Drei Jahre später: „Oh, Onkel Sebi! Du hast mein Auto kaputt gemacht!“ Lena, das unglaublich zuckersüße und superblonde Mädchen von Angie und Matthias (einst eine Kidneybohne auf einem Schwarz-Weiß-Bild), nimmt meinem Mann äußerst angemault das rote Plastikauto aus der Hand. Gemeinsam sitzen wir alle zusammen bei Karla und Arne auf der Terrasse und schlürfen von Karlas hausgemachter Limonade. Sebi wollte Lena etwas bespaßen, hat aber im Übereifer den Spoiler von ihrem Spielzeugauto abgebrochen. „Entschuldige Prinzessin! Das wird umgehend repariert!“ Mein Mann zieht die kleine Goldlockenfee auf seinen Schoss und ich betrachte die beiden leicht wehmütig. Aber das Gefühl verfliegt zum Glück auch gleich wieder. Gut, denn es ist nicht zu ändern. Mittlerweile haben wir es Schwarz auf Weiß, dass es nichts wird mit den eigenen Kindern. Auch mein anderer Eierstock hat seine Arbeit eingestellt. Fauler Uterus, da nutzen alle Kuhfladendrinks der Welt natürlich gar nichts!!! Und nach langen Überlegungen haben Sebastian und ich uns entschieden, auch kein Kind zu adoptieren. Dafür hat die kleine Lena Einzug in unser Leben gehalten. Sebi und ich durften die Paten des kleinen blonden Engels werden. Ich habe nie ein schöneres Kind gesehen als diese Prinzessin. Kein Wunder bei den beiden Eltern: die ultimative Barbiepuppe und die lebendige Davidstatue kriegen ein Kind, wie sollte es anders aussehen als einfach perfekt! Selbst vom Wesen her ist sie bezaubernd. Auf der Arbeit habe ich trotzdem begonnen, Karlas Idee von der firmeninternen Kita umzusetzen. Der Vorschlag wurde von den Angestellten sehr begrüßt und die Plätze sind schon fast alle belegt. Bald wird auch unser Patenkind dort seine Vormittage verbringen, wenn Angie wieder beginnt zu arbeiten. Dass das alles soweit kommen konnte, liegt an meinem VvH Plan. Er ist zum Glück perfekt aufgegangen. Als Angie mich und meine drei Helfer in ihrer Küche vorgefunden hat, war sie zunächst einfach sprachlos und ich habe diese Kommunikationslücke ausgenutzt und meinen Plan umgesetzt. Wir haben geheult, geredet und schließlich gelacht. Nach dieser langen, beschissenen Trennungszeit haben wir wieder zusammengefunden und sind heute enger denn je befreundet. Ich kann gar nicht sagen, wie froh ich darüber bin! Und meine Ehe? Sebi und ich sind uns am Ende einig gewesen, dass wir beide uns völlig reichen, warum wir dann auch auf eine Adoption verzichtet haben. Nur Edda Bach, Sebis Mutter, hat uns für alle Zeiten ins Fegefeuer gewünscht. Natürlich ganz besonders mich! In ihren Augen ist mein „Männerarbeitsplatz“ daran schuld, dass mein Uterus seine Arbeit eingestellt hat. Das hat dann auch dem gemütlichen Sebi gereicht, ich habe ihn niemals so toben gehört, wie an jenem gruseligen Abend bei seiner Mutter in der Wohnung. Und so telefonieren wir nur noch zum Geburtstag und Weihnachten mit ihr. Das ist Sebi natürlich anfangs sehr an die Nieren gegangen, er brauchte eine ganze Weile, um mit seiner Mutter zumindest nüchterne Worte wechseln zu können. Mittlerweile ist es ihm egal. Sehr traurig, aber nicht zu ändern.
Nächste Woche starten Sebastian und ich anlässlich unseres fünften Hochzeittages zu einer Weltreise. So können wir die Vorteile der Kinderlosigkeit genießen, unter anderem am Strand der Seychellen und beim Shoppen in Sydney. Wir freuen uns sehr darauf. Doch heute sitzen wir erst einmal alle zusammen auf Karlas Terrasse, grillen, trinken selbstgemachte Leckereien und haben gemeinsam Spaß. Darüber freue ich mich am meisten, denn jetzt ist endlich wieder alles gut!