Hausgäste auf Zeit

Unterschlupf gefunden - Tagpfauenauge kopfüber unter der Kellertreppe. Foto: NABU/Ewald Thies
Unterschlupf für den Winter gefunden – Tagpfauenauge hängt kopfüber unter der Kellertreppe. Foto: NABU/Ewald Thies

Winterliche Entdeckungen in Keller und Dachstuhl

Von Ewald Thies

Leopoldshöhe. Für viele Tiere ist der Herbst die Jahreszeit, in der sie sich ein geeignetes Quartier für die Winterruhe suchen. Was wenige wissen: Auch einige heimische Schmetterlingsarten wie das Tagpfauenauge, der C-Falter und der Kleine Fuchs gehören zu den Tieren, die hierzulande ausgewachsen, als Imago, überwintern.

Baumhöhlen sind ideale Winterbehausungen, da sie jedoch selten geworden sind, suchen die Falter auch Unterschlupf in Gebäuden. „In Kellern, Garagen, Schuppen und Scheunen lassen sich die Tiere dann an Balken oder Wänden sitzend beobachten“, weiß Ewald Thies vom NABU Leopoldshöhe.

In diesem Sommer konnte sich das Tagpfauenauge außergewöhnlich stark entwickeln. Die Art hat wieder mal eine zweite Generation hervorgebracht, bei der die Falter allerdings oft deutlich kleiner als Tiere der ersten Generation ausfallen. Das Tagpfauenauge zählt zu den Ubiquisten, also Faltern, die keine besonderen oder nur geringe Ansprüche an ihren Lebensraum stellen. Die Flügel nach oben geklappt, die Körperfunktionen heruntergefahren  – in dieser Ruhestellung verharren die Schmetterlinge, bis die ersten warmen Frühlingstage sie wecken.

Schmetterlinge verfügen über keine großen Energiereserven. In warmen Räumen erwachen sie, verbrauchen ihren Kraftstoff und sterben vorzeitig. Aufgefundene Schmetterlinge sollten in einen kühlen, unbeheizten Raum verbracht werden, in dem sie ungestört bis zum Frühling ruhen. Ähnlich ergeht es Marienkäfern und Florfliegen. „Jeder, der einen überwinternden Tagfalter in dieser Position entdeckt, sollte ihn unbedingt in Ruhe lassen und darauf achten, dass während der Ruheperiode die Temperatur in seiner Umgebung nicht über fünf Grad steigt“, empfiehlt der Naturschutzbund. „Denn sonst flattert der Falter umher, verliert dadurch an Kraft und verhungert, weil er keine Nahrung mehr finden kann“, ergänzt Hans Dudler, Insektenkundler beim NABU Lippe.

Wenn ein Falter sich an einem Ort niederlässt, an dem es wärmer werden könnte, ist die beste Lösung, ihn mittels einer Schachtel an einen wettergeschützten und vor allem kühlen, ungeheizten Ort wie Garage oder Speicher zu verfrachten, an dem er ungestört weiterschlafen kann. Dort darf es ruhig mal richtig kalt werden, denn diese Schmetterlinge überleben auch Temperaturen unter 0°C. An den ersten Frühlingstagen sollte man jedoch nicht vergessen, den dann aus der Winterruhe erwachenden Faltern eine Möglichkeit des Ausfluges zu bieten.

Die meisten heimischen Schmetterlingsarten überwintern jedoch als Ei, Raupe oder in der Puppe. Beliebte Winterquartiere für diese Schmetterlingsstadien sind Gärten. „Wer seinen Garten schmetterlingsfreundlich gestalten möchte, sollte auf das Ausreißen verblühter Kräuter und Stauden verzichten“, rät der Naturschutzbund.Ein Willkommensgruß für Schmetterlinge, die im Frühjahr wieder auf Nahrungssuche gehen, sind besonders einheimische Wildkräuter, Stauden und Gehölze. Darunter Schlehen, Weißdorn und Weiden, aber auch jegliche Arten von Obstbäumen gehören zu ihren bevorzugten Nahrungspflanzen.

Das Licht des Frühlings 

Wenn die Sonne im Spätwinter, im Vorfrühling höher steigt, ihre wärmende Kraft neues Leben in die Natur sendet und Altes auffrischt, kommt wieder Leben in die Falterkörper. Für Tiere, die den Winter über in Gebäuden Unterschlupf gefunden haben, ist es zuweilen schwierig, manchmal unmöglich, wieder den Weg nach draußen ins Freie zu finden. Scheunen, Dachstühle, Vorrats- und Abstellkammern erfüllen die Ansprüche an ein gutes Winterquartier.

Besonders Tag-und Nachtfalter, aber auch Marienkäfer, Florfliegen und andere, oftmals sehr nützliche Insekten fliegen tagelang auf Dachböden umher, immer den einfallenden Lichtstrahlen folgend. Meist endet das Geflatter in einem Spinnennetz, werden die Tiere Frassopfer – oder die Insekten fallen irgendwann kraftlos zu Boden und verenden zum Schluss in den Räumen. Dabei haben sie es über lange Monate geschafft, ihre Lebensvorgänge auf Sparflamme aufrecht zu erhalten.

Nicht immer handelt es sich bei den überwinternden Insekten um Allerweltsarten, deren zweiter Lebensabschnitt hinter verschlossenen Fenstern, in Schuppen und hinter verriegelten Dachluken endet. „Auch manche Rote-Liste- Art sucht über den Winter Schutz in Voratskellern, Bunkern, auf Dachböden oder in Kirchtürmen“, so Hans Dudler.

Um Tagpfauenaugen und Kleinen Füchsen, all den Käfern und anderen Insekten einen ungehinderten Ausflug zu ermöglichen, bittet der NABU Hausbesitzer und Wohnungseigentümer darum, mit Beginn der wärmeren Witterung im Spätwinter/Vorfrühling am Tage kurzzeitig Fenster in Kellerräumen zu öffnen, den Tieren den Ausflug durch Bodentüren und aus Dachluken zu ermöglichen.

nabu-leopoldshoehe.de

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