
Anneliese Schormann, 93
Zu den Schormanns in Bexterhagen kam das Kriegsende in einem Jeep. Daran kann sich Anneliese Schormann gut erinnern. Sie war damals 18 Jahre alt.
Die Familie bewirtschaftete einen kleinen Hof, auf dem Anneliese Schormann und ihre acht Jahre jüngere Schwester, ihre Mutter, ihre Großeltern väterlicherseits, Großonkel und Großtante Paula lebten. Der Vater war seit 1941 Soldat und durfte wegen der Landwirtschaft immer einmal wieder Sonderurlaub nehmen. Vater und Familie schrieben sich Briefe. Nicht immer kamen sie an, weil der Vater wieder einmal verlegt worden war. 1944 oder 1945 kam Vater Schormann in Kriegsgefangenschaft.
Ein Bekannter hat ihn noch einmal gesehen. In Posen hatte ein Soldat an eine Bretterwand mit Kreide geschrieben: „Hier treffen sich die Lippischen Soldaten“. Schormann kam und die beiden schlossen eine kurze Freundschaft. Danach kam er in Kriegsgefangenschaft.
Als das Kriegsende nach Bexterhagen kam, war Anneliese Schormann gerade mit ihrem Großvater im Wald. Sie hörten ein Brummen. Schnell gingen sie nach Hause. Es dauerte nicht lange, da fuhren Jeeps vor. Einer hielt vor dem Nachbarhaus bei Familie Deppe.
Vor Schormanns Tür hielt ebenfalls ein Jeep. „Auf einmal standen sie vor der Tür“, erinnert sich Anneliese Schormann. Es waren zwei Männer, einer klein und dick, der andere schlank und groß. Der jungen Frau fielen die schmutzigen Stiefel auf: „Da hing ´ne Menge Dreck dran.“ Sie machten einen ängstlichen Eindruck. Sie fragten, ob Soldaten im Haus wären und gaben sich mit der Antwort: „Nein, hier ist niemand“ zufrieden.
Sie fragten auch, welche Schüsse man da höre. Die Antwort „Das sind Polen, die haben die Gewehre gefunden“, schien die Amerikaner zufrieden zu stellen. „Wir hätten im Keller oder auf dem Dachboden Soldaten verstecken können. Die haben nicht genau geguckt. Sie haben einmal die Kellertür geöffnet, mehr nicht.“ Einer der Soldaten schaute auf seine schmutzigen Stiefel und ging nach draußen. Anneliese Schormann war seltsam zumute, richtige Angst hatte sie keine, sagt sie, neugierig war sie auch und blieb an der Seite des Großvaters. „Aber das Warten ging weiter. Der Krieg war vorbei, aber wir wussten ja nicht, ob mein Vater zurückkommt.“ Er kam nicht zurück.
Protokoll: Kornelia Schauf