Als der Krieg zu Ende ging…

Friedlich: Dieser Blick bot sich den amerikanischen Truppen, als sie den Kampf um Oerlinghausen gewonnen hatten und auf Asemissen zufuhren. Foto: Heimatverein
Dieser Blick bot sich den amerikanischen Truppen, als sie den Kampf um Oerlinghausen gewonnen hatten und auf Asemissen zufuhren. Foto: Heimatverein

Vor 75 Jahren begann die längste Friedenszeit, die Europa je erlebt hat

Leopoldshöhe (ted). Nicht ein Schuss fiel, als die US-amerikanischen Truppen am 1. April 1945 Leopoldshöhe erreichten. Bauern hatten die letzten deutschen Soldaten mit Pferdekarren weggeschafft. Andere versorgten desertierte und versprengte deutsche Soldaten mit Zivilkleidung. Mutige Volkssturmmänner warteten ab, bis auch die SS abgerückt war und räumten die eben gebauten Panzersperren ab.

Die meisten Leopoldshöher empfanden Erleichterung, andere fühlten sich befreit. Wieder andere hofften auf die unversehrte Rückkehr von Vätern und Brüdern, oft vergeblich. Es sind nicht mehr viele Menschen, die als Zeitzeugen von ihren Erlebnissen berichten können. Sie sind alle hochbetagt. Sie waren damals Jugendliche oder Kinder. Wir haben einige von ihnen befragt.

Am 20. April wollten sie in Berlin sein, sagten amerikanische Soldaten, als sie sich in das Haus von Herta Strunks Eltern einquartierten. Das war ambitioniert. Der 20. April, das war Adolf Hitlers Geburtstag. An dem Tag, als die Amerikaner in Leopoldshöhe einmarschierten, begann der Kampf um Oerlinghausen. Ein fanatischer Wehrmachts-Oberleutnant führte am Ostersonntag 70 seiner jungen Soldaten in Oerlinghausen gegen eine nicht zu besiegende Übermacht in den Tod. Den Feuerschein der brennenden Stadt sah man in Leopoldshöhe.

Noch einen Monat zuvor standen die Alliierten auf der westlichen Seite des Rheins. Am 7. März gelang ihnen die Eroberung der Ludendorff-Brücke bei Remagen. In der zweiten Märzhälfte hatten mehrere alliierte Armeen den Rhein überschritten und waren dabei, das Ruhrgebiet einzukesseln. Der Kessel sollte bei Paderborn geschlossen werden. 300.000 deutsche Soldaten, geführt vom fanatischen Nationalsozialisten Generalfeldmarschall Walter Model, sollten das Ruhrgebiet verteidigen. Am 31. März war der Ruhrkessel fast geschlossen, berichtet Waldemar Becker der Westfälische Zeitschrift 135 (1985). Aufbrechen sollte ihn eine SS-Brigade Westfalen. Den rund 2.500 unzureichend ausgerüsteten deutschen Soldaten, SS-Männern und Volkssturmmännern standen 14.000 technisch bestens ausgestattete amerikanische Soldaten gegenüber, wie Becker berichtet. Während an der Egge, in der Gegend von Paderborn und Warburg zum Teil heftig gekämpft wurde, rückten die Amerikaner über die Autobahn nach Lippe vor. Am 1. April standen amerikanische Panzer auf der Heipker Kreuzung.

Acht Tage später überquerten sie die Weser bei Hameln und Höxter. Etwa 1.250 deutsche Soldaten hatten es auf die andere Weserseite geschafft. Die Soldaten im Ruhrkessel gaben am 21. April auf, einen Tag, nach dem Hitler sich erschossen hatte.