Cannabis und Kino
Von Ulrich Schumann
Die Geschichte von Hanf und Co. im Film/ Tipps von Leos Kino
Lustiger hätte das Datum nicht ausgewählt werden können: ausgerechnet am 1.April wird in Deutschland der Besitz von Cannabis eingeschränkt legalisiert. Kein Aprilscherz: in einigen Leopoldshöher Haushalten könnte das Osterfest in diesem Jahr einen ganz eigenen Charakter bekommen. Im Kino ist Drogenkonsum nichts Neues. Seit Jahrzehnten beschäftigen sich Filme mit dem Rausch, aber auch den Gefahren des Cannabis-Konsums. Eine Auswahl von Leos Kino.
Paulette (Frankreich 2012)
Im Frühjahr 2013 hingen in Leopoldshöhe rund 50 Plakate, die eine große Hanfpflanze zeigten. Leos Kino zeigte damals die französische Komödie „Paulette“, die auf spielerische Weise zeigt, dass Drogen eng mit Dealen und Armut verknüpft ist. Paulette ist eine ältere Dame, die nach dem Tod ihres Mannes kaum noch über die Runden kommt. Sie beginnt sich als Straßendealerin zu verdingen. Das Geschäft floriert, weil niemand mit einer alten Dame als Dealerin rechnet. Doch als die Clans Paulette auf die Schliche kommen, wird sie zusammengeschlagen. Paulette beginnt Kekse zu backen…
Der Film, der im Stil des britischen Kultfilms „Grasgeflüster“ gedreht wurde, beruht auf wahren Begebenheiten und balanciert gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen Komik und Tragik.
Easy Rider (USA 1969)
Mit dem Begriff „Kultfilm“ muss man vorsichtig umgehen, hier trifft er wirklich zu: „Easy Rider“ prägte nicht nur eine ganze Generation, er ist auch Ausdruck einer neuen Epoche des Hollywood-Kinos. Mit dem „Hollywood New Cinema“ wehrte sich die Filmindustrie gegen den wachsenden Erfolg des Fernsehens.
Erinnern Sie sich? Wyatt und Billy fahren mit ihren Motorrädern quer durch die USA, um Drogen zu verkaufen. Bald schließt sich ihnen der junge Anwalt Hanson an, der aus seiner Bürgerlichkeit aussteigen will. Ein wilder Trip beginnt.
„Easy Rider“ zeigt die totale Freiheit – auch künstlerisch. Der 360-Grad-Schwenk beim abendlichen Drogenkonsum oder die Aufnahmen der Motorradfahrten sind legendär.
The Big Lebowski (USA 1998)
Noch so ein Kultfilm! In den späten 1990ern hatte Drogen-Filme Konjunktur. Ob mit „Trainspotting“ oder „Jackie Brown“ – es wurde konsumiert, was ging. Science-Fiction-Filme wie „Das fünfte Element“ zeigten Rauschzustände in fremden Welten. Joel und Ethan Coen fassten das Thema anders auf und schufen mit „dem Dude“ einen komplett schrägen Typen, der Bowling und Philosophie liebt. Nichts kann ihn aus der Ruhe bringen: keine Verbrecherbanden, keine Multimillionäre oder andere Nerds. Jeff Bridges spielt „den Dude“ mit sichtlicher Hingabe. Wir lachen über ihn und mögen den Kerl. Doch insgeheim tut er uns Leid. Das Cannabis hat aus Jeff Lebowski einen ungepflegten, gleichgültigen und wahrscheinlich auch kranken Mann gemacht. Wollen wir wirklich so sein?
City Of God (Brasilien 2002)
Es stimmt schon: hier geht es um härtere Drogen, nicht nur um Cannabis. Trotzdem zeigt uns der Film auf besonders harte Weise: das Zeug ist gefährlich. Und das auf vielen Ebenen: Fernando Meirelles konfrontiert uns hier mi dem Schicksal des jungen Buscapé. Er lebt in den Favelas von Rio de Janeiro und versucht aus der Armut zu entkommen und Fotograf zu werden. Doch das Viertel lässt ihn nicht gehen: seine besten Freunde sind Drogendealer und führen immer wieder erbitterte Auseinandersetzungen, die viele Opfer fordern. Als die Konflikte an Schärfe zunehmen, muss sich Buscapé entscheiden: wie kann er seine Haut retten, ohne seine Freunde zu verraten?
Meirelles arbeitete hier fast ausschließlich mit Laiendarstellern, die tatsächlich aus den Favelas stammen. Das erzielt eine unglaubliche Authentizität, die die Schattenseiten Rios spürbar machen. Der Film war für vier Oscars nominiert. 2002 war das für einen nicht-englischsprachigen Film eine Sensation.