Birgit Böcker stellt am Bahnhof Oerlinghausen aus
Asemissen (ted). Seit ein paar Tagen hängen Bilder im Café Fahrzeit, die es ohne die Corona-Pandemie nicht gegeben hätte. Birgit Böcker sagt: „Es waren Dinge, die einfach heraus drängten, für die bisher aber keine Zeit da war.“ Abstrakes hat sie aufhängen lassen. Böcker hatte schon einmal Bilder im Café Fahrzeit gezeigt. Damals war es Pop Art.
Birgit Böcker malt eigentlich, um sich neben dem Beruf zu entspannen. Sie ist Physiotherapeutin. Bis zum Beginn der Kontaktbeschränkungen betreute sie mobil Mitarbeiter von Unternehmen. „Die sind jetzt alle im Homeoffice“, sagt sie. Mitte März lag das Geschäft beinahe vollständig darnieder. Ihr Mann, der mit ihr das Unternehmen betrieb, fand in seinem alten Beruf eine Stelle, sie machte auf kleiner Flamme weiter – und hatte Zeit. Sie drehte Videotrainings für ihre Kunden, aber das füllte sie nicht aus. „Brachliegende Zeit“, wie sie sagt. Die nutze sie, um Dinge auszuprobieren, die „lange schon einmal herauswollten“, in diesem Fall Abstraktes. Außerdem sollte es großformatiger werden: „Einmal ein Meter und mehr“, sagt Böcker. Dennoch blieb Zeit. Böcker bekam Aufträge für Malereien, Porträts und ähnliche Sachen. Inzwischen habe sich die Auftragsmalerei zu einem zweiten Standbein entwickelt, berichtet Böcker. „Ohne Corona wäre das nicht so gekommen“, sagt Böcker und schaut dabei zufrieden aus.
Im Café hängen nun die abstrakten Arbeiten, Farbschichten und -verläufe, vieles in grau und schwarz. Böcker erzählt. Bei einigen Arbeiten haben sie die spätere Gestalt ganz genau um Kopf. An anderen Tagen schaue sie sich im Atelier um, finde beispielsweise eine Farbe und entwickele daraus eine Arbeit. Die malt sie auf Leinwände, MDF-Platten oder Holzplatten. Im Café Fahrzeit hängen allerdings ausschließlich Arbeiten auf Leinwand, weil die kleiner sind und besser an die Wände passen. Bis eine Arbeit fertig sei, vergingen manchmal Tage, sagt Böcker.
Obwohl sie und ihr Mann wie viele Selbstständige eine harte Zeit durchmachen, schaut sie optimistisch darauf, vor allen Dingen darauf, mit ihrer Malerei Geld verdienen zu können. „Das war immer schon etwas, was ich mir gewünscht habe“, sagt sie. „Corona hat mir die Chance dazu gegeben.“ Schließe sich eine Tür, sei da immer eine andere. „Die Klinke muss man aber schon selbst drücken“, sagt Böcker. Ihre Arbeiten werden voraussichtlich bis Ende des Jahres im Café am Bahnhof Oerlinghausen in Asemissen zu sehen sein.