Like Father, Like Son

Wie man lernt, Vater zu werden

Der Anruf aus der Klinik ändert alles und kommt natürlich zum denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Der sechsjährige Keita hat gerade die Aufnahmeprüfung für die Wunschschule bestanden. Die Eltern Ryota und Midori erfahren, dass dem Krankenhaus vor sechs Jahren ein Fehler unterlaufen ist, zwei Neugeborene sind vertauscht worden. Der leibliche Sohn wächst bei einer armen, komplett anderen Familie auf. Das Familienidyll ist zerstört, die Eltern sind ratlos.

Familienidyll? Wir hätten es nicht mit einem Film von Regisseur Hirokazu Kore-Eda zu tun, wenn dieses nicht von Anfang an getrübt wäre. Ryota arbeitet zu viel, kann Keita zwar Wohlstand bieten, doch Zeit für den Kleinen hat er nicht. Ganz anders ist es in der Familie, in der Ryotas leiblicher Sohn aufwächst. Der dortige Vater Yudai kann finanziell keine großen Sprünge machen, doch er hat ein Herz aus Gold und kümmert sich stets rührend um die Familie. Ryota beginnt, Dinge in Frage zu stellen…

„Schließlich Vater werden“ lautet der japanische Titel des Films in wörtlicher Übersetzung. Mit Blick auf die kleinen Dinge, doch ohne Parteinahme, zeichnet Kore-Eda liebevoll und empathisch die Entwicklung Ryotas nach und zeigt Kontraste mit umwerfender Wirkung: während Keita allein in die Badewanne steigen muss, um seine Eigenständigkeit zu unterstreichen, hüpft Vater Yudai einfach mit ins warme Wasser, das Bad wird zur Party.

In Cannes, dem wichtigsten Filmfestival, wurde Kore-Eda dann auch mit langen, stehenden Ovationen belohnt und dem Großen Preis der Jury. Steven Spielberg selbst führte den Vorsitz und machte keinen Hehl daraus, dass dies sein Lieblingsfilm des Jahrgangs gewesen ist.

„Like Father, Like Son“ ist kluger Film mit großen Fragen, der sich interessanterweise auf die Erwachsenen fokussiert und so zur Identifikation mit den Figuren verleitet. Nicht die spektakuläre Verwechslung der Jungen steht im Mittelpunkt, sondern das alltägliche Meistern von Widrigkeiten – ein genialer Einfall. Das US-Remake ist schon geplant.

„Like Father, Like Son“ ist am 17. Oktober um 19.30 Uhr im Familienzentrum Leos zu sehen. Karten können unter leos-kino@gmx.de vorbestellt werden. Einlass ist um 19 Uhr. Der Eintritt beträgt fünf Euro.