„Das Dritte Reich und wir“

An dem Projekt "Das Dritte Reich und wir" beteiligen sich Feuerwehren, Vereine und Verbände aus ganz Deutschland, auch die Freiwillige Feuerwehr Oerlinghausen. Screenshot: Thomas Dohna (aus dem Video zum Projekt)
An dem Projekt „Das Dritte Reich und wir“ beteiligen sich Feuerwehren, Vereine und Verbände aus ganz Deutschland, auch die Freiwillige Feuerwehr Oerlinghausen. Screenshot: Thomas Dohna (aus dem Video zum Projekt)

Bundesweites Projekt zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus

Gießen/Berlin/Oerlinghausen. Wie war das bei uns in Oerlinghausen im „Dritten Reich“? Diese Fragen stellen sich Oerlinghauser Bürger. Sie haben sich dem bundesweiten Projekt „Das Dritte Reich und wir“ angeschlossen. Am Samstag, 16. Oktober 2021, können interessierte Bürger und Bürgerinnen sich über das Projekt und den kommenden Workshop
informieren. Von 9 bis 13 Uhr ist „Das Dritte Reich und wir“ mit einem Stand am Rathausplatz auf dem
Markt in Oerlinghausen vertreten.

Oerlinghausener Bürgerinnen und Bürger haben sich beim bundesweiten Projekt „Das Dritte Reich und wir“ angemeldet. Am Mittwoch, 3. November 2021, 17 Uhr findet zum ersten Mal ein Workshop als offenes Treffen im Saal des Bürgerhauses, Tönsbergstraße 3, statt. In dem Projekt erhalten Dörfer und Städte in ganz Deutschland die Möglichkeit, sich mit Spuren des Nationalsozialismus in der eigenen Gemeinde auseinanderzusetzen und die Ergebnisse vor Ort zu präsentieren.

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Das Einzelprojekt in Oerlinghausen wird in erster Linie von der Feuerwehr der Stadt getragen. Projektleiter ist Christian Stüber von der Freiwilligen Feuerwehr Oerlinghausen. „Das Projekt ist nicht nur für Feuerwehrleute oder Hobbyhistoriker. Wir heißen alle interessierten Bürgerinnen und Vereine herzlich willkommen“, wird Stüber in einer mitteilung zitiert. „Es gibt unzählige Publikationen zu lokaler NS-Geschichte“, erklärt die Projektleiterin Professor Dr. Ulrike Weckel das Gesamtprojekt. „Aber nur wenige Bürgerinnen haben je persönlich die Geschichte des Nationalsozialismus erforscht.“ Weckel lehrt am Historischen Institut der Julius-Liebig-Universität Gießen Fachjournalistik Geschichte lehrt. „Es ist eben ein Unterschied, ob ich eine Dokumentation im Fernsehen über Zwangsarbeit sehe oder ob ich etwas über einen Zwangsarbeiter beim Bauern oder Gastwirt im eigenen Ort erfahre.“ Weckel betonte, dass das Projekt nicht moralisieren oder erziehen wolle, sondern Neugier wecken möchte für konkrete Details und Zusammenhänge der NS-Geschichte, die trotz gefühltem umfänglichen Wissens gar nicht bekannt seien. „Die Menschen vor Ort brauchen an der ein oder anderen
Stelle fachliche Unterstützung, aber keine Professorin, die sich vor ihnen aufstellt und ihnen moralische
Lehren erteilt.“

„Die Feuerwehren wirken wie kaum eine andere Institution in unser Land hinein“, erklärte der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) Karl-Heinz Banse. „Daher können die Feuerwehren bei der Beschäftigung mit dem
Nationalsozialismus vor Ort einen wichtigen Beitrag leisten.“ Allerdings sei die Entscheidung zur Teilnahme den einzelnen Feuerwehrleuten überlassen, betonte der DFV-Präsident: „Das ist Sache der Feuerwehren vor Ort, nicht die des Präsidiums“.

Einzelprojekte entstehen, indem sich aus den Vereinen, der Feuerwehr, den Kirchengemeinden eines Ortes heraus eine Gruppe von Interessierten zusammen findet. Innerhalb eines Jahres recherchiert die Gruppe zusammen mit dem Projektmitarbeiter Clemens Tangerding zur NS-Zeit in der Gemeinde und bereitet eine Präsentation vor. In der Gruppe dürften unterschiedliche Ansichten zur Aufarbeitung und divergente politische Haltungen aufeinandertreffen, erklärt der Historiker. „Natürlich kann es Streit darüber geben, wie freiwillig im Einzelfall eine NSDAP-Mitgliedschaft war, was den Einzelnen antrieb und wie wir das heute einordnen und bewerten“, erklärt der Historiker. Aber es gebe keinen Grund dafür, Angst vor etwaigen Konflikten zu haben. „Vereinsmenschen, Feuerwehrleute und Kirchenmitglieder vor Ort haben
schon vor diesem Projekt viele schwierige Probleme gelöst“, ergänzte der 44-Jährige.

„Das Dritte Reich und wir“ ist aus dem Projekt „Feuerwehren in der NS-Zeit“ hervorgegangen. In diesem Projekt arbeiten vier Freiwillige Feuerwehren die NS-Geschichte ihrer eigenen Wehr auf. Dabei handelt es sich um die Feuerwehren von Mannheim, Marburg, Dömitz und Schwedt/Oder. Für „Das Dritte Reich und wir“ haben sich bislang neben Oerlinghausen die Gemeinden Dietramszell, München, Heynitz, Radeberg und Stuttgart-Riedenberg angemeldet. Das Projekt wird von der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat gefördert.

Projekt-Video (Weiterleitung zu YouTube)

Projektinformation Deutscher Feuerwehrverband

Projektseite „Das Dritte Reich und wir“