Eine Gruppe junger Menschen klingelt an den Haustüren
Leopoldshöhe (ted). Es ist reiner Zufall, dass jetzt zeitlich parallel zur Bewältigung der Starkregen-Katastrophe im Rheinland Werber des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) durch die Gemeinde ziehen, um aktive und passive Mitglieder für das DRK zu gewinnen. Gestern ließen sie sich von Christian Aufenberg über die Aufgaben des Leopoldshöher DRK-Ortsvereins informieren.
Die Gruppe besteht aus jungen Leuten, die im Auftrag des DRK arbeiten. „Es macht keinen Sinn, dass die Aktiven nach anstrengenden Schichten noch von Tür zu Tür gehen“, sagt David Heitmann. Der Student leitet die Gruppe. Deren Mitglieder seien für diese Aufgabe ausgebildet. Christian Aufenberg lobt die Herangehensweise der Gruppe: „Wir hatten schon welche, die haben mit uns nicht gesprochen.“
Blutspendeabteilung
Heitmann will eigentlich alles über das Leopoldshöher DRK wissen. Christian Aufenberg berichtet. Der Ortsverein sei über alle Gruppen hinweg etwa 40 Mitglieder stark, davon zehn als Aktive in der Einsatzabteilung. Neu sei die Gruppe des Jugendrotkreuz. Der Frauenarbeitskreis kümmere sich um den Imbiss bei den Blutspendeterminen.
Die Frauen im Arbeitskreis seien meist über 80 Jahre alt. Viele könnten die Hilfe bei den Blutspendeaktionen nicht mehr anbieten. „Da spielt uns Corona in die Hände“, sagt Aufenberg. Der Imbiss ist entfallen, stattdessen bekommen die Spender eine Tüte. Frauen aus dem Arbeitskreis betreuen auch die Kleiderkammer, die zusammen mit der Mennoniten Brüdergemeinde Bechterdissen betrieben wird.
Einsatzabteilung
Die Mitglieder der Einsatzabteilung seien oft auch hauptamtlich im Rettungsdienst tätig, berichtet Aufenberg, er ist selbst einer davon. Sie stemmen einige Aufgaben. Das Leopoldshöher DRK stellt einen Rettungswagen und das Führungsfahrzeug für einen sogenannten Patiententransportzug des Katastrophenschutzes. Der komme immer dann zum Einsatz, wenn überörtlich Hilfe gebraucht werde wie bei Bombenentschärfungen in Paderborn oder Minden, sagt Aufenberg. Wenn Kliniken, Pflegeheime oder Behinderteneinrichtungen evakuiert werden müssten, sei der Transportzug dabei. Daneben sei an der Wache an der Waldstraße ein Technikanhänger stationiert. Der werde vom Land gestellt und unterhalten. Das Personal stellen die Leopoldhöher. Auf dem Anhänger ist eine Art Werkstatt für kleinere Reparaturen „verlastet“, wie es im Katastrophenschutzjargon heißt. In der Wache steht auch ein Bulli, der zum Transport von Menschen dient. Den finanziert und beschafft der Bund im Rahmen des Zivilschutzes. Mit seiner Hilfe können Menschen beispielsweise bei Evakuierungen transportiert werden.
Die Einsatzabteilung rückt auch mit der Freiwilligen Feuerwehr Leopoldshöhe immer dann aus, wenn es sich um ein „Feuer3“ handelt, also einen Einsatz, bei dem vergleichsweise viele Kräfte gebraucht werden. Dann sei der Rettungswagen mit dabei und stelle die Sanitätsversorgung der Feuerwehr sicher, sagt Aufenberg.
Gemeinsame Ausbildung
Was denn die spannendsten Einsätze gewesen wären, fragt eine junge Frau aus der Gruppe. Das seien die geplanten Einsätze, sagt Aufenberg, wie die Bombenentschärfungen. Dabei komme man ins Gespräch mit den betroffenen Leuten. Die Einsätze mit der Feuerwehr: „Das gibt so ein bisschen Kribbeln.“ An den Sanitätswachen bei Festivals nimmt Aufenberg gern teil, beim Wacken Open Air zum Beispiel. Aber es gebe auch die Wachen bei Stadtfesten, bei denen die Leopoldshöher benachbarte Ortsvereine unterstützen. Zehn bis zwölf eigene Einsätze hat das DRK Leopoldshöhe im Jahr. Dazu kommen die überörtlichen Einsätze wie der von zwei Kräften im Katastrophengebiet im Rheinland. Einmal im Monat kommen die Aktiven zu einem Dienstabend zusammen, immer jeden zweiten Montag im Monat zwischen 19.30 Uhr und 21 Uhr. Dort gebe es eine theoretische Ausbildung oder Instandhaltung des Materials. Einmal im Quartal treffen sich die Aktiven mit denen aus anderen Ortsvereinen zur gemeinsamen Ausbildung.
Der Unterhalt des Rettungswagens (RTW) kostet den Ortsverein bis zu 6.000 Euro im Jahr, sagt Aufenberg. Im vergangenen Jahr habe der Verein ein neues Beatmungsgerät für den RTW beschafft und auch ein EKG-Gerät. Den Kommandowagen für den Patiententransportzug, ein Auto mit Blaulicht und Signalhorn habe der Verein aus eigenen Mitteln gekauft, sagt Aufenberg.
Jugendrotkreuz
Neben der Gruppe für die zwei Mal im Jahr stattfindende Blutspendeaktion und der Einsatzabteilung gibt es in Leopoldshöhe noch das neugegründete Jugendrotkreuz. Dort lernen Kinder ab sechs Jahren nicht nur, wie sie Erste Hilfe leisten oder einen Notruf absetzen können. Sie werden nach und nach an die Aufgaben des DRK herangeführt. Aufenberg hofft, dass aus der Gruppe irgendwann einmal aktive Mitglieder hervorgehen.
Ein bis zwei Wochen werde die Werbergruppe in Leopoldshöhe unterwegs sein, sagt David Heitmann. Alle tragen DRK-Kleidung und einen Ausweis. In dem Zusammenhang möchte Aufenberg etwas klarstellen. Eine Werbergruppe einer anderen Hilfsorganisation habe eine falsche Drohung durchblicken lassen. Der Rettungsdienst sei gesichert, auch wenn man sich für die Arbeit des DRK nicht begeistert.
Wer beim DRK Leopoldshöhe mitmachen will, sollte hierhin schreiben: info@drk-leopoldshoehe.de
Das Rote Kreuz
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) ist die einzige nichtstaatliche Organisation, die ein eigenes sogenanntes Völkerrechtsubjekt ist, also Staaten nahezu gleichgestellt ist. Es ist aus einer Initiative des Schweizers Henri Dunant hervorgegangen. Er war am 24. Juni 1859 Zeuge der Schlacht von Solferino geworden, in der 25.000 Soldaten verwundet und, wie damals üblich, nahezu ohne Versorgung geblieben waren. Vier Jahre später gründete Dunant die Vorläuferorganisation des IKRK, das im Laufe der Jahrzehnte viele humanitäre Völkerrechtsabkommen initiierte, darunter die Genfer Konvention von 1864, in der festgelegt ist, dass verwundete Soldaten als neutrale Personen betrachtet und von allen kriegführenden Mächten versorgt werden müssen. Dunant ist der erste Träger des Friedensnobelpreises. In den Jahren nach der Gründung etablierten sich in vielen europäischen Ländern nationale Rotkreuz-Gesellschaften.
Die „Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften“ (IFRC) ist gewissermaßen die operative Hilfsorganisation des Roten Kreuzes für internationale Einsätze außerhalb von Kriegshandlungen. Die bisher umfangreichste Hilfsaktion unter ihrer Leitung ist nach eigenen Angaben der Einsatz nach der Tsunami-Katastrophe. 22.000 Helfer aus mehr als 40 nationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften waren im Einsatz.
Die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung ist die Organisation, unter der sich IKRK und IFRC zusammengeschlossen haben. Darunter sind für das IKRK, IFRC und die nationalen Gesellschaften weltweit rund 97 Millionen Mitglieder aktiv, davon 300.000 hauptberuflich. Zu ihnen gehören auch die Mitglieder des Leopoldshöher Ortsvereins.
Das rote Kreuz auf weißem Grund als Zeichen ist international geschützt. Fahrzeuge, Menschen, Gebäude, Schiffe und Flugzeuge, die damit gekennzeichnet sind, dürfen nicht angegriffen werden. Ein solcher Angriff gilt als Kriegsverbrechen. Mit der Zeit sind weitere geschützte und schützende Zeichen hinzugetreten: Der rote Halbmond, der rote Kristall mit und ohne rotem Davidstern und „der rote Löwe mit Sonne“ für die iranische Rot-Kreuz-Organisation, jeweils auf weißem Grund.