Wie die Gemeinde Kultur fördert
Asemissen (ED/ted). Jeder, der durch den Leopoldshöher Ortsteil Asemissen fährt, sieht die Skulpturen auf dem Kreisel mitten im Dorf. Kaum bekannt ist, wer sie warum wann geschaffen hat und dass es noch mehr von ihnen in der Großgemeinde Leopoldshöhe gibt.
Leopoldshöhe ist eine wachsende Gemeinde. Seit den 1990er Jahren wird Baugebiet um Baugebiet geschaffen. In der Zeit wechselt ein junger Beamter von der Bezirksregierung Düsseldorf in die Gemeindeverwaltung Leopoldshöhe. Eine junge Lehrerin an der Felix-Fechenbach-Schule tritt ihre zweite Stelle an. Sie hatte Kunst studiert und eine Leidenschaft für Großplastiken aus Beton entwickelt. Ihre ersten Erfahrungen mit der Herstellung solcher Skulpturen hatte sie in ihrer ersten Stelle in Düsseldorf mit einem zehnten Jahrgang gesammelt und dabei einen entscheidenden Fehler begangen: Sie baute die Plastiken im Klassenraum. Der Transport der Kunstwerke zu ihrem Standort außerhalb des Gebäudes stellte sich als Problem heraus. „Es war ein erheblicher Kraftaufwand nötig, weil die Plastiken zum Teil sehr schwer und ‚unhandlich‘ waren“, erinnert sich Sigrid Pöppelmann-Terwey.
Damals gab es den Kreisel in Asemissen noch nicht. Die Verkehrspolitiker der Gemeinde rangen mit dem Land um eine Umgehungsstraße für Asemissen. Der damalige Landtagsabgeordente Karl-Heinz Steinkühler hatte beim Land den Bau des Tunnels durch den Menkhauser Berg durchgesetzt und damit den Durchgangsverkehr aus Oerlinghausen herausgeschafft. Der damalige Verkehrsminister Franz-Josef Kniola wollte sich den Tunnel ansehen. „Ich habe ihm einem Brief geschrieben, dass er auf seinem Weg von Schötmar nach Oerlinghausen durch Asemissen fahren müsse“, erinnert sich Manfred Burkamp. Die Asemisser wollten mit dem Minister über die Ortsumgehung reden. Bei dem Gespräch rang Burkamp dem Minister das Versprechen ab, dass mit dem Bau der Ortsumgehung für den Ortsteil Leopoldshöhe ein Kreisel in Asemissen gebaut werde. „Das ist dann auch passiert“, sagt Burkamp.
Politik diskutierte nicht viel
Der junge Beamte war Hans-Jürgen Taron, später Leiter des Leopoldshöher Ordnungs- und Sozialamtes und auch für die Kultur in der Gemeinde zuständig. Für die Gestaltung des Kreisels sollte ein Kunstwerk her. Die Politik dachte an einen professionellen Künstler, Taron an den Kunstleistungskurs der FFG. Er fragte bei Pöppelmann-Terwey nach, ob sie und ihre Schülerinnen und Schüler des Kunstleistungskurses den öffentlichen Raum künstlerisch gestalten könnten. Sie hatten zuvor schon mit Arbeiten auf sich aufmerksam gemacht, mit den Holzskulpturen am Bahnhof. Sie entstanden etwa zu der Zeit, als der Bahnhof umgestaltet worden ist, erinnert sich Taron.
Pöppelmann-Terwey hatte aus ihrer Zeit in Düsseldorf gelernt. Für ihre großen Skulpturen hatte sie eine überdachte Außenfläche an der Nordseite der Sporthalle angeregt und bekommen. Unter Pöppelmann-Terweys Anleitung machten sich die damaligen Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Kunst an Entwürfe und erarbeiteten Modelle. Sie stellten sie im Rat vor. Der Rat entschied, welche Entwürfe umgesetzt werden sollten. „Da war keine große Diskussion“, erinnert sich Burkamp. Die Schülerinnen und Schüler bauten die Skulpturen, Mitarbeiter des Bauhofes transportierten sie an ihre Standorte.
Für die jungen Künstlerinnen und Künstler sei die Bedeutung der Skulpturen wichtig gewesen, erzählt Pöppelmann-Terwey. So solle die mitten auf der Kalotte des Kreisels stehende Skulptur durch ihre aufwärts gerichtete Form ein Symbol für Hoffnung, Schutz und Zielstrebigkeit sein. Die Figur am Rand des Platzes soll in ihrer geschlossenen Form mit den weichen Rundungen und ihren ineinanderfließenden Blautönen Ruhe, Harmonie, Sensibilität und Verletzbarkeit ausstrahlen. Die orangefarbene Figur habe einen energetischen Ausdruck und soll durch die warmen Farben Lebensfreude und Lebenskraft ausstrahlen. „Die rundliche Figur wirkt weiblich und zeigt durch den kantigen Kopf Stärke, Durchsetzungskraft und Zielstrebigkeit“, sagt Pöppelmann-Terwey.
Folgeaufträge für den Leistungskurs
Die Gemeinde war vom Ergebnis so angetan, dass sie Folgeprojekte in Auftrag gab. Am Buskeisel an der Grundschule Nord entstanden Skulpturen unter dem Thema „Copyright Natur“. Bei der Umsetzung der Entwürfe zeigten sich statische Probleme. Die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses sprachen Leopoldshöher Unternehmen an, die bei der Lösung der Probleme behilflich waren oder Material sponserten. Der Mitarbeiter einer Düsseldorfer Firma kam für einen Tag nach Leopoldshöhe, um Glasfaserbeton herzustellen, berichtet Pöppelmann-Terwey. Mit dem Projekt bewarb sich der Leistungskurs Kunst für den Jugendkulturpreis NRW 2004. Es gab 284 Bewerbungen aus 110 Städten, Gemeinden und Kreisen, die sich um eine Auszeichnung als „beispielhafte Kulturarbeit mit Kindern und Jugendlichen“ bewarben. „Copyright Natur“ war eines von neun Projekten, die ausgezeichnet wurden.
2004 entstanden Holzskulpturen in Zusammenarbeit mit einem afrikanischen Künstler. Sie fanden Platz auf der großen Wiese vor der Fußgängerbrücke am Einkaufszentrum in Leopoldshöhe, mussten jedoch vom Bauhof nach und nach abgeräumt werden. Sie waren aus wenig haltbarem Pappelholz. „Die waren morsch“, sagt Bauhofleiter Anderas Glatthor. Am Gelände der Grundschule Nord in Richtung Schuckenbaum stehen als vierte Gruppe von Skulpturen die „drei Kämpfer“, aus Beton.
Andere Farben als früher
Die Gemeinde kümmert sich weiter um die Skulpturen, Mitarbeiter des Bauhofes pflegen sie. Die Formen sind auch heute, nach über 20 Jahren, noch unverändert, geändert hat sich die Farbe. Hans-Jürgen Taron gab vor gut zwei Jahren dem damals noch in der Flüchtlingshilfe tätigen Maler Marc Wiedmer den Auftrag, den Plastiken einen neuen Anstrich zu geben. Es sollten Farben verwendet werden, die die Verkehrsteilnehmer nicht ablenkten und die wetterfest waren. Marc Wiedmer strich die Skulpturen daraufhin mit einer Fassadenfarbe in unterschiedlichen Farbtönen an. Es ist nicht das originale Farbkonzept, sagt Pöppelmann-Terwey. Das sei aber nicht so entscheidend. Wichtig sei, dass die Skulpturen immer noch da seien.
Inzwischen sind Hans-Jürgen Taron und Sigrid Pöppelmann-Terwey im Ruhestand. Pöppelmann-Terweys Nachfolgerinnen sind ehemalige Schülerinnen von ihr. Es freut sie. Vielleicht gibt es bald wieder Projekte eines Kunstleistungskurses. Einige Baugebiete und Gebäude sind in Planung.