Wann der Sportplatz Greste fertig ist, ist unklar
Greste (ED/ted). In den Archiven der Verwaltung gibt es keine Unterlagen. Die heute noch amtierenden Ratsmitglieder wissen auch nicht, ob in den 1990er Jahren auch der Sportplatz Greste auf das giftige Dioxin untersucht worden ist. Damals deckten Bremer und Hamburger Behörden einen Umweltskandal auf, der fast alle westdeutschen Gemeinden mit Sport- und Spielplätzen betraf: Dioxin im Kieselrot. Die damals Verantwortlichen in Leopoldshöhe haben die Sache offensichtlich ignoriert.
In den Sitzungen des Sportausschusses und des Ausschusses für Umwelt und Klimaschutz sowie bei einem Ortstermin mit Anwohnern war der Dioxinfund auf dem Sportplatz Thema. Zu allen drei Gelegenheiten befragten Politiker und Anwohner die Verwaltung, ob es in den 1990er Jahren beim Umbau des ehemaligen Sportplatzes Asemissen zu einem Kunstrasenplatz oder bei der Auflösung des Sportplatzes und der Bebauung der Fläche auch zu einer Untersuchung des Sportplatzes Greste gekommen ist.
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In allen Fällen vermuteten die Fragesteller, dass die politischen und in der Verwaltung Verantwortlichen doch auch den Sportplatz Greste im Blick hätten haben müssen. „Es gibt darüber keine Unterlagen“, sagte Dirk Puchert-Blöbaum, Fachbereichsleiter Bauen der Gemeindeverwaltung, während des Ortstermins auf dem Sportplatz. Dieselbe Auskunft bekamen auch die Mitglieder des Sport- und des Umweltausschusses in ihren Sitzungen in dieser Woche.
Für die Vertreter des Gutachterbüros erscheint das offensichtlich ebenfalls seltsam. „Wir haben es schon einmal, dass Friedhofswege oder andere Wege nicht untersucht worden sind, aber Sportplätze? Das ist selten“, sagte Gutachter Stephan Bauer vom Büro Dr. Kerth + Lampe Geo-Infometric GmbH aus Detmold beim Ortstermin.
Bodenproben werden untersucht
Während der Sitzung des Umweltausschusses erläuterten Bauer und seine Kollegin Carola Bartel die Sachlage. Bauer wies darauf hin, dass Dioxin wasserunlöslich sei. Er sagte, dass der Belag etwa 25 Zentimeter tief abgetragen werden müsse. Grund sei die Durchmischung der aufgebrachten Materialien. Beim Ortstermin ergänzte er, dass möglicherweise auch die Schotterschicht entsorgt werden müsste, weil durch die Baggerarbeiten das Kieselrot in die Schotterschicht abrutschen könne. Bauer betonte, dass zurzeit keine akute Gefahr bestehe, dass aber Vorsorge in Form der Sperrungen des Geländes und Unterbindung des direkten Kontaktes mit dem dioxinhaltigen Belag getroffen werden sollten. Dazu wird in den kommenden Tagen ein Vlies auf dem Platz gelegt. Sandsäcke sollen es halten.
Die inzwischen genommenen Bodenproben vom Außengelände der Kindertagesstätte Greste würden zurzeit untersucht. Bauer geht davon aus, dass sich dort keine Schadstoffbelastung zeigen werde. Ein Vertreter der FDP fragte während der Sitzung des Umweltausschusses, wieviel Boden abgetragen werden müsse. In der Bundesbodenschutzverordnung sei festgelegt, dass 25 Zentimeter in jedem Fall ausgekoffert werden müssten. Die Bezirksregierung fördere das Vorhaben nur dann, wenn alles abgetragen werde.
Keine weiteren Plätze
Michael Kriszan von der Gemeindeverwaltung kündigte in der Sitzung des Umweltausschusses an, dass in den nächsten Wochen das Vorhaben konkretisiert werde. Per Eilantrag könne man vielleicht noch in diesem Jahr Fördermittel bekommen. Das komme darauf an, wieviel Geld noch in dem Fördertopf sei. Reiche es nicht, käme das Geld im nächsten Jahr. Er rechnet mit 80 Prozent Zuschuss auf die Gesamtkosten.
In der Sitzung fragte ein Vertreter der CDU, ob es in den 1990er Jahren Untersuchungen gegeben habe und ob es dazu Unterlagen in der Verwaltung gebe. In Asemissen sei getestet worden, als dort das Baugebiet auf dem ehemaligen Sportplatz entstanden sei. Der Grester Sportplatz sei wohl nicht beprobt worden. Auf die Frage nach weiteren möglichen belasteten Plätzen auf Gemeindegebiet beruhigte Kriszan: Es gebe keine.
Anwohner wollen mitplanen
Das bestätigte beim Ortstermin auf dem Sportplatz auch der Vorsitzende des Gemeindesportverbandes, Andreas Brinkmann. Außer den Plätzen in Greste und Asmissen gebe es keinen weiteren Kieselrot-Platz. Der Platz in Bexterhagen sei schon immer ein Rasenplatz gewesen. Der Grester Ulrich Käthner, der in jungen Jahren Fußballer war, sagte, dass wohl jeder, der damals auf dem Platz gespielt habe, noch Kieselrot im Oberschenkel habe. Geschadet habe es bisher nicht.
Anwohner des Sportplatzes in Greste wiesen auf mögliche weitere Belastungen hin. Auf dem Sportplatz in Greste habe es noch Lauf- und Weitsprung-Bahnen gegeben, ebenfalls belegt mit Kieselrot, die jetzt wohl unter Rasen verschwunden seien. Gutachter Bauer sagte zu, dort auch untersuchen zu wollen. Er sagte auch, dass er noch nie bei an Kieselrot-Plätze angrenzenden Grundstücken Belastungen gefunden habe. Eine Anwohnerin verwies auf ihr Grundstück, dass in der allgemein vorherrschenden Windrichtung hinter dem Sportplatz liege.
Wie der Platz in Zukunft gestaltet wird, ist noch unklar. Zwar sei es im Moment kein Problem, Boden zu bekommen, sagte Fachbereichsleiter Dirk Puchert-Blöbaum mit Blick auf die Baustelle der B66. Ob man aber die ausgekofferten Schichten einfach auffüllen wolle, hänge davon ab, was mit dem Platz geschehen werde. Klar sei, dass dort die geplante Skateranlage ihren Platz finden werde. Die Anwohner verwiesen darauf, dass sie eigene Ideen hätten und jetzt auch in die Planung der Fläche einbezogen werden möchten. Das sagte Puchert-Blöbaum zu: „Kein Problem“. Möglicherweise werde es Geld aus dem Leader-Programm geben. Die Gemeinde bewirbt sich zurzeit zusammen mit Lage und Lemgo um eine weitere Förderperiode. Es gebe aber noch keinen Zeitplan für die Sanierung des Platzes. Dazu sei die Situation noch zu frisch.