Meiers Bechterdisser Kollege Gerhard Blanke hat für seine Gottesdienstbesucher in der evangelisch-reformierten Kirche eine andere Nachricht. Sonntag werde Gottesdienst gefeiert. Die bei einem Wert von 50 geltenden Auflagen erfülle die Gemeinde schon jetzt. „Masken sollen auch schon jetzt während des Gottesdienstes getragen werden“, sagt Blanke. Er sieht in den kommenden Wochen ein ganz anderes Problem. Die Kirche verfügt über eine Umluftheizung. Die dürfe des Infektionsschutzes wegen nur bis kurz vor dem Gottesdienst laufen. „Wir haben den Besuchern schon gesagt, dass sie sich warme Kleidung anziehen und notfalls eine Decke mitbringen sollen.“ (Hier geht es zu den Empfehlungen des Kreises für Gottesdienste.)

Düstere Aussichten für Weihnachten

Blankes Aussichten für traditionelle Weihnachtsgottesdienste sind eher düster. „Das wird weit bis nach Weihnachten reichen“, sagt er. Sein Kollege Meier berichtet, seine Gemeinde habe schon erste Überlegungen für Weihnachten. Sie glaube nicht, dass an den Feiertagen traditionelle Gottesdienste mit Krippenspiel und 750 Besuchern stattfinden könnten. „Wir überlegen uns kleine Formen vor der Kirche“, sagt Meier, etwa zu jeder vollen Stunde zwischen 14 und 18 Uhr eine Andacht mit der Weihnachtsgeschichte.

Im Kreis Lippe gibt es 1.214 bestätigte Coronafälle, damit sind seit gestern 33 weitere Infektionen bekannt, teilt der Kreis Lippe mit. 987 Personen sind wieder genesen. 31 Personen sind verstorben. Aktuell sind 196 Personen in Lippe nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Seit dem 6. März 2020 wurden bisher 22.755 Abstriche von mobilen Teams und im Diagnostikzentrum genommen.

Die Inzidenzzahl für den Kreis Lippe beträgt derzeit 49,2. Nach den in der Konferenz bei der Bundeskanzlerin am 14. Oktober 2020 getroffenen Beschlüssen wird es zu einer Verschärfung der Corona-Regelungen durch die Corona-Schutzverordnung kommen. Maßgeblich für die Schritte sind hierzu die sogenannten Inzidenzwerte, also die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den jeweils zurückliegenden sieben Tagen. Mit der neuen Verordnung ist noch im Laufe des Nachmittags zu rechnen. Ministerpräsident Laschet wird dies heute bekannt geben. Damit wird es in der Regel nicht mehr notwendig sein, dass Städte und Kreise eigene Corona-Allgemeinverfügungen erlassen werden. Zusätzlich wird es zum Schutz von Risikogruppen zu weiteren Testungen insbesondere von Beschäftigten der Pflegeinrichtungen kommen.

Testzentrum in Lemgo

In der kommenden Woche wird das Testzentrum in Lemgo starten, um in einem Zelt auf dem „Parkplatz Süd“ am Langenbrücker Tor Abstriche durch den öffentlichen Gesundheitsdienst zu realisieren. Die Organisation und Kommunikation mit den betroffenen Personen erledigt das Gesundheitsamt. Daher sei keine Hotline notwendig, um eine Terminvergabe zu besprechen, betont der Kreis. Der Test sei nur an einem durch das Gesundheitsamt vorgegebenen Termin für einen Abstrich möglich. An einer Testung interessierte Personen werden vor Ort nicht behandelt und werden gebeten, sich vorab über die zuständigen Stellen zu informieren – beispielsweise auf www.kreis-lippe.de/corona.

Statistik der Coronafälle: Stand 16. Oktober 2020

OrteBestätigte InfektionenGenesenTote
Lippe1214987 31
Augustdorf3630 
Bad Salzuflen2271929
Barntrup16142
Blomberg7066 
Detmold2281884
Dörentrup2112 
Extertal28243
Horn-Bad Meinberg1101072
Kalletal3231 
Lage98871
Lemgo1891045
Leopoldshöhe47323
Lügde1111 
Oerlinghausen59511
Schieder-Schwalenberg3030 
Schlangen1281

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  • Im öffentlichen Raum sind Gruppen von maximal fünf Personen aus unterschiedlichen Haushalten erlaubt.
  • Öffnungszeiten von Kneipen und Restaurants sind eingeschränkt.
  • Keine Veranstaltungen über 500 Teilnehmern (draußen) und über 250 Teilnehmern in Innenräumen mit Masken-Pflicht am Platz.
  • Private Feiern nur mit 25 Personen in öffentlichen Räumen.