Diversität im Kino

Die TOP 5 der diversen Filme vom Team Leos Kino

TOP 5: Die verborgene Festung (Japan 1958, s/w) (nur auf DVD erhältlich)

Japan im tiefsten Mittelalter: die Kleinkriminiellen Tahei und Matashichi suchen ihr Glück als Söldner und treffen auf den Samurai Rokurota. Zu dritt sollen sie Prinzessin Yukihime zu einer sicheren, verborgenen Festung bringen. Für alle überraschend übernimmt Yukihime handfest und entscheidungsstark die Führung des Quartetts und kämpft in atemberaubenden Actionszenen in vorderster Linie. Akira Kurosawa schuf einen Vorläufer des diversen Films, fremd und faszinierend. Wer sich an einen anderen Actionklassiker erinnert fühlt, liegt genau richtig: 20 Jahre später wird Yukihime Prinzessin Leia heißen und aus den Kleinkriminellen werden die berühmtesten Roboter der Filmgeschichte. Gemeinsam kämpfen sie dann den „Krieg der Sterne“.

TOP 4: Als wir tanzten (Georgien 2019) (als Stream bei Vimeo oder Amazon)

Der georgische Nationaltanz ist in Tiflis und Umgebung Inbegriff für Tradition und Identität. Der Umgang mit Geschlechterrollen ist streng und konservativ. Vor diesem Hintergrund lernen wir Merab kennen, Student an der staatlichen Tanzakademie. Als Irakli neu in das Ensemble kommt, werden die beiden zu Rivalen, doch aus der Konkurrenz wird schnell Begehren. Ihre Liebe müssen die beiden Männer geheim halten, doch das fällt immer schwerer. Levan Akins Werk ist authentisch, frisch und mitreißend. Doch offenbart der leichtfüßig inszenierte Film auch eine europäische Kluft: während „Als wir tanzten“ im Westen gefeiert wurde, fanden die Vorführungen in Tiflis unter Polizeischutz statt.

TOP 3: Ma Raineys Black Bottom (USA 2020) (bei Netflix)

Dieser Film erzählt nicht einfach die Lebensgeschichte von Ma Rainey, Mutter des Blues im Chicago der 1920er, angereichert mit ein paar Hits. Dieser Film erzählt von der Ausbeutung schwarzer Künstlerinnen und Künstler durch weiße Musikproduzenten. Auf der Bühne und während der Plattenaufnahmen ist Ma Rainey ein Star, doch danach ist sie in den Augen der Weißen nichts mehr wert. „Alles, was sie wollen, ist meine Stimme!“, sagt Ma Rainey an einer Stelle zu ihrem Bandleader. Doch Ma Rainey weiß, dass dies trotzdem ihre einzige Chance ist. Wie in „Hidden Figures“ oder „Moonlight“ gelingt es auch hier, ein schwieriges Thema leichtfüßig und unterhaltsam für ein großes Publikum aufzubereiten. Das liegt nicht nur an der Inszenierung, sondern auch an der grandiosen Viola Davis und dem fantastischen Chadwick Boseman, hier in seiner letzten Rolle. Wird es posthum einen Oscar geben?

TOP 2: Ich, Daniel Blake (Großbritannien 2016) (bei fast allen gängigen Streaming-Anbietern)

Daniel Blake wird mit 59 Jahren krank und kann nicht weiter als Schreiner arbeiten. Er ist auf staatliche Hilfe angewiesen. Behördengänge werden schnell zur Odyssee, die Ämter wollen nicht helfen und setzen Blake noch Demütigungen aus. Als der verzweifelte Mann die alleinerziehende Mutter Katie kennenlernt, bildet sich eine Solidargemeinschaft. Bald schon erhalten die beiden viel Unterstützung von Nachbarn und ehemaligen Kollegen. Doch die bürokratischen Klippen des Sozialstaats bleiben steil. Ken Loach erzählt kraftvoll von einem einfachen, aber geradlinigen Charakter, wie man ihn nie in einem „Tatort“ finden würde. Diversität ist eben mehr als der Blick auf Hautfarbe oder sexuelle Orientierung.

TOP 1: RITA (TV-Serie aus Dänemark, 2012 – 2020, Netflix, 5 Staffeln à 8 Folgen)

Rita Madsen ist Lehrerin und alleinerziehende Mutter in Kopenhagen. Mit ihrer kompromisslosen, aber ehrlichen Art schafft sie sich nicht nur Freunde. In insgesamt 40 Folgen kämpft sie für Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Herkunft und Hautfarbe, unterstützt ihren schwulen Sohn Jeppe auf dem Weg zum Outing und steht ihrer gutmütigen, aber schrägen Kollegin Hjördis immer wieder zur Seite. Das alles inszeniert das dänische Fernsehen vollkommen unaufgeregt und selbstverständlich, produziert preiswert, effizient und doch originell, relevant und ein wenig frech. „Rita“ erfindet sich dabei immer wieder neu, wir lachen mit ihr, bewundern sie und ärgern uns manchmal. Das Besondere ist hier nicht das Diverse an sich, sondern der ganz normale Umgang damit. Ein TV-Juwel, das noch Stoff für viele Staffeln böte.