
Warum Frank Elbrächter Bürgermeister werden will
Leopoldshöhe (ted). Anfangs ist er ein wenig nervös. Frank Elbrächter war Polizist, angestellter Geschäftsführer und ist jetzt Unternehmer. Jetzt ist er Kandidat für das Amt des Bürgermeisters. Er tritt für die Wählervereinigung PUB an.
Eigentlich, sagt der 57-Jährige, hätte er sich schon mit Blick auf einen Ruhestand eingerichtet. Das Leben, das er jetzt führt, hätte so weitergehen können, sagt er. „Ich habe immer viel gearbeitet.“ Dann kam er mit der PUB in Kontakt. Die „Parteilose Unabhängige Bürgervereinigung“ hatte zunächst gar nicht vor, einen Bürgermeisterkandidat aufzustellen. Sie kritisierte zwar die Einmütigkeit von SPD, CDU, Grünen und FDP, den amtierenden Bürgermeister Martin Hoffmann zu unterstützen, sah sich aber nicht in der Lage, selbst einen Kandidaten ins Rennen zu schicken.
Elbrächter stieg in die politischen und finanziellen Verhältnisse der Gemeinde ein. Er las den Haushaltsplan und andere Unterlagen und kam zur Erkenntnis, „dass ich nicht wusste, wie schlecht es wirklich um Leopoldshöhe steht“. Auch die Leute, die Bürger wüssten es nicht, sagt Elbrächter. Je mehr er mit den Menschen redete, desto mehr sei ihm klar geworden, „das ist meine Heimatgemeinde. Es ist Zeit, etwas zurückzugeben“.
Er habe sehr viel Respekt vor der Verantwortung, die das Amt des Bürgermeisters darstellt. Er habe intensiv mit seiner Partnerin gesprochen, die sich ebenfalls in der PUB engagiere. Michaela Kruß kandidiert im Wahlbezirk Bechterdissen II und auf der Reserveliste der Vereinigung auf dem neunten Platz.
Sein erster Gedanke bei der Übernahme der Kandidatur sei gewesen: „Das wird schwierig.“ Eine neue Wählervereinigung darf nicht wie etablierte Parteien einen Kandidaten durch Beschluss aufstellen, sondern muss Unterschriften sammeln, in Leopoldshöhe 180. Elbrächter ging von Haustür zu Haustür. „Aus einmal Klingeln werden dann schnell 45 Minuten“, sagt er. Aus diesen Gesprächen habe er wertvolle Informationen mitgenommen.
230 Unterschriften
Das Sammeln der Unterschriften ging offenbar leichter als gedacht. „Das wären sehr viele Unterschriften gewesen“, sagt Elbrächter. Die Zeit sei aber knapp gewesen. So hätten sie bei rund 230 Unterschriften aufgehört. „Manche waren enttäuscht, dass sie nicht mehr unterschreiben konnten“, berichtet er.
Auch die Wahlkreiskandidaten und -kandidatinnen hätten Unterschriften „satt über den Durst“ bekommen. Sehr geholfen habe die All-Parteien-Nominierung des amtierenden Bürgermeisters Hoffmann. „Viele Menschen wollen Pluralität“, sagt Elbrächter.
Selbstständigkeit als Idee
Elbrächter hat gleich nach der Schule eine Ausbildung zum Polizisten gemacht. Er schied aus dem Staatsdienst aus und ging in die Tiernahrungsindustrie. Dort war er zuletzt Geschäftsführer mit Verantwortung für rund 140 Mitarbeiter und 250 Millionen Euro Umsatz. Vor 20 Jahren schied er dort aus und machte sich selbstständig. Das sei schon lange zwar kein festes Ziel, aber eine Idee gewesen. Ihm sei allerdings klar gewesen, dass er ein solides Fundament benötigte, finanziell wie auch in persönlichen Fähigkeiten.
Die hat er sich in der Tiernahrungsindustrie angeeignet. „Ich habe da richtig Feuer gefangen“, sagt er. Vor allem durch die Herausforderung, am Markt zu bestehen. Er habe nie materielle Anreize gebraucht, sondern die große Herausforderung. „Der muss man sich stellen“, sagt Elbrächter. Seit 20 Jahren ist Elbrächter nun selbstständig. Er betreibt einen Modeschmuckhandel. Erfolgreich, wie er sagt.
Internes Wissen heben
Er bezeichnet sich als Teamplayer. Sollte er die Wahl gewinnen, möchte er die Kompetenzen im Rathaus bündeln. Internes Wissen will er heben. „Das wird auch in Betrieben häufig nicht abgerufen“, sagt er. Verwaltungsmitarbeiter, „gerade die, die ihren Job schon lange machen“, hätten viel Erfahrung und viel erlebt.
Inhaltlich will er an den Haushalt gehen. Ein Moratorium für das geplante Wohngebiet Brunsheide würde er ansetzen. Danach sollten Chancen und Risiken für das Wohngebiet miteinander abgewogen werden, sagt Elbrächter. Er hat die Sorge, dass das Projekt scheitert: „Wenn es scheitert, ist das ein Risiko, dass man im Moment nicht mehr eingehen darf.“
Blick auf den Haushalt
Elbrächter verweist auf Kämmerin Karin Glöckner. „Wenn wir so weitermachen, fahren wir das Ding an die Wand“, soll Glöckner mit Blick auf den Gemeindehaushalt gesagt haben. Es sei vor einiger Zeit die Beratungsfirma Solaris beauftragt worden, um Einsparungen im Haushalt zu finden. „Passiert ist genau gar nichts“, sagt Elbrächter.
Dier Finanzplanung für 2026 sehe Steuermehreinnahmen von zehn Prozent vor, sagt der Kandidat. Auf dieser Basis finde die Erarbeitung eines Haushaltssicherungskonzeptes durch die KGSt statt. Die schon mehrfach diskutierte Möglichkeit, die kommunalen Kindertagesstätten an andere Träger abzugeben und damit Geld zu sparen, lehnt Elbrächter entschieden ab. „Es hat keiner Zahlen liefern können, was eingespart werden könnte“, sagt Elbrächter.
Ärztliche Versorgung
Im Haushalt sei er über eine Position gestolpert: die Aufwendungen für Sach- und Dienstleistungen. Die seien seit 2019 um 76 Prozent gestiegen. Elbrächter vermutet dahinter viele Berater- und Gutachterleistungen. Dort sieht er Potential. Er setzt auf das Ehrenamt für Aufgaben, die die Gemeinde nicht mehr finanzieren kann. Ehrenamtliche Tätigkeit könne das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Gemeinde stärken.
Die Situation der ärztlichen Versorgung in der Gemeinde will er angehen. Schon lange sucht die Gemeinde Hausärzte, die sich in Leopoldhöhe niederlassen wollen. Martin Betge, Urologe mit Praxis in Bielefeld, erarbeite zusammen mit Anderen Programme, mit denen die Versorgung besser gelingen soll.
Ein dickes Fell
Als Geschäftsführer habe er gelernt, sich ein dickes Fell zuzulegen und Dinge zu schlucken. Als Geschäftsführer könne man nicht „Everybodys Darling“ sein, sagt Elbrächter. Bei seinen Gesprächen habe er erfahren, dass die Leute zumindest gehört und ernst genommen werden wollen, auch wenn sie ihr Anliegen nicht durchsetzen können. Er habe den Eindruck, dass sei in der Leopoldshöhe Politik zurzeit nicht der Fall.
Elbrächter ist zeitlebens sportlich unterwegs. Er läuft und tanzt mit seiner Partnerin Standard und Latein. Er sitze gern mit Menschen zusammen. Er hat jahrelang in einer Band Gitarre und Bass gespielt. Er arbeitet gern mit Holz. „Das ist es, wo ich zur Ruhe komme“, sagt der Kandidat.