Ein kaltes Provisorium

Bereit: Die Einsatzkräfte für die provisorische Asemisser Wache haben sich an ihrem Fahrzeug aufgestellt. Seit Oktober fahren sie von einer Halle am Bahnhof ihre Einsätze.  Foto: Thomas Dohna
Bereit: Die Einsatzkräfte für die provisorische Asemisser Wache haben sich an ihrem Fahrzeug aufgestellt. Seit Oktober fahren sie von einer Halle am Bahnhof ihre Einsätze. Foto: Thomas Dohna

Die Freiwillige Feuerwehr Leopoldshöhe stellte die neue Wache in Asemissen vor

Leopoldshöhe (ted). Es ist frisch an diesem Februarabend. In einer Halle am Bahnhof in Asemissen haben sich etwa 25 Feuerwehrfrauen und -männer versammelt. Der Leiter der Wehr Harald Schubert ist da und der Leiter des Fachbereiches Bauen, Umwelt, Ordnung der Gemeindeverwaltung, Dirk Puchert-Blöbaum. Tim Cornelsen, Bausachbearbeiter der Gemeindeverwaltung, hat den Umbau der Halle zu einer Feuerwehrwache geleitet. Sie ist ein Provisorium.

Den Insidern war im Sommer 2016 schon lange klar, dass etwas mit den Schutzzielen der Feuerwehr nicht stimmte. In mehr als 70 Prozent der Einsätze kamen die Wehrleute später oder mit zu wenig Personal als gefordert am Einsatzort an. Damals beschäftigte sich der Haupt- und Finanzausschuss der Gemeinde mit der Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplanes, in dem diese Schutzziele festgelegt sind. Sie müssen im Allgemeinen dem Stand der Technik entsprechen. Das bedeutet, ein erstes Einsatzfahrzeug muss in acht Minuten nach dem Alarm mit neun, mindestens aber mit sechs Einsatzkräften an Bord am Einsatzort ankommen. Das gelang der Leopoldshöher Wehr immer seltener – was weder an der Ausbildung noch am Willen der Wehrleute lag.

Einfahrt: Diese Halle am Bahnhof in Asemissen ist die provisorische Wache Asemissen für die Freiwillige Feuerwehr Leopoldshöhe.

Ein Gutachter stellte fest, dass die weiten Wege in Leopoldshöhe das eigentliche Problem sind. Von der Wache am Schuckenteichweg sind bis heute nur die Siedlungen in den Ortsteilen Leopoldshöhe, Schuckenbaum und Evenhausen innerhalb der Schutzfristen erreichbar. Schon Greste ist zu weit weg. Der Gutachter schlug vor, in den südlichen Ortsteilen nach einem Grundstück Ausschau zu halten. Dort solle wenigstens für ein halbes, längstens für ein Jahr eine provisorische Wache eingerichtet werden. In dieser Zeit sollte die Feuerwehr ausprobieren, ob sich die Schutzfristen für Asemissen, Bechterdissen und Greste verbessern lassen.

Nach längeren Überlegungen und der Suche nach einem geeigneten Standort sei der Gemeinde die Halle am Bahnhof angeboten worden, berichtete Fachbereichsleiter Puchert-Blöbaum. Die Gemeinde griff zu, mietete die Halle an und baute sie zu einer provisorischen Wache um. Die Elektroanlage einschließlich der Unterverteilung musste erneuert werden. Eine Abzugsanlage für die Abgase des Einsatzfahrzeugs ließ die Gemeinde einbauen. Ein Leopoldshöher Unternehmer stellte drei Container als Umkleiden zur Verfügung. Einen Toiletten-Container beschaffte die Gemeinde selbst. Einsatzkleidung für etwa 25 Kräfte musste auch neu gekauft werden, weil die Mitglieder der Feuerwehr ihre Dienste an jedem zweiten Freitag gemeinsam an der Wache am Schuckenteichweg abhalten. Um immer einsatzbereit zu sein, muss an beiden Orten Einsatzkleidung vorhanden sein. „Die hätten wir über kurz oder lang ohnehin gebraucht“, sagte Wehrchef Schubert. Etwa 50.000 Euro hat die Gemeinde in den Umbau und neue Einsatzkleidung investiert. Eine Heizung für die Halle gibt es nicht, was bei Einsätzen zum Problem werden kann. Sind die Atemluftflaschen der Atemschutzgeräte zu kalt, kann der Druck darin soweit sinken, dass sie nicht mehr benutzt werden können. Sollte es heftig kalt werden, könnte das Wasser im Tank des Einsatzfahrzeugs gefrieren.

Erfahrungen aus ersten Einsätzen zeigen: es funktioniert. Die Einsatzzeiten hätten sich zum Teil deutlich, auch deutlich unter acht Minuten verbessert. Bei der Zahl der Einsatzkräfte könnte es besser sein, deutete Schubert an. Beim Auslösen einer Brandmeldeanlage reiche es aus, wenn zunächst drei Wehrleute die Lage erkundeten. Die meisten Alarme dieser Art sind blinde Alarme.

Nicht glücklich sind die Wehrleute über die Lage der Wache südlich der Bahnlinie. Die meisten Einsatzkräfte müssen die Bahnlinie queren, um zur Wache zu kommen. „Es ist einfacher, mit einem roten Auto bis vor die Schranke zu fahren, als mit einem Privatwagen“, sagte Schubert. Zwar dürften die Wehrleute das mit dem Privatauto auch. Da sei aber für die anderen Verkehrsteilnehmer nicht zu erkennen, dass der Feuerwehrangehörige mit Sonderrechten unterwegs sei. „Das gibt nur Theater“, sagte Schubert. Bei den bisher fünf Einsätzen sei das drei Mal der Fall gewesen, berichtete Uwe Mäscher, der der Zugführer der provisorischen Wache ist.

Seit Oktober vergangenen Jahres ist die Wache in Betrieb. Der Versuch soll noch bis Oktober dieses Jahres laufen. Danach werden die Zahlen ausgewertet.