Zikade könnte Problem werden

Rhododendron-Zikade. Foto: NABU Leopoldshöhe/Ewald Thies
Rhododendron-Zikade. Foto: NABU Leopoldshöhe/Ewald Thies

Nabu-Naturinfo

Von Ewald Thies

Leopoldshöhe. Landwirte in weiten Teilen Deutschlands machen sich sehr große Sorgen wegen der rasanten Verbreitung der Schilf-Glasflügelzikade. Das Insekt saugt an Pflanzenteilen und überträgt so bakterielle Krankheitserreger auf Pflanzen. Das Tier kann im schlimmsten Fall ganze Ernten zerstören. 

Mit Zuckerrüben fing es an, doch nun sind auch Kartoffeln, Sellerie und anderes Gemüse in Gefahr. Eine unscheinbare Zikade bedroht heimisches Gemüse. Die Zikade kam aus Frankreich und verbreitet sich von Baden-Württemberg über Rheinland-Pfalz, Bayern und Hessen weiter in den Norden. Inzwischen wurde sie auch in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt entdeckt.

Auch Kartoffeln und Gemüse wie Rote Beete, Möhren und Kohl sind schon betroffen. Experten haben das Insekt schon an Spargel und Rhabarber nachgewiesen. In der Agrarlandschaft fehlen heutzutage fast überall wertvolle Landschaftselemente wie Hecken, Brachestreifen und  Feldraine, ebenso lineare Gebüschstrukturen, die als Lebensraum und Windschutz dienen.

Zahlreiche Vogelarten, eine Reihe von Säugetieren, Reptilien und Amphibien wie Kröten, Frösche und Molche nutzen Zikaden als Nahrungsquelle. Auch wirbellose Tiere, Spinnen, Raubwanzen und Ameisen, die auch frisch geschlüpfte Nymphen fressen, kommen als nützliche Zikadenvertilger in Frage.

Zikaden haben eine Reihe von weiteren Feinden, unter anderem Parasiten wie Raubfliegen oder Mordfliegen – räuberisch und schnell, jedoch für Menschen ungefährlich.

Gemeine Blutzikade. Foto: NABU Leopoldshöhe/Ewald Thies
Gemeine Blutzikade. Foto: NABU Leopoldshöhe/Ewald Thies

Die Flugzeit der Gelben Mord- und Raubfliege liegt zwischen April/Mai und September. Sie fliegt mit einem deutlich hörbaren Brummen, was für den Menschen den Eindruck einer Biene oder Hummel erhöht, allerdings kann sie nicht stechen. Sie wählt Baumstümpfe oder Holzstöße als Sitzwarte und kehrt nach kurzen Rundflügen immer wieder an den gewählten Ort zurück. Dabei schmiegt sie sich dicht an das Substrat und legt ihre Flügel über dem Hinterleib zusammen.

Von ihrer Warte aus hält sie Ausschau nach Beutetieren. Ihr sehr beweglicher Kopf und die guten Augen ermöglichen ihr, fliegende Insekten zu erspähen und zu jagen. Sie jagt Insekten bis zu einer Größe, die ihrer eigenen entspricht.

81 Arten sind aus Deutschland bekannt. Durch ihre räuberische Lebensweise haben die Tiere einen bedeutenden Einfluss auf die Regulierung in Ökosystemen, vor allem da sie vornehmlich pflanzenfressende Insekten jagen. Es handelt sich um mittelgroße bis große Fliegen, die Mord- und Raubfliegen (Laphria) werden bis 30 Millimeter groß.

Zikadenwespen

In Deutschland gibt es eine Vielzahl von Zikadenwespen, die auch als Dryinidae bekannt sind. Es gibt mehr als 40 Arten in Deutschland. Diese kleinen Insekten sind parasitisch und leben in den verschiedensten terrestrischen Lebensräumen, wo auch ihre Wirtstiere, die Zikaden, leben.

Schlupfwespen

Schlupfwespen sind ein wichtiger Teil des natürlichen Gleichgewichts in der Natur, da sie Larven anderer Insekten, einschließlich Zikaden, parasitieren. Die Schlupfwespen legen ihre Eier in oder an die Eier, Larven oder Puppen ihrer Beute ab. Die Schlupfwespenlarven entwickeln sich im Inneren des Wirtes und töten diesen schließlich. Schlupfwespen sind Parasiten, das heißt, sie leben auf Kosten anderer Organismen.

Die Larven der Schlupfwespen werden in die Eier, die Larven oder Puppen der Zikaden abgelegt. Die Schlupfwespenlarve entwickelt sich im Innern des Zikadenkörpers und tötet ihn schließlich, um selbst Puppe zu werden und zu schlüpfen. Schlupfwespen können auch als Nützlinge eingesetzt werden, um die Populationen bestimmter Insekten, darunter auch Zikaden, zu reduzieren.

Wie Schlupfwespen Zikaden bekämpfen

Schlupfwespen nutzen ihren Geruchssinn, um Zikaden zu orten und ihre Eier in oder an ihnen abzulegen. Die Schlupfwespenlarve entwickelt sich im Inneren der Zikade und tötet sie. Der Einfluss der Schlupfwespen auf die Zikadenpopulation kann erheblich sein, insbesondere bei starkem Befall. Schlupfwespen können auch dazu beitragen, Zikadenbefall vorzubeugen, indem sie bereits frühzeitig die Populationen reduzieren.

Augenfliegen

Augenfliegen, die zu der Familie der Diptera Pipunculidae gehören, sind natürliche Feinde von Zikaden. Sie sind Parasitoide, was bedeutet, dass sie die Larven oder Nymphen der Zikaden als Wirtsorganismen verwenden, um ihre eigene Entwicklung zu vollenden.

Die Eier der Augenfliegen entwickeln sich zu Larven, die sich von Wirtsorganismen, den Zikaden, ernähren. Die Larven wandeln sich im Körper oder im Boden zu Puppen um. Als erwachsene Augenfliegen schlüpfen sie und verlassen die Zikade, oft so, dass die Zikadenpopulationen erhebliche Schädigungen erleiden.

Augenfliegen sind ein natürlicher Bestandteil des Ökosystems, der dazu beiträgt, die Zikadenpopulationen zu kontrollieren. Sie sind ein wichtiger Faktor in der natürlichen Regulierung von Zikaden, insbesondere von Kleinzikadenarten.

Die Feldflur aufwerten

Die Feldflur, oft als bloße Produktionsfläche betrachtet, birgt ein enormes Potenzial für die Förderung der Artenvielfalt und die Stärkung unserer Ökosysteme. Durch gezielte Maßnahmen können wir sie zu einem lebendigen Lebensraum für Pflanzen, Vögel, Insekten und Kleintiere machen.

Die Aufwertung der Feldflur ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Landwirte und Naturschützer, Kommunen und Bürger können gemeinsam viel erreichen. Alles zu tun, damit für die Landwirtschaft gefährliche Schadinsekten durch eine große Zahl natürlicher Feinde eingedämmt werden können, lohnt sich zu diesen Zeiten allemal.

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