
Ganz, ganz, ganz große Gefühle
Von Ulrich Schumann
Zum Kino-Start von Pablo Larrains Film über Maria Callas schaut Leos Kino auf die besten Opernfilme
Im Äpfel-Birnen-Vergleich „Kino gegen Oper“ gewinnt dann doch die Oper. Zu intensiv und zu mitreißend sind Musik und Live-Erlebnis, zu groß die Gefühle, zu vielfältig die Eindrücke im Zusammenspiel von Musik, Inszenierung und Künstler. Und doch – es gibt die Opernfilme, die diese besondere Mixtur auch auf die Leinwand transportieren. Und während sich alle auf die neue Film-Biografie über Maria Callas freuen (ab 06.02. im Kino), stimmt sich Leos Kino mit den schönsten Opernfilmen schon mal ein.
Orphea In Love (D 2022, Regie: Axel Ranisch)
Axel Ranisch bleibt einer der kreativsten Köpfe des deutschen Kinos. Seine Liebe zur Oper drückt er nicht nur in seinem wunderbaren Podcast „Klassik drastisch“ aus, sondern auch in diesem modernen Opernfilm, in dem er Motive verschiedener Opern mixt, mit Elementen des Tanzfilms anreichert und Künstlern der Bayerischen Staatsoper Raum für viel Musik gibt. Und natürlich bleibt Platz für das herrlich-schräge Ranisch-Universum: Arien im Callcenter, Heiko Pinkowski als Opern-Bösewicht in der Badewanne und Tanztheater in der Unterführung – darauf muss man auch erstmal kommen.
The Magic Flute – Das Vermächtnis der Zauberflöte (D 2022, Regie: Florian Sigl)
Harry Potter trifft Mozart: Hier heißt Harry aber Tim, ist 17 Jahre alt und Schüler eines Gesangs-Internats. Tim entdeckt ein Portal, das ihn direkt in die Welt der Zauberflöte katapultiert. Dort ist er Prinz Tamino, trifft den Vogelsänger Papageno und muss zahlreiche Abenteuer bestehen, um Prinzessin Pamina aus den Fängen des finsteren Sarastro zu befreien. Doch die wahren Herausforderungen warten im wirklichen Leben.
Diese aufwändige deutsche Fantasy-Produktion bietet Oper für Nicht-Opern-Fans. Stimmlich darf man nicht zu viel erwarten, doch das große Verdienst dieses Films ist es, eine junge Generation an die Oper heranzuführen. Verspielt, unterhaltsam, niedrigschwellig.
Pretty Woman (USA 1990, Regie Garry Marshall)
Es gibt in diesem Film, den wohl jeder kennt, diese Szene, in der Julia Roberts und Richard Gere in der Oper sitzen. Roberts kämpft anfangs noch mit dem Opernglas, doch am Ende ist sie begeistert von der Faszination Oper. Die beiden sehen „La Traviata“ – und das ist kein Zufall. Denn Verdis Oper erzählt die Geschichte des reichen Mannes und der Sexarbeiterin, die sich trotz aller Unterschiede ineinander verlieben, schon 1853. Und beim direkten Vergleich findet man viele Parallelen zwischen Vivian in „Pretty Woman“ und Violetta in „La Traviata“. Ein großer Spaß! Die Oper läuft derzeit mal wieder in Osnabrück, der Film immer und überall.