Die neue Schäferin

Schäferin mit Herde web

Schäferin: Pia Völker führt ihre kleine Schafherde über die große Wiese auf dem Heimathof zur Obstwiese, wo die Tiere das Gras kurz halten sollen. Foto: Thomas Dohna

Bielefelder Schafe beweiden jetzt die Streuobstwiese auf dem Heimathof

Leopoldshöhe (ted). Es klingt wie „Nööö“, wenn Ria Völkers Schafe auf den Ruf „Kommt, Mädels!“ antworten. Manchmal bleiben die Schafe dabei; dann, wenn sie entdeckt haben, dass der grüne Futterbottich leer ist, den Völker ihnen fürs Foto hinhält. Erst wenn die Hütehunde Völkers Willen klarmachen, setzen sich die Schafe in Bewegung. Pia Völker ist die neue Schäferin auf dem Heimathof.

Schafe gehören seit vielen Jahren zum Heimathof. Eine kleine Herde soll das Gras auf der Obstwiese und im Regenrückhaltebecken kurz halten. Seit dem frühen Frühjahr ist das die Aufgabe von Pia Völkers Schafen.

Die scheinen das zu genießen. Sie sollen aus dem Bereich des Regenrückhaltebeckens auf die große Wiese wechseln. Es erschließt sich nicht ganz, ob sie Völkers oder doch dem Ruf des frischen hohen, im Schatten stehenden Grases folgen. „Schafe sind unheimlich schlaue, faszinierende Tiere, die man einfach näher kennenlernen muss, um diese Leidenschaft verstehen zu können“, sagt Völker.

Seit 2016 ist die 29-Jährige Schäferin. Sie kam über ihre Hunde dazu. Mit zwölf Jahren besuchte sie mit ihrer Schulklasse ein Tierheim. Sie lernte dort viele Tiere kennen, auch Hunde, vor denen sie bis dahin große Angst hatte. „Ich wollte den Tieren helfen, übernahm am gleichen Tag eine Patenschaft für einen Hund und engagierte mich ehrenamtlich“, erzählt Völker. Dort lernte sie eine Hündin kennen. Sie habe Angst vor Menschen gehabt. „Wir lernten unheimlich viel voneinander“, berichtet Völker. Ein paar Monate später zog sie bei den Völkers ein. Der Spitzname des Tieres: „Das Schaf oder Schäfchen“, weil sie optisch irgendwie an ein Schaf erinnerte, sagt Völker. Damals habe es angefangen, dass sie sich für Schafe interessierte. Ein zweiter Hund zog ein. Dann kam Völker auf Hütehunde und da auf den Australian Shepherd.

Aufmerksam: Pia Völker mit ihrem Hütehund. Foto: Thomas Dohna

Völker beschäftigte sich mehr und mehr mit der Schafhaltung und begann mit dem Hütetraining. „Für mich stand fest, ich möchte irgendwann mal eigene Schafe haben“, sagt die gelernte Tierpflegerin. Die Hunde sollten ihr dabei helfen, die Schafe möglichst stressfrei von einer Wiese zur anderen zu bekommen oder sie medizinisch behandeln zu können. Inzwischen hat sie 20 Schafe in ihrer Herde und ein neues Ziel im Blick. Sie möchte eine Herde aus Drenthe Schafen aufbauen, einer niederländischen Schafrasse, das ein oder andere Tier dieser Rasse ist schon da. „Dieses Jahr soll meine Herde dann komplett auf Drenthe Schafen umgestellt sein“, sagt sie. Die nicht-reinrassigen Tiere sollen ein schönes neues Zuhause finden.

Der Heimatverein will mit der Schafherde die Streuobstwiese kultiviert halten und die Tiere den Kindertagesstätten- und Grundschulkinder näher bringen. Dazu will der Heimatverein zu den Grundschulen und Kindertagesstätten Kontakt aufnehmen, um gemeinsam mit Pia Völker Projekte für Kinder zu entwickeln und durchzuführen. Den Kindern soll so ein Einblick in das Arbeitsumfeld einer Schäferin gegeben werden. Die Arbeit mit den Tieren ermögliche Körpererfahrung, Emotionalität und soziale Interaktion – beispielsweise, wenn eine Schafherde von einer Weide auf die andere gebracht werden soll und wie man dabei mit den Hütehunden arbeitet, erklärt der Heimatverein. Leider können der Heimatverein und Pia Völker wegen der Beschränkungen durch die Corona-Pandemie diese Projekte in diesem Jahr nicht anbieten.